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Maibaum
Übler Streich in Oßweil

Ende gut, alles gut: Die Feuerwehr stellt auf dem Wettemarkt den Maibaum. Foto: Holm Wolschendorf
Ende gut, alles gut: Die Feuerwehr stellt auf dem Wettemarkt den Maibaum. Foto: Holm Wolschendorf
Halterung im Boden zuzementiert – Kran bringt die Rettung – Wegen Wetter wenig Besucher

Auf den Oßweiler Zunftbaum wurde ein übles Attentat verübt. Unbekannte haben in einer Nacht- und Nebel-Aktion den Stutzen im Boden, in den der Maibaum hineingestellt wird, mit Zement aufgefüllt. „Scherzkekse“, kommentierte Marcus Kohler vom Bürgerverein den Anschlag säuerlich. Am frühen Samstagmorgen beim Aufbau der Stände zum Wettemarktfest war der üble Streich entdeckt worden. Das Bauunternehmen Stuber half mit einem fahrbaren Kran und rettete die Festorganisatoren aus der vertrackten Situation: per Kran wurde das zuzementierte Teil aus dem Boden gehievt.

Das Aufstellen des Baums durch die Feuerwehr war danach nur möglich, weil der neue Oßweiler Alu-Baum unten mit einer Standhilfe ausgestattet ist.

Es war nicht das erste Mal, dass dem Oßweiler Maibaum-Fest frech mitgespielt wurde. Einmal wurde das Loch im Boden mit Bauschaum verstopft, ein anderes Mal vor genau zehn Jahren der damals noch hölzerne Stamm mit rosaroter Farbe beschmiert. Damals wurden Vermutungen laut, die Feuerwehr aus einem anderen Stadtteil habe sich die Farbattacke geleistet. Auch diesmal hegt der stellvertretende Abteilungskommandant der Oßweiler Feuerwehr Bernd Rosenkranz, Leiter des Zunftbaumstellens, einen Verdacht, den er aber nicht konkretisieren will. Nur so viel: Es gebe auch andere Ludwigsburger Ortsteile mit Maibaum. Ist Neid das Motiv? Oder moderne Brauchtumspflege? So etwas wie das Maibaumstehlen nämlich hat uralte Tradition. „Langsam reicht’s“, schimpft Rosenkranz jedenfalls am Samstag. Das sei kein Scherz mehr gewesen, sondern Sachbeschädigung. „Das geht zu weit.“

Im Vergleich zu einem herkömmlichen Baum ist der neue aus Aluminium ein Federgewicht. Letztes Jahr wurde er dank vieler Sponsoren angeschafft. Der Grund für den Materialwechsel waren Sicherheitsbedenken. Weil der Baum bis in den September hinein stehen bleibt, sammelt sich trotz Drainage Wasser in der Hülse. Der Fuß kann nass werden und dann vor sich hinfaulen. Einmal habe es schon statische Probleme gegeben und der Stamm stürzte um, so der Feuerwehrkommandant Oliver Ladenburger. Nicht nur wegen des Gewichts standen den 18 Floriansjüngern am Samstag beim Stellen des Baums keine Schweißperlen auf der Stirn, sondern auch wegen des Glühweinwetters: fünf Grad, eisigkalter Wind und Regen. Der Frühling zeigte sich den ganzen Tag über von seiner novemberlichen Seite. Den ganzen Tag und den Abend über hielt sich der Andrang beim Wettemarktfest in Grenzen. „So wüst war das Wetter noch nie“, meinte Heide Schulz vom Bürgerverein.

Dabei sollte ein Jubiläum gefeiert werden: 1999 emanzipierte Wolfgang Nägele das Wettemarktfest. Damals bekam er das Wettemarktfest als dienstlichen Auftrag von seinem Chef, dem damaligen Baubürgermeister Albrecht Bogner, vermacht. Mit einer Hocketse vom Bürger für den Bürger sollte der damals neugestaltete Platz eingeweiht werden. Ein Dutzend Vereine beteiligten sich, über 1000 Gäste kamen. Aus einer Eintagsfliege wurde ein junges Traditionsfest entwickelt. Mit Programm beinahe rund um die Uhr. Das Wettemarktfest ist nämlich ein Pflichttermin für alle, die „aktuell“ bleiben wollen. Hier werden die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht. „Und wer die nicht hat, lebt hinterm Oßweiler Mond“, prostet einer mit einem Kölsch zu. Zur Mittagsstunde ist die Hocketse dieses Jahr allerdings ein Ständerling. Keiner setzt sich freiwillig auf die klatschnassen Bierbänke. Manche Vereine sind spontan auf Glühwein umgestiegen. Auch beim Auftritt der Band Safir hält sich der Andrang in Grenzen. Trotzdem ist die Stimmung gut. „Wir haben kurz überlegt, das Fest abzubrechen, haben das Programm aber dann doch durchgezogen“, so Kohler.

„Oßweil trotzt allen Unbilden“, lobte Oberbürgermeister Werner Spec. Seit nunmehr 20 Jahren werde der Zusammenhalt im Dorf hochgehalten und gepflegt.