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Ludwigsburger Nachhaltigkeitstage
Photovoltaik: So stark fragen Bürger das Förderprogramm der Stadt nach

Strampeln ist angesagt: Schaffen es die Radler, per Muskelkraft so viel Energie zu produzieren wie ein Solarmodul? Foto: Andreas Becker
Strampeln ist angesagt: Schaffen es die Radler, per Muskelkraft so viel Energie zu produzieren wie ein Solarmodul? Foto: Andreas Becker
Bei einem Aktionstag in der Ludwigsburger Fußgängerzone hat die Stadtverwaltung am Samstag mit Akteuren über die vielen Facetten von Nachhaltigkeit informiert. Angesichts der aktuellen Energiekrise war das Interesse groß, Projektkoordinatorin Anna Hoeffler zog eine positive Bilanz.

Ludwigsburg. Am Stand des Referats Nachhaltige Stadtentwicklung in der Asperger Straße wird kräftig in die Pedale getreten. Besucher strampeln schon den ganzen Tag auf einem Ergometer. Ziel ist es, so viel Energie zu produzieren, wie ein Solarmodul in Burkina Faso in sechs Stunden (so lange dauert der Aktionstag in der Fußgängerzone) erzeugen würde.

„Wir müssen 400 Kilowattstunden schaffen“, erzählt Florence Zirn vom im Referat Nachhaltige Stadtentwicklung angesiedelten Team „Klima und Energie“. Die Radler nehmen an einem Gewinnspiel teil, zu gewinnen gibt es Einkaufsgutscheine oder Energiesparboxen der Stadtwerke. Am frühen Nachmittag sind 300 Kilowattstunden zusammengekommen. „Die restlichen 100 schaffen wir auch noch“, zeigt sich Zirn zuversichtlich. „Dann können wir heute Abend bei den Afrikatagen ein Solarsystem für Kongoussi spenden.“ Mit dieser Stadt in Burkina Faso unterhält Ludwigsburg eine Klimapartnerschaft.

Was fairer Handel für den Artenschutz bedeutet

Die Stadtverwaltung hat diverse Akteure in den Aktionstag eingebunden. Etwa den Zweckverband Landeswasserversorgung, der mit einem Trinkwasserwagen vor Ort ist. Die Solarinitiative berät über die Vorteile von Photovoltaik, die Aktionsgemeinschaft Artenschutz informiert über die Bedeutung des fairen Handels für die Lebensräume bedrohter Tiere und Pflanzen, die Fairtrade-Agendagruppe zeigt eine Ausstellung über Landnahmen, bei denen Kleinbauernfamilien in Entwicklungsländern von ihren Ackerflächen vertrieben werden.

Das Interesse an nachhaltigen Themen habe zuletzt stark zugenommen, sagt Zirns Kollegin Anna Hoeffler. Das mache sich auch beim Aktionstag bemerkbar. An den verschiedenen Ständen hätten sich viele Besucher informiert, „es lief sehr gut“. Insbesondere das Interesse an Gebäudesanierungen sei aktuell groß. Nachhaltigkeit sei ein komplexes Thema, meint Hoeffler, Energie nur eine Facette. Auch Aspekte wie Mobilität oder Essgewohnheiten müssten stets berücksichtigt werden. Auf entsprechend vielfältigen Wegen setzt sich das Referat Nachhaltige Stadtentwicklung, auch in Zusammenarbeit mit externen Partnern wie der Ludwigsburger Energieagentur, dafür ein, das Thema stärker in die Öffentlichkeit zu tragen.

Mehr Anträge für Förderprogramm als finanzielle Mittel

Ein wichtiger Baustein ist das Förderprogramm „Klimabonus“, mit dem die Kommune den Bau von Photovoltaikanlagen, Hausdämmungen oder den Anschluss privater Immobilien an das Fernwärmenetz finanziell fördert. „Das Programm lief von Mai bis Mitte September, etwa 150 Privatprojekte wurden bezuschusst“, berichtet Zirn, die für die Bearbeitung der Förderanträge zuständig ist. Das gesamte Jahresbudget von 250000 Euro sei damit ausgeschöpft, weitere Anträge seien in der Pipeline. Hoeffler plädiert dafür, das Programm neu aufzulegen. „Die Stadtverwaltung unterstützt das, aber der Gemeinderat muss noch entscheiden.“

Mit dem Projekt „Ludwigsburg bringt’s mit“ wirbt die Stadtverwaltung bei Gastronomen dafür, sich am Mehrwegsystem „Local to go“ zu beteiligen. Den ersten 20 Gastrobetrieben, die in das Pfandsystem einsteigen, erstattet die Kommune die Hälfte der Gebühren für den ersten Ein- oder Zweijahresvertrag. Die Resonanz hält sich bislang in Grenzen, laut Hoeffler machen erst vier Betriebe mit. Es sei ein langwieriger Prozess, die Gastronomen ins Boot zu holen. „Auch die Gäste können als Multiplikatoren ihren Teil dazu beitragen, indem sie nach Mehrweglösungen fragen“, so Hoeffler.

Weitere Veranstaltungen sind geplant

Nachhaltigkeit ist ein Puzzle aus vielen kleinen Teilen. „Ein Mosaik, das sich aus Hunderten von Steinchen zusammensetzt“, wie es Florence Zirn formuliert. Bis zum 9. Oktober bieten die landesweiten Nachhaltigkeitstage, in deren Rahmen auch der Aktionstag in der Fußgängerzone stattfindet, unter dem Motto „Jede Tat zählt“ ganz verschiedene Sichtweisen auf das Thema.

Unter anderem kann am kommenden Mittwoch die Solarthermieanlage auf dem Römerhügel besichtigt werden. Am 6. Oktober findet im Markt 8 das Klimadinner statt, am 8. Oktober können Kinder bei einem „Escape Game“ im Kulturzentrum versuchen, dem Klimawandel zu entkommen.