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Akademiehof
Streit um den Akademiehof: Jugend, Polizei, Stadt – alle sind gefordert

Die Polizei hat die Täter nicht mehr angetroffen. Symbolbild: Holm Wolschendorf
Die Polizei hat die Täter nicht mehr angetroffen. Symbolbild: Holm Wolschendorf
Stadträte informieren sich, wie sich das Aufenthaltsverbot ausgewirkt hat und wollen den Platz als öffentlichen Treffpunkt erhalten

Ludwigsburg. Es ist der beliebteste und für junge Leute der wichtigste Treffpunkt in der Stadt. Weil es zunehmend Ärger gegen Mitternacht gab, wurde der Akademiehof Mitte Oktober ab 23 Uhr gesperrt – das sogenannte „Verweilverbot“, ausgesprochen von der Stadt, sollte die Situation beruhigen. Die Sperrung wurde jüngst wieder aufgehoben. Viele Fragen bleiben, und diese hat die LKZ in einer Diskussionsrunde mit Polizei, Oberbürgermeister und Vertretern der Jungparteien und des Jugendgemeinderats aufgegriffen (wir berichteten).

Die jungen Leute wundern sich bei alldem über Vorschläge, die politisch diskutiert werden. Erst gestern hat wieder die Arbeitsgemeinschaft Akademiehof getagt, in der die Akademien, die Stadt, die Polizei und weitere über nicht nur restriktive Möglichkeiten diskutieren. Im Ausschuss des Gemeinderats ist ebenfalls die Situation diskutiert worden.

Aus Sicht der Stadt hat das nächtliche Aufenthaltsverbot seine Wirkung gezeigt, wie der Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, Heinz Mayer, ausführte. Das kritische Publikum, das alkoholisiert für Unruhe und gewalttätige Übergriffe gesorgt hat, sei meist gegen Mitternacht eingetroffen. „Letztes Wochenende war es ruhig“, berichtete Mayer den Stadträten. In der Arbeitsgruppe Akademiehof gehe es nun darum, „die Attraktivität des Platzes zu erhalten und Straftaten zu verhindern“. Je nach Situation könne das Verweilverbot auch kurzfristig wieder aufgerufen werden.

„Die Stadt hätte früher reagieren müssen und nicht erst nach dem Hilferuf eines Hoteliers“, so die Ansicht von Klaus Herrmann (CDU). Er setzt auf die Vorschläge aus der Arbeitsgruppe, die über mögliche Angebote nachdenkt. „Es ist ein attraktiver Treffpunkt für die Jugend, und das soll er auch bleiben“, betonte er.

Als zu früh bezeichnete Nathanael Maier (SPD) den Zeitpunkt, zu dem der Akademiehof gesperrt worden ist. Sollten im Frühjahr nochmals Verbote ausgesprochen werden, sollte dies frühestens um 24 Uhr erfolgen.

Andreas Rothacker (Freie Wähler) fand klare Worte und verteidigte die jungen Leute, die sich friedlich treffen wollen und vor allem Schüler aus Ludwigsburg sind. „Krawall-Leute kommen zu später Stunde oft vom Bahnhof her, ausgerüstet mit Alkohol.“ Die Leidtragenden der Platzsperrung seien „unsere Schüler“. Wenn sie dann auf die Bärenwiese ausweichen, wo es dunkel und für die Jugendlichen unsicherer ist, „dann bin ich da eher besorgt“, so Stefanie Knecht (FDP). Rothackers Idee wäre, mit einer Videoüberwachung für Sicherheit zu sorgen. Ein Ansatz, der unterschiedlich gewertet wurde. Jürgen Müller (Linke) fragt sich, ob bei einer Videoüberwachung nicht auch der Platz ausgeleuchtet werden müsse, was dann die Jugend vertreiben würde. Bürgermeister Sebastian Mannl nannte die Möglichkeit eines „Paniklichts“, das nur bei einem Einsatzszenario eine Rolle spielen würde. Bei der LKZ-Veranstaltung lehnten die jungen Leute eine Videoüberwachung ab, auch die Polizei sieht dies skeptisch.

Stadträte nehmen in der Debatte auch die Stadt in die Pflicht. An Plätzen, wo sich Hunderte Menschen treffen, werden kaum Toiletten angeboten. „Wir haben vor sieben Jahren beantragt, dort Toiletten aufzustellen“, so Rothacker. „Man kann doch keine Plätze ohne Toiletten bauen.“ Die vorhandenen zwei seien ständig kaputt, eine Autobahntoilette wäre beständiger. Frank Handel (Grüne) verwies ebenfalls auf fehlende Toiletten, auch ein Café oder ein gastronomisches Angebot fehle.

Ansonsten bemängeln Stadträte, dass der Akademiehof sich gut für Treffs eignet, sonst aber kaum etwas geboten ist. Sie verweisen auf den tollen Theaterturm, auf die Möglichkeiten, die es aus dem Umfeld der Akademien gäbe. „Es ist sehr wenig, was da stattfindet“, stellt FDP-Stadträtin Knecht fest. Auch Linken-Stadtrat Müller könnte sich da mehr Engagement vorstellen.

Der Hinweis von verschiedener Seite, die jungen Leute sollten selbst dafür sorgen, dass sich alle ordentlich verhalten, könne nicht mehr sein als ein Appell, den Müll wegzuräumen. Es sei aber, so Rothacker, völlig fehl am Platz und weltfremd, wenn die Schüler selbst für Sicherheit sorgen sollen. „Das ist Aufgabe der Polizei“, betonte er. Auch die Polizei warnte im LKZ-Gespräch davor, dass Einzelne in Streitereien eingreifen sollen.

Die Stadt will jetzt mit der Arbeitsgruppe Akademiehof ein Konzept ausarbeiten, welche Möglichkeiten der Bespielbarkeit es gibt und wie ein Beleuchtungskonzept aussehen könnte. Dafür will man sich auch in Mannheim und Stuttgart informieren.