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Leonberger Straße
Um 6.30 Uhr stürzen die Mauern ein

Tatort Leonberger Straße: Die Reste des Hauses Nummer 42 sind am Samstagmorgen in sich zusammengefallen, unter den Trümmern wurde links neben dem großen Bagger ein kleinerer Bagger begraben. Das Haus Nummer 44 (links) ist seit dem Brand am 4. Juni un
Tatort Leonberger Straße: Die Reste des Hauses Nummer 42 sind am Samstagmorgen in sich zusammengefallen, unter den Trümmern wurde links neben dem großen Bagger ein kleinerer Bagger begraben. Das Haus Nummer 44 (links) ist seit dem Brand am 4. Juni unbewohnbar und ohne Dach und ist nun einsturzgefährdet, das eingerüstete Haus Nummer 40 (rechts) und ein Hinterhaus wurden evakuiert. Foto: Andreas Becker (2), privat
Vorher: Am Freitag zuvor sind die Abbrucharbeiten bereits weit vorangeschritten, der kleine Bagger wird für den Schutt im Erdgeschoss genutzt. Gut sichtbar: das Gerüst an der Seite.
Vorher: Am Freitag zuvor sind die Abbrucharbeiten bereits weit vorangeschritten, der kleine Bagger wird für den Schutt im Erdgeschoss genutzt. Gut sichtbar: das Gerüst an der Seite.
Nachher: Blick aus westlicher Richtung: Rechts (mit Anbau) ist das leere Haus Nummer 44 zu sehen, rechts dahinter das evakuierte Gebäude Nummer 40. Gerüst und Mauern des eingestürzten Hauses haben Teile des Hofs und Hinterhauses (links) beschädigt.
Nachher: Blick aus westlicher Richtung: Rechts (mit Anbau) ist das leere Haus Nummer 44 zu sehen, rechts dahinter das evakuierte Gebäude Nummer 40. Gerüst und Mauern des eingestürzten Hauses haben Teile des Hofs und Hinterhauses (links) beschädigt.
Es ist erst drei Monate her, dass ein Brand zwei Häuser in der Leonberger Straße unbewohnbar gemacht hat. Jetzt ist am Samstag das Brandhaus eingestürzt, das gerade abgerissen wird, und hat großen Schaden angerichtet. 30 Bewohner aus dem Hinterhaus und Nebengebäude mussten ihre Wohnungen verlassen, die Leonberger Straße ist der Einsturzgefahr wegen gesperrt.

Ludwigsburg. Samstag um 14 Uhr: Still liegt die Leonberger Straße in der Sonne. Autos fahren hier keine mehr: Ein etwa 50 Meter langes Stück ist komplett mit einem rot-weißen Zaun abgesperrt, nur der Bürgersteig auf der nördlichen Seite ist freigeblieben. Vereinzelt bleiben Passanten hinter der Absperrung stehen und machen Handyfotos. In der Häuserreihe klafft eine große Lücke, ein großer Bagger ist halb unter einer Mauer begraben, im Nachbarhaus Nummer 44 wurden Teile der Wand rausgeschlagen. Dieses war zu dem Zeitpunkt längst unbewohnt: Am 4. Juni war in dem nun eingestürzten Haus Nummer 42 im Dachstuhl ein Feuer ausgebrochen, das auch auf das Nachbarhaus übergegriffen hatte. 17 Bewohner mussten damals ihre Wohnungen verlassen.

Die Trümmer lassen ahnen, was hier um 6.30 Uhr los war. Wie auf dem Bild rechts zu sehen ist, waren die Abrissarbeiten am Haus Nummer 42 am Freitag kurz vor Feierabend schon weit vorangeschritten. Am Samstag gegen 6.30 Uhr brachen laut Polizei plötzlich die die vier verbliebenen Stockwerke im hinteren Teil zusammen. Glücklicherweise wurde zu diesem Zeitpunkt nicht gearbeitet, Verletzte gab es weder im eingestürzten Haus noch im beschädigten Nachbar- und dessen Hinterhaus, die beide evakuiert wurden. Neben der Polizei war das betroffene Bauunternehmen vor Ort, die Stadtwerke klemmten Rohre und Leitungen ab, die beschädigt worden waren.

Die Feuerwehr mit Einsatzleiter Hans-Peter Peifer und Zugführer Matthias Klett war mit fünf Mann im Einsatz. Sie kümmerten sich um die Absperrungen und vor allem um die 30 Bewohner, die das Hinter- und das Nebenhaus verlassen mussten. 16 davon wurden in Hotels untergebracht, die anderen versorgten sich im privaten Umfeld. Auch ein Statiker war vor Ort, das Vorderhaus Nummer 44, nach dem damaligen Brand ohne Dach, ist laut Polizei nun akut einsturzgefährdet. Das Hinterhaus ist zumindest in Teilen beschädigt.

Von vorne sind vor allem die massiven Schäden des Einsturzes zu sehen, eine massive Wand liegt schräg neben einem großen Bagger. Eine Frau lehnt auf der anderen Straßenseite an der Absperrung, ein junger Mann neben ihr schießt mit seinem Mobiltelefon ein paar Fotos. „Darunter ist noch ein kleiner Bagger begraben“, sagt sie und zeigt auf die Unglücksstelle. „Wie sie den wieder rauskriegen?“ Sie wohnt im hinteren Bereich, „Gott sei Dank ein Stück weiter weg“, vom Einsturz hat sie nichts mitgekriegt. Wieso der restliche Gebäudeteil plötzlich zusammenstürzte, ist noch unklar. Vermutet wird, dass die Arbeiten mit dem Bagger eine mögliche Ursache sein könnten, dies wird Gegenstand der Ermittlungen sein.

Ganz schnell vor Ort war auch Nina Gacic, die von ihrer ehemaligen Nachbarin aus dem Hinterhaus angerufen wurde. „Wir müssen jetzt die Koffer packen“, habe diese verzweifelt gesagt, sie machte sich auf den Weg. Sie, ihr Mann und ihre zwei erwachsenen Kinder gehören zu den 17 Bewohnern, die in der Brandnacht vor über drei Monaten ihre Drei-Zimmer-Wohnung verloren. Seitdem leben sie in einer Wohnung des Vermieters in Freiberg. Möbel wurden ihr nach einem LKZ-Bericht angeboten, doch was sie dringend braucht, ist immer noch eine Wohnung. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht.“ Bei der Wohnungsbau Ludwigsburg hat sie sich längst gemeldet, die Formulare seien ausgefüllt. „Wir warten weiter, von einem Tag auf den anderen.“ Einen Hoffnungsschimmer hat sie in anderer Hinsicht: In einem Altenheim in Kornwestheim hat sich die 52-Jährige, die in Corona ihren Job verlor, nun als Küchenhilfe beworben. „Ich will alles tun, um wieder zu arbeiten.“