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Grünflächen
Vereint im Kampf gegen Schotter

Offenbar gefallen sie niemand, trotzdem entstehen immer mehr Schottergärten.Archivfoto: dpa
Offenbar gefallen sie niemand, trotzdem entstehen immer mehr Schottergärten. Foto: dpa
Die Freien Wähler ziehen ihren Antrag gegen die Verschotterung von Gärten zurück, weil die Stadt sowieso dagegen vorgeht

Maximal zehn Prozent des Gartens dürfen Schotterflächen sein – so lässt sich ein Antrag zusammenfassen, den die Freien Wähler am Donnerstag in den Ausschuss für Stadtentwicklung, Hochbau und Liegenschaften eingebracht haben. Die Stadt hatte sich bereits im Vorfeld kritisch zu solch einer starren Festlegung geäußert. Allerdings nicht, weil der Verwaltung Schottergärten gefallen.

Laut dem Stadtplaner Martin Kurt setzt die Stadt bereits seit vielen Jahren in ihren Bebauungsplänen fest, dass Gärten grün gestaltet werden müssen. Schotterflächen oder anderweitig versiegelte Flächen sind laut den Bebauungsplänen eigentlich nicht möglich.

Auch eine detaillierte Festschreibung von zehn Prozent hält Kurt für ungünstig. „Ist das Grundstück entsprechend groß, reichen zehn Prozent aus, um einen Schottervorgarten anzulegen.“

Das Problem sieht die Stadt eher darin, dass trotz der Regelungen von immer mehr Bürgern einfach Schottergärten angelegt werden. Es sei sehr schwierig, Formulierungen für die Bebauungspläne zu finden, die am Ende auch gerichtsfest sind. Eine weitere Schwierigkeit: Wer soll das alles kontrollieren? „Wir müssten dafür zusätzlich Personal einstellen.“

Laut dem Leiter des Stadtplanungsamtes verfolge die Verwaltung eine andere Strategie. „Unser Ansatz ist eher, ein Bewusstsein zu schaffen und mit gutem Beispiel voranzugehen.“

Die Freien Wähler verzichteten am Ende darauf, über den Antrag abstimmen zu lassen. „Uns ist wichtig, endlich aktiv zu werden“, begründete der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Reinhardt Weiss, den Vorstoß. In seiner Nachbarschaft in Poppenweiler hat er in jüngster Vergangenheit immer mehr Schottergärten entdeckt.

Die Grünen bedankten sich für den Antrag, Stadträtin Christine Knoß bemängelte aber, dass die Stadt eben gerade nicht mit gutem Beispiel vorangehe. „Überall entstehen Staudenbeete und dazwischen Kies“, kritisierte sie den gärtnerischen Ansatz – „Verstaudungswahn“ (Knoß) – der Stadt. Das sei zwar gut für die Bienen, an andere Insekten werde dabei aber nicht gedacht. Sie sprach sich dafür aus, auch die Ludwigsburger Gartenbauunternehmen mit ins Boot zu holen.

Jochen Eisele (FDP) nutzte die Diskussion, um auf einen aktuellen Antrag seiner eigenen Fraktion hinzuweisen. Darin fordern die Liberalen eine Begrünung und Entsiegelung von städtischen Plätzen und Flächen – etwa auf Schulhöfen, dem Parkplatz Bärenwiese oder dem Karlsplatz. „Auch entlang der Straßen und Alleen sollen nicht nur einzelne Baumscheiben, sondern ganze Grünstreifen entstehen“, so die Partei in ihrem Antrag. Auf diesem Weg könne die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen, anstatt den Bürgern Vorschriften auf ihrem Privateigentum zu machen, findet Eisele.

Auf alte Bebauungspläne hat die Stadt übrigens keinen Zugriff. Ist dort nichts zur Gartengestaltung festgehalten, dann gelte die Landesbauordnung. Und auch nach dieser sind Schottergärten eigentlich nicht vorgesehen.