1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Gewerbegebiet
Teure Munitionsfunde

350_0900_34522_Frommann_test.jpg
Eine scharfe Handgranate und Flakmunition sind auf dem Gelände der ehemaligen Frommannkaserne bei Erdarbeiten teils zum Vorschein gekommen. Lange Zeit pflanzten dort Kleingärtner ihr Gemüse an.

Der Boden, in dem einst Kleingärtner ihre Tomaten und Zucchini gehegt und gepflegt haben, hat auch ganz anderes hervorgebracht. Wie jetzt bekannt wurde, ist am Rand des Geländes der Frommannkaserne, das zum Gewerbegebiet wird, Munition gefunden worden. Darunter waren scharfe Handgranaten und scharfe Flakmunition. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst nennt zwei Stabbrandbomben, die im Zweiten Weltkrieg bei der Luftkriegsführung abgeworfen wurden.

Unter oder zumindest bei den idyllischen Gärten schlummerten also auch Dinge, die so manchen, der dort in den vergangenen Jahren sein Wochenende verbrachte, doch etwas verunsichert hätten. Auch wenn keine mächtigen Fliegerbomben bei den Erdarbeiten, die bis vor kurzem andauerten, ausgegraben wurden – die Liste, die das Regierungspräsidium übermittelt, kann sich sehen lassen: Außer den Brandbomben waren es 154 Stück Infanteriepatronen, dazu sechs Zwei-Zentimeter Granat-Patronen und 16 Kilogramm Munitionsteile.

Kein Wunder: Das Areal, auf dem einst die Frommannkaserne stand, war für die damalige Wehrmacht ein Nahkampfübungsplatz, bei dem auch mit scharfer Munition agiert wurde. Im Zweiten Weltkrieg war dort ein Infanterieregiment stationiert, das im Frankreichfeldzug eingesetzt worden ist, es folgten Ersatztruppenteile der Wehrmacht.

Die Kleingärtner nutzen schon früh nach dem Krieg einen Teil des Geländes, vor zwanzig Jahren werden dann auch die Kasernengebäude abgerissen. Die Kaserne lag an der Schlieffenstraße und entlang der Mörikestraße, der Nahkampfübungsplatz zur Schwieberdinger Straße hin. Die Munition fand man jetzt denn auch an der westlichen Grenze des ehemaligen Übungsplatzes im Übergang zum Gelände der Firma Hahn- Automobile, wie Meike Wätjen von der Presseabteilung der Stadt auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt.

In weiteren Auswertungen wurden in Teilflächen Abwurfbereiche mit Bombentrichtern sowie Flakstellungen sichtbar. An einigen ausgewählten Punkten mit starken Signalen wurde der Untergrund mittels Schürfgruben und Sondieren des Aushubes untersucht. Vereinzelt kamen leere Munitionshülsen und eine explodierte Stabbrandbombe zum Vorschein.

Auch sonst sind bei den Erdarbeiten Spuren der Vergangenheit aufgetaucht. So konnten Laufgräben und anderen Strukturen des Nahkampfübungsplatzes festgestellt werden, die auf Luftbildern Ende des Zweiten Weltkriegs erkennbar sind. Bombentrichter sowie Flakstellungen wurden erkennbar.

Dass das ganze Thema publik wurde, lag mit an den zusätzlichen Kosten, die die Räumung des Geländes verursacht hat. Dabei sind die Munitionsfunde vor allem auf dem Teil des Gebiets entdeckt worden, das nicht als Konversionsgelände vom Bund übernommen worden ist. Die verseuchten Flächen gehörten schon vorher der Stadt – weshalb sie allein die Ausgaben tragen muss.

2,1 Millionen Euro waren vorgesehen, um die frühere Kleingartenanlage abzubauen, wo teils asbesthaltige Baumaterialien entsorgt werden mussten. Enthalten im Preis war auch die Entsorgung des Bodens, der einen halben Meter tief abgetragen worden ist. Weitere Kosten entstanden nun, weil mehr Material Asbest enthielt, außerdem kommt ein stattlicher Batzen Geld für die Entsorgung der Munition hinzu. Die Bergung kostet rund 300000 Euro, wie die Verwaltung den Stadträten im zuständigen Ausschuss darlegte.

Wie die Stadt mitteilt, wurde die Erde gesiebt und teils wieder eingebaut. Allerdings ist nach wie vor Vorsicht geboten. Nach Abschluss des Bodenabtrags und der Kampfmitteluntersuchungen wurde die gesamte Fläche mit einer Mehrkanalsonde sondiert. „Nach Auswertung der Ergebnisse konnte die Kampfmittelfreiheit nicht bestätigt werden“, heißt es. Denn bei der Auswertung zeigten sich flächendeckend ferromagnetische Verdachtspunkte. Sondierungen auf der ganzen Fläche zeigten noch viele ferromagnetische Störsignale, die auf Eisenteile, etwa Altmetalle wie rostige Nägel, oder auch auf Munitionsreste hinweisen könnten. Das bedeutet, dass künftig bei Arbeiten, etwa bei der Erschließung des Gewerbegebiets oder wenn gebaut wird, ein Feuerwerker dabei sein muss. Auch der Kampfmittelbeseitigungsdienst muss bei größeren Erdarbeiten einbezogen werden.

Wie berichtet, ist die Kleingartenanlage Frommannkaserne 2017 aufgelöst worden. Für die Kleingärtner wurde am Römerhügel eine neue Anlage eröffnet, wohin ein Teil umzog, einige gaben auf. Im Februar 2019 wurden dann Bäume und Hecken beseitigt, im Frühsommer rückten die Bagger an. In diesem Jahr wollte man eigentlich schon so weit sein, dass sich erste Firmen ansiedeln können. Noch fehlen dazu die Straßen, die die Stadt dafür bauen muss.

Interesse am neuen Gewerbegebiet hatten verschiedene Firmen. Bislang war davon die Rede, dass Firma Götze Armaturen umsiedeln will, auch die Firma Hahn vom benachbarten Audi-Autohaus möchte mit einem weiteren Unternehmen bauen, so der bisherige Stand. Es geht um Büroflächen, um Forschung und Entwicklung im innovativen Bereich. In einem städtebaulichen Konzept sind vier- bis fünfstockige Gebäudekomplexe angedacht.

„Die Kampfmittelfreiheit konnte nicht bestätigt werden.“

Stadtverwaltung