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Seit 50 Jahren eine Lobby für Kinder

Das Logo des Kinderschutzbundes Deutschland. Foto: dpa
Das Logo des Kinderschutzbundes Deutschland. Foto: dpa
Sie geben denen eine Stimme, die noch zu klein sind, um sich zu artikulieren, die zu schwach sind, um sich Gehör zu verschaffen, die zu unwichtig erscheinen, um bei den Großen mit am Tisch zu sitzen: Der Kinderschutzbund Ludwigsburg feiert sein 50-jähriges Bestehen.

Lydia Kellner von Bergen war damals Gründungsvorsitzende. Gemeinsam mit ihren Vorstandskollegen Erwin Zinger und Sigrid Ulmer startete sie die Ortsgruppe Ludwigsburg. Nahezu zeitgleich entstand auch in Kornwestheim eine Ortsgruppe. Bereits 16 Jahre zuvor hatte sich der Bundesverband des Kinderschutzbundes gegründet.

In der Ludwigsburger Kreiszeitung war damals über die Gründung zu lesen: „Man denke an jene Kinder, die vernachlässigt oder schlecht behandelt werden und nicht die Liebe erfahren dürfen, ohne die ein Kinder nicht gedeihen kann.“ Natürlich müsse man „schwere Fälle von Misshandlungen“ der Polizei melden. „Unerbittlich aber ist der Kampf gegen den ‚guten Onkel‘ angesagt.“

„Die Gründungsfrauen wollten handeln“, sagt die heutige Vorsitzende des Kinderschutzbundes, Christa Holtzhausen. Sie hätten nicht mehr zuschauen sondern konkret eingreifen wollen. Heute könne man schon früher ansetzen. Mit Hilfe von Prävention wird versucht, prekäre Situationen gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Damals wie heute gab es schon die „Nummer gegen Kummer“, das Kinder- und Jugendtelefon. Das Angebot ist kostenlos und anonym. Kinder und Jugendliche rufen hier an, weil sie Liebeskummer oder Stress mit den Eltern haben, gemobbt werden oder sexuellen Missbrauch erfahren haben. „Hier hört ihnen jemand zu und nimmt sie ernst“, sagt Holtzhausen. Manchmal hilft schon ein einziges Telefonat, und wenn es damit nicht getan ist, vermitteln die Ehrenamtlichen des Kinderschutzbundes Adressen und Hilfsangebote. Ähnlich funktioniert das Angebot des Elterntelefons.

„Wir möchten nichts anbieten, was es an anderer Stelle schon in der Stadt gibt“, sagt Holtzhausen. Deshalb ist der Kinderschutzbund die einzige Stelle, die begleiteten Umgang für Trennungs- und Scheidungskinder anbietet. Auch die Sprach- und Spielekiste ist ein Angebot, das es in dieser Form kein zweites Mal gibt. Sie richtet sich an Flüchtlingskinder und deren Mütter, die viermal pro Woche auf spielerische Weise Deutsch lernen.

Seit vielen Jahren besuchen die Mitarbeiterinnen des Kinderschutzbundes Familien mit ihren Neugeborenen in Ludwigsburg. Finanziert wird dieses freiwillige Angebot von der Stadt.

Rund 80 Ehrenamtliche engagieren sich beim Kinderschutzbund Ludwigsburg. „Wir waren auch schon mal 130“, sagt Holtzhausen, die ihre Amt wie alle anderen Vorstandskollegen ebenfalls ehrenamtlich ausübt. Nur acht Personen sind angestellt, sie teilen sich knapp vier Personalstellen. Das Angebot finanziert sich aus Spenden und Geldern der Jugendhilfe. Die Stadt Ludwigsburg gibt einen Mietkostenzuschuss.

„Wir möchten für Kinder eine lebenswerte Zukunft gestalten.“ Dazu gehöre auch, Stellung zu beziehen. Beispielsweise was die Kindergrundsicherung oder die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz anbelangt. „Die Beteiligung von Kindern an kommunalen Entscheidungen ist zwingend nötig“, so Holtzhausen. Glücklicherweise habe Ludwigsburg einen Jugendgemeinderat, „aber ein Kinderparlament oder eine Kinderpressekonferenz“ stünde der Stadt gut zu Gesicht.

Die Arbeit, da ist sich Christa Holtzhausen sicher, wird nicht ausgehen. „So lange es Kinder gibt, wird es den Kinderschutzbund geben.“

Info: Kontakt zum Kinderschutzbund Ludwigsburg über Telefon (0.71.41) 90.27.66, www.kinderschutzbund-lb.de.