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Innenstadt
Steckt die Seestraße in der Krise?

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Einst war die Ludwigsburger Seestraße eine junge, individuelle Straße. Sie galt als die kleine Schwester der Kirchstraße, nicht ganz so etabliert und konventionell, dafür pulsierend. Heute tut sich die Seestraße schwer, an die Aufbruchsstimmung von damals anzuknüpfen. Das Wort „Krise“ möchte man hier aber dennoch nicht in den Mund nehmen.

Ludwigsburg. Es ist gerade mal ein paar Monate her, als in der Seestraße ein internationales Café und eine Vinothek eröffnet hatten. Damit endete ein Leerstand, der den Geschäftstreibenden in der Fußgängerzone schon seit längerem Sorge bereitet hatte. Jetzt haben beide Läden schon wieder geschlossen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich hier Neueröffnungen nicht allzu lange halten können.

„Handel ist Wandel“ lautet ein altes Sprichwort. So gesehen macht die Seestraße alles richtig. Denn Wandel gibt es hier ziemlich viel. Aber so war das wohl nicht ganz gedacht.

„Wer seinen Job gut macht, überlebt“, sagt der Vorsitzende des Ludwigsburger Innenstadtvereins Luis, Carsten Gieck. Er hat selbst ein Modegeschäft in der Seestraße und bedauert die aktuellen Schließungen. „Alles steht und fällt mit einem guten Konzept“, sagt er. „Man muss sich ständig hinterfragen.“ Der Meinung ist auch Luis-Innenstadtbeauftragter Axel Müller. „Ein Achtel Wein ab fünf Euro ist eben ein bisschen schwierig.“ Die Konzepte seien nicht schlecht gewesen, aber vielleicht nicht ganz bis zu Ende gedacht.

So hat die Seestraße in den vergangenen Jahren viele Geschäfte kommen und gehen sehen. Von Krise möchte Gieck aber nicht sprechen. „Leerstand haben wir trotzdem nicht. Aber es ist die Frage, wie die Läden neu gefüllt werden.“ Die Stadtwerke beispielsweise eröffnen in Kürze eine Ladenfläche in der Seestraße. An anderer Stelle ist ein Geschäft für Handy-Reparatur eingezogen, und wo noch bis vor kurzem Bikinis verkauft wurden, macht demnächst ein Immobilien-Büro auf. „Dienstleistungen in Erdgeschoss-Lage, das wäre früher undenkbar gewesen“, so Gieck. „Das bringt uns nichts, das bringt keine Aufenthaltsqualität.“

Axel Müller nennt die Seestraße ein „Versuchslabor“. „Hier erkennen wir den Modifikationsprozess.“ Es werde sichtbar, dass sich die Welt ändert, auch die des Handels. „Die allgemeine Verweildauer von Geschäften wird kürzer, als wir das gewohnt sind.“ Wer heute eine Firma gründe, entscheide sich in fünf Jahren wieder für etwas anderes. Zudem dränge es viele Unternehmen in die Sichtbarkeit, die bis dato eher für die Büroetagen zu begeistern waren.

Für Carsten Gieck ist die Seestraße immer noch „eine sympathische Straße.“ Er setzt künftig vor allem auf Gastronomie. „Was Besseres als eine gute Gastro kann uns hier nicht passieren.“ Er freut sich, dass der Nachfolger für das internationale Café schon gefunden ist. Ein Café mit Bar und Live-Musik will hier schon im Oktober eröffnen. Auch für die Räume der ehemaligen Vinothek gibt es bereits Interessenten.

Thomas Gieck ist nicht nur gemeinsam mit seinem Bruder Inhaber des gleichnamigen Modehauses, sondern auch Vermieter in der Seestraße. Ihm gehört beispielsweise die Immobilie, in der vor kurzem ein Sushi-Restaurant eröffnet hat. Im Vorfeld der Neuvermietung hatte er in die Renovierung investiert. Das wünscht er sich auch von anderen Kollegen. Hier in der Straße hätten es einige Häuser nötig, meint er kritisch.

Es sind auch Kleinigkeiten, die die Händler stören. Die kaputten Buchsbäume zum Beispiel. „Die gehören ersetzt, das sieht ja nicht mehr schön aus“, meint Carsten Gieck und träumt von einem Bachlauf und einer neuen Beleuchtung.

Die Händler wissen, dass sie nicht allein nach der Stadtverwaltung rufen dürfen, sondern die Dinge auch selbst in die Hand nehmen müssen. Das ist der alte Geist der Aufbruchsstimmung, der durch die Seestraße wehte, als sie vor 28 Jahren zur Fußgängerzone umgestaltet wurde. Die Seestraßen-Akteure hatten sich zusammengeschlossen, zogen an einem Strang.

Auch das hat sich geändert. Jetzt im Oktober sollte in der Seestraße ein Kürbisfest gefeiert werden. Doch nach Stand der Dinge wird es nicht stattfinden. „Es sind wieder mal zu wenig Teilnehmer“, sagt Sarah Schütt-Fetic von Optik Schütt. Sie ist enttäuscht und spricht von Desinteresse. „Es geht halt ums Geld.“