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Führungs- und Lagezentrum
„Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif“

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Wirbeln viel Staub auf (v.l.): Burkhard Metzger (stellvertretender Polizeipräsident), Erster Bürgermeister Konrad Seigfried, Staatssekretär Julian Würtenberger, Staatssekretärin Gisela Splett, Landrat Rainer Haas, Polizeipräsident Frank Rebholz, Corinna Bosch (Leiterin Landesbetrieb Vermögen und Bau, Amt Ludwigsburg) sowie Franz Harder (Architekten Harder, Stumpfl, Schramm). Im Hintergrund das Polizeipräsidium, links der Hundezwinger, über dem in Ständerbauweise das neue Führungs- und Lagezentrum errichtet wird.Foto: Vermögen und Bau/Elke Jacoby
Es bedurfte harter Arbeit im Hintergrund und des Bohrens dicker Bretter in der Landesregierung, jetzt wird es wahr: Das Polizeipräsidium Ludwigsburg bekommt ein hochmodernes Führungs- und Lagezentrum. Jahrelang wurde das Vorhaben durch die mühselige Reform der Polizeireform ausgebremst, 2020 soll es nun stehen.

Ludwigsburg. Eitel Sonnenschein am Montagvormittag im Polizeipräsidium, wenn Land, Kreis und Stadt aufeinandertreffen: Gisela Splett, Staatssekretärin im Innenministerium, lobt die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, Polizeipräsident Frank Rebholz bedankt sich artig für den lange verschobenen Neubau des Führungs- und Lagezentrums (FLZ), Landrat Rainer Haas hebt die Rolle der Polizeiarbeit im Landkreis hervor, es werden Schiller und Mörike zitiert: Es ist Spatenstich.

 

Neubau war erst nach Abschluss der neuen Reform möglich

 

All das freundliche Händeschütteln konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bis dahin ein langer und strittiger Weg war. 6,8 Millionen Euro geben sich auch in Zeiten von Polizeireformen und dem Ruf nach mehr Sicherheit nicht leicht aus. Und wenn dann noch die gerade überstandene Polizeireform erneut evaluiert wird und landauf, landab für Streit und neue Begehrlichkeiten sorgt, erst recht nicht. So bezog sich der Satz der Leiterin des Amts für Vermögen und Bau in Ludwigsburg, Corinna Bosch, es sei „nicht ganz einfach“ gewesen, nicht nur auf die Stelzenarchitektur.

Nicht umsonst verwies Julian Würtenberger mit gewissem Stolz auf die Polizei, die sich als „unermesslich gierig“ erwiesen und ihre Ziele verfolgt habe. Im Polizeipräsidium, das seit 2014 mit einer „relativ überschaubaren Mannschaft“ beengt gearbeitet habe, entstehe eine moderne Schnittstelle. „Es wird endlich Zeit“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Digitales und Migration. „Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif.“ Schon bisher koordniiert das FLZ für die Kreise Ludwigsburg und Böblingen jährlich rund 165 000 Einsätze, 120 000 davon über die Notrufnummer 110. Das sind 450 Einsätze am Tag. Wie Erster Bürgermeister Konrad Seigfried sagte, „wird es nicht weniger werden“.

Die Polizei habe mit massivem Personalmangel zu kämpfen, so Würtenberger. In Zeiten der RAF sei sie ausgebaut worden, in den nächsten sechs Jahren gehe ein Drittel der damals Eingestellten in den Ruhestand. „Wir müssen die Lücken schließen und die Polizei stärker machen.“ Wie Gisela Splett verwies Würtenberger auf die Investitionen des Landes: 1500 neue Stellen seien geschaffen worden, sagte Splett. Statt 800 Ausbildungsplätze würden die nächsten Jahre 1800 angeboten, die Polizei habe mittlerweile höhere Investitionszusagen vom Land. Aber Splett wäre nicht Staatssekretärin beim Finanzministerium, würde sie nicht den Schuldenabbau in Baden-Württenberg und die Diskussionen zum Nachtragshaushalt hervorheben. Trotz aller Anforderungen müsse das Land „das Kässle zuhalten“, sagte sie, alleine für den Erhalt seiner öffentlichen Gebäude habe es einen Bedarf von 850 Millionen Euro. „Wir müssen Prioritäten setzen.“

Landrat Rainer Haas brach trotzdem eine Lanze für das Polizeipräsidium in Ludwigsburg, das „seit langer Zeit ächzt und stöhnt“. Der Seitenhieb in Richtung Land kam prompt: „Nicht alle sind mit der Polizeireform total zufrieden.“ Mit 540 000 Einwohnern im Kreis Ludwigsburg sowie 370 000 im Kreis Böblingen würden 65 Städte und Gemeinden betreut, die „eine gewisse Wehrhaftigkeit erwarten“. Es ist kein Geheimnis, dass das Präsidium die Kriminalpolizei gerne wieder in Ludwigsburg hätte, der sie im Zuge der Reform verlustig ging.

Das neue FLZ ist etwas Besonderes: Wegen des Platzmangels wird es in Ständerbauweise „frei“ über den Hundezwinger im Hinterhof gesetzt und verlängert, eine verglaste Brücke dient als Übergang zum Hauptgebäude. Von den 14 Hunden im Erdgeschoss wird nicht viel Störung erwartet: Tagsüber sind sie meist unterwegs, nachts bei ihren Hundeführern.

 

Personalmangel und sehr viele Einsätze als Herausforderung

 

„Halleluja, die Zeit des Planens ist vorbei“, bezog sich Frank Rebholz auf das zuvor vom Musikverein Oßweil gespielte „Hallelujah Drive“. Der Polizeipräsident hat miterlebt, wie 30 Kollegen „in drangvoller Enge“ im Provisorium gearbeitet hätten. Mit 520 Quadratmetern verdoppelt sich ab 2020 ihr Arbeitsbereich, der neue Lageraum biete Platz für 36 Mitarbeitern. Eine neue Glasfaserverbindung ist der direkte Draht zur Integrierten Leitstelle in der Feuerwehrhauptwache.

Doch auch Wehmut prägt Rebholz: „Ich hätte gerne erlebt, wie dort gearbeitet wird.“ Zwar gilt er als Architekt des FLZ, der das Präsidium als einen von 13 Standorten sicher durch die Unruhen der Reform der Polizeireform geleitet hat, doch im Mai 2019 geht es in Rente. Sein Stellvertreter Burkhardt Metzger ist als Nachfolger gesetzt. Die Freude überwiege, versicherte Rebholz: „Das sind jetzt hervorragende Einsatzbedingungen.“