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Rockfabrik
Zum Jahresende soll Schluss sein

Auch diese Gruselfratzen werden verkauft.Archivfoto: Oliver Bürkle
Auch diese Gruselfratzen werden verkauft. Foto: Oliver Bürkle
Gerüchte um eine Schließung der Rockfabrik gibt es schon, seit sie vor 36 Jahren eröffnet hat. Nun sieht es aber tatsächlich nach einem baldigen Ende des Metal-Tempels in der Ludwigsburger Weststadt aus.

Ludwigsburg. „Wir haben ein Schreiben vom Anwalt des Vermieters bekommen“, erzählt Otto Rossbacher, neben Christian Albrecht der Mann der ersten Stunde. In diesem werde die Rockfabrik-Geschäftsführung an das Ende des Mietvertrages zum 31. Dezember 2019 erinnert und aufgefordert, das Gebäude zu räumen und rückzubauen.

Seit eineinhalb Jahren bemühen sich Rossbacher und seine drei Geschäftsführungskollegen um einen weiteren Fünf-Jahres-Mietvertrag. So, wie sie es in der Vergangenheit auch gemacht haben. „Wir haben immer eineinhalb Jahre vor Ablauf des Vertrags den Kontakt zum Vermieter gesucht.“ Bislang konnten die Rofa-Leute stets einen Anschluss-Vertag vereinbaren. Diesmal sieht es schlecht aus. Das Schreiben des Anwalts lässt keinen Interpretationsspielraum.

„Ich finde es schwach, dass uns das der Vermieter nicht selber sagen kann. Da schickt man doch keine Anwälte vor“, ärgert sich Rossbacher. Vermieter ist Unternehmer Max Maier, dem das Areal, auf dem die Rockfabrik ansässig ist, gehört. Über Jahre hinweg hat er das Gelände der ehemaligen Kühlschrankproduktion Eisfink in einen Digitalstandort umgewandelt. Mieter wie Porsche Design oder die Bosch Start-up GmbH haben sich hier niedergelassen. Da wirkt die Rockfabrik ein bisschen fremd, wie ein Pinguin unter Eisbären.

Max Maier selbst äußert sich nicht zum Mietverhältnis der Rockfabrik. Auch mit den Rockfabrik-Leuten gibt es keinen Kontakt. „Ich habe ihn das letzte Mal vor zwei Jahren persönlich gesprochen“, sagt Otto Rossbacher. Dabei habe man immer ein gutes Verhältnis gehabt. „Wir sind per Du, aber jetzt will er nicht mehr mit uns reden.“

Aufgeben wollen Rossbacher und seine Kollegen allerdings noch nicht so ganz. „Für uns ist das keine Endgültigkeit. Wir versuchen weiterzumachen.“ Zwar sei die Planung nun so ausgerichtet, dass zum Jahresende Schluss ist, „aber wir wollen bis dahin Betrieb machen.“ Sie hoffen, eine mögliche Räumung wenigstens erst nach Ende des Mietverhältnisses vollziehen zu können. „Sonst müssten wir jetzt schon schließen.“ Natürlich müsse man „parallel was im Hinterkopf haben“, sagt er. „Aber etwas, das 36 Jahre lang eingeführt war, an einen anderen Standort zu verlegen, ist schwer.“

An einen Rückbau des Gebäudes wollen die Rofa-Leute gar nicht denken. „Wir haben damals eine Industrieruine saniert“, so Rossbacher. Zwischen 2002 und 2003 habe man zudem einen größeren Umbau vorgenommen. Zweistellige Millionenbeträge habe man in all den Jahren als Miete gezahlt.

Bislang hatten sich die vier Geschäftsführer der Ludwigsburger Kult-Disko zurückgehalten, nun aber gehen sie in die Offensive. „Wir haben auch mit Oberbürgermeister Spec und seinem Herausforderer Knecht gesprochen“, in der Hoffnung auf Vermittlung. Auch Mitglieder des Gemeinderates hat Otto Rossbacher kontaktiert.

Nicht alle Ludwigsburger haben ihre große Freude an den Besuchern der Rockfabrik. Gerade Bewohnern der Weststadt sind sie ein Dorn im Auge, komme es nachts immer wieder zu Lärmbelästigungen, wenn das Partyvolk auf dem Rückweg zum Bahnhof ist.

Abgesehen davon genießt die Rockfabrik gerade in Tagen wie diesen einen hohe Solidarität. Eine von der Rockfabrik selbst initiierte Onlinepetition gegen die Schließung haben binnen zwei Tagen bereits mehr als 18.000 Unterstützer unterschrieben. Und auch auf unserer Facebook-Seite hoffen die Fans auf einen Fortbestand. „Die Rofa muss bleiben“, ist dort zu lesen. „Eine Ikone stirbt, traurig, sehr traurig“, schreibt ein User, ein anderer kommentiert: „Es gibt absolut nichts Vergleichbares. Ich hoffe sehr, dass sich hier noch etwas machen lässt. In der Rofa trifft sich Jung und Alt.“

Ende November 1983 hatte die Rockfabrik eröffnet. Damals lagen Großraumdiskos im Trend. Doch während viele Einrichtungen heute längst wieder geschlossen sind, hat sich die Rockfabrik über all die Jahre gehalten und sich einen Ruf weit über die Grenzen der Stadt hinaus erarbeitet.

Ihrer Konzentration auf Rockmusik mit all ihren Facetten von Heavy Metal bis hin zu Gothic ist sie treu geblieben, doch längst gibt es Mottoabende, PH- und Abi-Partys, Livekonzerte und Festivals die ein viel breiteres Publikum ansprechen. Rossbacher und Kollegen wollen das gerne künftig weiterführen.