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Monrepos
Schlamm im Monrepos-See: „Es ist längst fünf nach zwölf“

Um die Wasserqualität des Monrepos-Sees ist es schlecht bestellt. Rundherum weisen Schilder (rechts) nun darauf hin, dass Enten nicht gefüttert werden sollen. Foto: Holm Wolschendorf
Um die Wasserqualität des Monrepos-Sees ist es schlecht bestellt. Rundherum weisen Schilder (rechts) nun darauf hin, dass Enten nicht gefüttert werden sollen. Foto: Holm Wolschendorf
Eine Hinweistafel erklärt, warum an die Enten kein Brot gefüttert werden soll. Foto: Holm Wolschendorf
Eine Hinweistafel erklärt, warum an die Enten kein Brot gefüttert werden soll. Foto: Holm Wolschendorf
Dem Monrepos-See geht die Luft aus, weil immer mehr Schlamm entsteht – Sportfischer fordern Runden Tisch

Ludwigsburg. „Euer Brot bringt uns Not“, heißt es auf einer Infotafel, von der weitere rund um den Monrepos-See angebracht sind. Brot ist nämlich nicht das richtige Futter für die auf dem Wasser lebenden Tiere und eine Ursache dafür, dass dem See buchstäblich die Luft ausgeht.

Das Gewässer kann sich aufgrund des zunehmenden Materialeintrags immer weniger regenerieren. Im Klartext: Es entsteht immer mehr Schlamm. „Es ist nicht fünf vor, sondern längst fünf nach zwölf“, sagt der Vorsitzende des Sportfischervereins Ludwigsburg, Hans-Rainer-Würfel. Der Verein ist für den See zuständig und hat nun auch in enger Abstimmung mit der Hofkammer als Eigentümerin des Monrepos-Areals einige Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu verbessern.

Ein Besuch am Wochenende stellte dabei wieder unter Beweis: Der Monrepos ist ein beliebtes Naherholungsziel. Neben den Spaziergängern wählen Brautpaare gerne das Ambiente rund um das Schloss für romantische Fotos. Mit dem Tretboot geht es auf Tour durch das Gewässer und auf der Wiese trifft man sich zum Picknick. Doch die Idylle trügt, der See ringt sprichwörtlich um Luft. Und dann helfen nur noch Notmaßnahmen. So hat Gewässerwart Andreas Schulz, der zusammen mit Kai Sackmann und Frank Schröder mit großem Einsatz den „Intensivpatienten“ überwacht, ein besonderes Projekt auf den Weg gebracht. Zusammen mit Studierenden der Hochschule Reutlingen wurden Sensoren im See installiert, die kontinuierlich Sauerstoffgehalt und Wassertemperatur messen. Die Verantwortlichen des Sportfischervereins und der Hofkammer können die Daten jederzeit per Handy abrufen und sind so stets über den Zustand des Gewässers informiert.

Die ersten Erfahrungen: Gerade nach den Starkregenfällen der letzten Zeit gingen die Werte ins Bedenkliche, die für mehr Luft- und Bewegungsströmung sorgenden Pumpen mussten in Betrieb genommen werden. Sie sind das letzte Mittel, um den See vor dem Umkippen zu bewahren. Und sie sind wahre Stromfresser.

Warum Starkregen für den See keinen Segen bringt, liegt für den vereinseigenen Geschäftsführer Gewässer William Petterson auf der Hand: Dadurch werde auch sehr viel Dreck eingeschwemmt, was der Wasserqualität nicht zuträglich sei. Hinzu kommt, dass Zu- und Ablauf verstopft sind, das Ausbaggern steht als nächster Punkt auf dem Programm.

Für zusätzliche Reinigung und Schlammabbau sorgen überdies eigens angebrachte Inseln mit Wasserpflanzen, die vom Team um Gewässerwart Schulz geschaffen wurden. Bleibt die Hoffnung, dass sie auch erhalten bleiben. Neben drei rund um den See verteilten Schildern, die darauf hinweisen, dass das Entenfüttern mit Brot falsch verstandene Tierliebe ist, gibt es weitere Infotafeln zum Verhalten am See. So sollen die Besucher auf den Wegen bleiben und die Natur respektieren. Die Realität ist oft anders. Für das perfekte Foto werden Tiere angelockt und Brotreste gleich beutelweise in den See geworfen. Der Verein hat laut dem Vorsitzenden Hans-Rainer Würfel nicht nur ehrenamtliche Arbeitsstunden in die Verbesserung der Wasserqualität gesteckt, sondern auch viel Geld investiert. Eine wichtige Finanzspritze kam von der Stiftung Umwelt und Natur der Sparda-Bank mit einer Spende von 40000 Euro.

Doch Würfel macht sich nichts vor. Die finanziellen Mittel des Vereins reichen nicht aus, um weitere Maßnahmen zu finanzieren und somit das Gewässer auf lange Sicht am Leben zu erhalten, zumal die Coronapandemie für einen finanziellen Einbruch gesorgt hat. Im zweiten Jahr in Folge fiel das Fischerfest am Monrepos als größte Einnahmequelle des Vereins aus. Würfel fordert deshalb die Einrichtung eines Runden Tisches, bei dem es um die Zukunft des so wichtigen Naherholungsgebietes gehen soll. Hierzu erhalte dann auch die Stadt Ludwigsburg eine Einladung, so Würfel.