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Tiere
Rätselraten um Lurchi geht weiter

Kurz nachdem die Sperrung aufgehoben wurde, hat die Stadt nun wieder Schilder aufgestellt. Foto: Andreas Becker
Kurz nachdem die Sperrung aufgehoben wurde, hat die Stadt nun wieder Schilder aufgestellt. Foto: Andreas Becker
Was ist mit den Feuersalamandern passiert, die kürzlich tot auf einem Feldweg zwischen Poppenweiler und Neckarweihingen gefunden wurden? Das ist immer noch unklar.

Ludwigsburg. Es war vergangene Woche für viele in und um Neckarweihingen ein Schock: der Anblick von mehreren toten Feuersalamandern an einem Feldweg zwischen Neckarweihingen und Poppenweiler. Zuvor hatte unsere Zeitung bereits von einem mysteriösen Massensterben in Schwieberdingen berichtet.

Dort hatte man zuerst vermutet, dass die Tiere durch Menschenhand erschlagen wurden – wohl auch, weil immer noch der Mythos, dass Feuersalamander giftig sind, kursiert. Inzwischen hat man in Schwieberdingen eine andere Vermutung (siehe Text unten). Auch in Ludwigsburg war im Gespräch, dass die Tiere erschlagen werden. Andere vermuteten Autos, die bei Nacht den Feldweg als Abkürzung nutzen und die Tiere erwischen. Das hat sich mittlerweile geändert. Wie die Stadt auf Nachfrage mitteilte, sperre sie jedes Jahr zur Wanderungszeit der Feuersalamander zwischen Februar und Anfang Juni einen Teil des Feldwegs ab. In diesem Jahr wurde die Sperrung am 9. Juni von den Technischen Diensten aufgehoben. Dabei hätten die Mitarbeiter etwa zehn am Wegrand deponierte tote Feuersalamander entdeckt. Laut Aussagen einer Sprecherin der Stadtverwaltung seien die Tiere nicht überfahren worden.

Wegen des Vorfalls sei der Feldweg seit vergangenen Montag nun wieder teilweise gesperrt – obwohl die Salamander keine Verletzungen von Überfahrungen aufweisen, betont die Sprecherin. Zwischen 20 und 6 Uhr sind die Schranken geschlossen. Das bestätigen auch Anwohner, die den Feldweg regelmäßig nutzen.

Das erinnert an einen Fall aus dem Jahr 2014: Auch damals fand man an derselben Stelle rund zehn tote Feuersalamander nur wenige Tage nachdem die Stadt die Absperrungen abgebaut hatte. Auch damals wurden die Schranken schnell wieder in Betrieb genommen. Vor sechs Jahren ging man davon aus, dass die Salamander überfahren wurden.

Wie die Stadt mitteilte, habe man sofort nach dem Fund das Landratsamt informiert. Dieses habe bei der Polizei Anzeige wegen Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz erstattet – wie auch schon in Schwieberdingen. Die Begründung: Nachstellen und Tötung von Feuersalamandern. Die Stadt schließt also nicht aus, dass die gefundenen Tiere mutwillig getötet wurden.

Das Veterinäramt ist momentan nicht in die Sache involviert, sagt ein Sprecher des Landratsamtes auf Nachfrage. Die Tiere seien bereits zu verwest gewesen. Wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, hätte das Amt für Umwelt und Gewerbe der Polizei die Laboruntersuchung auf einen Pilzbefall veranlasst.

„Wir halten einen Pilzbefall für eher unwahrscheinlich“, so ein Sprecher der Kreisbehörde. Dieser würde nicht die Ansammlung der Feuersalamander erklären. Beim BUND kann man sich hingegen gut vorstellen, dass ein Pilz, der bisher hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen, Holland und Belgien aufgetaucht ist, die Ursache für das Salamandersterben ist. Es sei wichtig, die Ursache schnell herauszufinden. Denn wenn es sich um eine Pest handle, sollte diese schnell eingegrenzt werden, so der BUND. Verursacher der Krankheit sei ein Pilz, der ursprünglich aus Ostasien stamme, teilte der Nabu mit. Es wird vermutet, dass dieser über den Tierhandel nach Deutschland kam. Das Immunsystem heimischer Feuersalamander könne sich gegen den Pilz nicht wehren. Deshalb sterben die Tiere an der Infektion.

Vogel als Täter in Schwieberdingen?

Der Fund von rund 30 toten Feuersalamandern am 5. Juni hatte nicht nur in Schwieberdingen Wellen geschlagen, waren doch Menschen in Verdacht geraten – und zwar weniger als Autofahrer denn als grausame Wesen oder aus Furcht vor einer vermeintlich giftigen Haut. Dem Umweltbeauftragten der Gemeinde hat das keine Ruhe gelassen, und er meldete sich nun mit einem neuen Verdacht. Bei Düren seien viele Kröten und Frösche sowie Molche gefunden worden, mit teils aufgerissenen Leibern oder angefressen, zitiert Eberhard Keller einen Bericht des Nabu NRW. Die Urheber seien zwar nicht eindeutig bestimmbar, aber genannt werden unter anderem Graureiher.

Doch sind die auch aktiv, wenn es dunkler wird? Manfred Hauser zumindest, der den Fund auf dem für Autos derzeit gesperrten Weg machte, hat dort tagsüber kaum einmal Salamander entdeckt – und nachts keine Vögel, die infrage kämen. Die Tätersuche geht also weiter, zumal die angefragten Naturschützer einen Pilzbefall wegen der Verletzungsbilder früh ausgeschlossen hatten. (jsw)