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Welttierschutztag
Tierheim in Ludwigsburg ist voll mit Corona-Tieren

Das Tierheim in Ludwigsburg ist stark ausgelastet. Archivfoto: H. Wolschendorf
Das Tierheim in Ludwigsburg ist stark ausgelastet. Foto: H. Wolschendorf
Im Tierheim Ludwigsburg werden Tiere rund um die Uhr versorgt. Das kostet Energie. Tierheimleiterin Ursula Gericke macht sich Sorgen über die steigenden Kosten. Sie erwartet, dass deswegen mehr Exoten abgegeben werden.

Ludwigsburg. Tierheime geben den verschiedensten Tieren ein Zuhause. Der Deutsche Tierschutzbund mit seinen über 740 Mitgliedsvereinen ruft nun zum Welttierschutztag am 4. Oktober unter dem Motto „Tierheime am Limit“ auf. Besonders wegen der Pandemie droht vielen Tierheimen die Überfüllung durch „Corona-Tiere“ und der steigende Kostendruck bringt die Heime an ihre Grenzen.

Auch der Tierschutzverein Ludwigsburg merkt die Auswirkungen der Pandemie. „Wir sind voll“, meint die Tierheimleiterin Ursula Gericke. Neben Katzen, die häufig im Frühherbst abgegeben würden, gebe es eine für das Tierheim überraschend hohe Anzahl Kleintiere im Heim, die Abteilung sei bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch Hunde seien in der Pandemie häufig aus Naivität angeschafft worden, so Gericke. Die Leute seien sich nicht über die notwendige intensive Betreuung bewusst.

„Die Menschen erwarten, dass die Tiere perfekt sind“, kritisiert Gericke. Wenn es Probleme gibt, werden die Tiere einfach wieder abgegeben. Sie betont, dass sich die Menschen mehr Zeit für die Tiere nehmen müssen und vor allem auch mehr Geduld brauchen, um ein Gefühl für die Tiere zu entwickeln.

Wenn die Menschen ins Tierheim kommen, um ein Tier zu adoptieren, zählt für sie oft nur der erste oberflächliche Eindruck. „Wir erleben selten, dass sich die Leute nach der Vergangenheit der Tiere erkundigen.“ Es gebe genauso traumatisierte Menschen wie Tiere, das müsse von der Gesellschaft akzeptiert werden, betont Gericke. Es könne nicht immer alles einwandfrei funktionieren. Der persönliche Alltag klappt nicht mit jedem Tier, darauf muss man sich beim Anschaffen eines Tieres einstellen.

Beheizung der Terrarien wird teurer

Das Tierheim Ludwigsburg rechnet in den kälteren Jahreszeiten aber auch vermehrt mit der Abgabe exotischer Tiere. Wegen der steigenden Heizungskosten werde die Beheizung der Terrarien teurer.

Trotz der recht hohen Auslastung bleibt die Mitarbeiterzahl konstant, berichtet die Tierheimleiterin. Dabei spricht sie aber ein anderes Problem an, nämlich wie schwierig es sei, motivierte neue Mitarbeiter zu finden. „Uns fehlt ganz einfach der Nachwuchs.“ Häufig schrecke die anstrengende körperliche Arbeit ab, die jungen Leute würden sich mehr für Jobs im Büro interessieren.

Eine Notsituation sei im Ludwigsburger Tierheim aber noch nicht eingetreten, sagt Ursula Gericke. Es gebe sogar die Möglichkeit, anderen Vereinen und sogar Organisationen außerhalb Deutschlands die Hilfe des Ludwigsburger Tierschutzvereins anzubieten. So engagiert sich der Deutsche Tierschutzbund in vielen europäischen Ländern für eine gerechte Behandlung und bessere Versorgung von Straßentieren. Ein großes Vorbild für den Tierschutzverein ist das Tierschutzprojekt in Odessa, wo in einem Tierschutz- und Kastrationszentrum Straßentiere medizinisch versorgt, kastriert und wieder freigelassen werden.

Strom aus hauseigener Fotovoltaikanlage

Doch so wie in vielen Bereichen des Alltags spüre auch das Tierheim die finanzielle Last durch die steigenden Kosten. „Es geht noch“, winkt Gericke ab. „Aber alles wird massiv teurer.“

Die Tierheimleiterin erzählt von der hauseigenen Fotovoltaikanlage, wodurch sie eigenen Strom erzeugen könnten. Auch sei der Gasverbrauch nicht sonderlich hoch, da nur ein Gaskocher für die Erhitzung des Tierfutters genutzt werde. Trotzdem sorgt sich Gericke wegen steigender Preise für Energie, Heizung und Warmwasser, teurer werden auch die Kosten für Tierarztbesuche, das Futter und das Personal. „Wir müssen auf die Spenden hoffen und dass wir nicht vergessen werden“, sagt Gericke, erwähnt aber auch, dass die Spendenbereitschaft sinke, da die Unterstützer selbst bald tief in die Taschen greifen müssten, um ihre täglichen Ausgaben bezahlen zu können.