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Polizei
Vom Flüchtigen fehlt nach wie vor jede Spur

Nach einem Polizeieinsatz am Marstall-Center sind am Mittwochnachmittag mehrere Schüsse gefallen. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat
Nach einem Polizeieinsatz am Marstall-Center sind am Mittwochnachmittag mehrere Schüsse gefallen. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat
Schüsse und quietschende Reifen: Nach ihrer aufsehenerregenden Aktion vom Mittwoch hat die Polizei erst am Donnerstag das Geheimnis gelüftet, was es mit dem Einsatz eigentlich auf sich hatte: Spezialkräfte wollten Drogendealer mit einem Scheingeschäft überführen und festnehmen. Die Situation geriet außer Kontrolle, einer der Verdächtigen ist nach wie vor auf der Flucht.

Die Szenen, die sich Mittwochnachmittag gegen 15.10 Uhr im Bereich der Tiefgarage des Marstall-Centers abgespielt haben, klingen wie aus einem Kriminalfilm. Verdeckte Ermittler hatten mit der Behauptung, eine größere Menge Kokain kaufen zu wollen, einen 34-jährigen Kosovaren in die Tiefgarage des Marstall-Einkaufszentrums gelockt. Als der Verdächtige zusammen mit zwei Komplizen, einem 30-jährigen Albaner und einem 33-jährigen Serben, in einem silberfarbenen Peugeot zur vereinbarten Zeit auftauchte, griffen die Beamten des mobilen Einsatzkommandos zu.

Während der 34-Jährige und sein jüngerer Begleiter laut Polizei festgenommen werden konnten, gelang ihrem 30-jährige Komplizen allerdings mit dem Auto die Flucht, auch Schüsse der Polizei konnten ihn nicht mehr aufhalten.

Während zunächst von einem Schuss die Rede war, berichteten Anwohner und Passanten in Gesprächen mit unserer Zeitung kurz nach dem Vorfall von mehreren Schüssen. Mindestens vier Schüsse seien gefallen, so wurde erzählt. Auf Anfrage erklärte die Polizei gestern, es seien insgesamt sechs Schüsse von zwei Beamten auf das Fluchtfahrzeug abgegeben worden. Wo genau im Bereich der Tiefgarage und der Charlottenstraße davor die Situation derart eskalierte, das wollte die Polizei auch gestern noch nicht näher beschreiben. Auf die Frage, ob mit den Schüssen möglicherweise unbeteiligte Passanten hätten in Gefahr geraten können, versicherte der Sprecher der Polizei, dass Passanten während des Zugriffs nicht in der Nähe gewesen seien. „Die Schüsse erfolgten aus nächster Nähe und unbeteiligte Dritte hielten sich in diesem Bereich nicht auf“, so der Sprecher.

Ein Polizist wäre von dem Fluchtauto um ein Haar erfasst worden. Als der 30-jährige nach dem Zugriff des Einsatzkommandos Gas gab, nahm er keine Rücksicht darauf, dass er auf einen Polizisten zufuhr. Der Elite-Polizisten konnte sich nur noch durch einen Sprung zur Seite retten. Er verletzte sich dabei leicht. Ob bei der Fluchtfahrt auch Unbeteiligte gefährdet wurden, ist gestern ebenfalls unklar geblieben.

Als die Schüsse fielen, sei der Flüchtende mit seinem Auto gegen ein Polizeifahrzeug geprallt. Er konnte jedoch weiterfahren, in zunächst unbekannte Richtung.

Auch der 33-jährige Komplize startete laut Polizeiangaben zunächst einen Fluchtversuch zu Fuß. Er konnte aber von Polizeibeamten sogleich eingeholt und festgenommen werden, nachdem er sich bei einem Sprung verletzt hatte.

Gleich nach der Flucht des 30-Jährigen leitete die Polizei nach eigenen Angaben umgehend Fahndungsmaßnahmen ein. Auch ein Polizeihubschrauber wurde eingesetzt und kreiste lange über der Stadt. Kurz vor 16 Uhr wurde dann der silberfarbene Peugeot in der Badstraße in Hoheneck verlassen aufgefunden. Von dem Flüchtigen fehlt aktuell noch immer jede Spur.

Gegen das Trio wurde inzwischen Haftbefehl wegen Rauschgifthandels beantragt, ein Richter schickte die beiden festgenommenen Männer am Donnerstag in Untersuchungshaft. Gegen den 30-Jährigen wird zudem wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt.

Die Verdächtigen hatten „größere Mengen“ Kokain dabei, wie ein Polizeisprecher sagte, allerdings nannte er keine genauere Menge. Die Ermittler beschlagnahmten das Rauschgift bei ihrem Einsatz.

Die Polizeiaktion hatte am Mittwochnachmittag für großes Aufsehen gesorgt. Anwohner waren von dem dramatischen Einsatz mit mehreren Schüssen aufgeschreckt. Wie die Passanten fragten sie sich, was eigentlich passiert war.

Weil die Polizei nach dem Vorfall Teile der Charlottenstraße und der Bietigheimer Straße sperrte, um den Tatort genau zu untersuchen, kam es im Bereich der Unteren Stadt zu Verkehrsbehinderungen und Staus.