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Verwaltung
Zwei neue Varianten fürs Bürgerbüro

Das Gebäude an der Ecke Stuttgarter Straße/Wilhelmstraße wird nicht so aufwendig saniert, wie von der Stadt gewünscht. Archivfoto: Oliver Bürkle
Das Gebäude an der Ecke Stuttgarter Straße/Wilhelmstraße wird nicht so aufwendig saniert, wie von der Stadt gewünscht. Foto: Oliver Bürkle
Sanierung mit Kosten von über 18 Millionen Euro zurückgestellt – Jetzt will die Stadt abgespeckt umbauen

Was ist finanzierbar, was nicht? Noch vor ein paar Wochen haben Stadträte und Verwaltung darum gerungen, was sie sich in den nächsten Jahren überhaupt leisten können – zumal die Aufgaben bei Schulen und Sporthallen weiter hohe Kosten verursachen. Allein das Bildungszentrum West mit 80 bis 100 Millionen Euro lastet schwer auf den Schultern, bei den Kitas hat man schweren Herzens gespart. Und die zuvor hoch gehandelten Sporthallen, die in den Stadtteilen gebraucht werden, wurden beschnitten.

Derweil arbeitet die Verwaltung unverdrossen an ihrem Projekt Wilhelmstraße weiter. Bei den Haushaltsberatungen war die Sanierung des denkmalgeschützten Baus – mit 18,8 Millionen Euro veranschlagt – nach hinten geschoben worden, auch wenn die Bürgerdienste, die tausende Menschen täglich aufsuchen, völlig beengt sind und auch für die Mitarbeiter dringend Räume benötigen.

Als „wenig kundenfreundlich“ bezeichnete Bürgermeisterin Gabriele Nießen die Zustände, die Arbeitsplätze weisen erhebliche Mängel auf. „Wir sehen die Notwendigkeit, hier aktiv zu werden.“ Inzwischen stehe auch fest, dass wegen des Brandschutzes etwas getan werden müsse. Viele Räume stünden leer. Wie berichtet, sind die Fachbereiche Finanzen und IT ausgezogen – dies war auch die Voraussetzung, so Gabriele Barnert vom Fachbereich Hochbau, um die Bausubstanz untersuchen zu können.

Jetzt legte die Verwaltung in einem Zwischenbericht – der keinen Beschluss von den Stadträten abverlangte – zwei Varianten vor, die aufzeigen, was es kostet, nur in den Brandschutz zu investieren beziehungsweise Teile des ursprünglichen Konzepts mit einzubinden. Das bedeutet, wie Barnert am Donnerstagabend im Ausschuss für Stadtplanung, Hochbau und Liegenschaften darlegte, dass ein neuer Haupteingang an der Ecke Wilhelmstraße/Schlossstraße entsteht. Dort war der Denkmalbau durch eine heute nicht mehr genutzte Fußgängerunterführung ziemlich verunstaltet worden.

Im Eingangsbereich könnten die Bürgerdienste ihren Service für die Besucher anbieten, dahinter wäre Platz für ein Trauzimmer, das heute wenig attraktiv in der Oberen Marktstraße ist und in der teuren Sanierungsvariante in den ersten Stock verlegt worden wäre, vorbei an der prächtig-barocken Treppe, die heute kaum einer kennt. Das Bürgerbüro, so Barnert, könnte auf einer Ebene zusammengefasst werden.

Die einfache Variante mit Brandschutz wird grob auf drei Millionen Euro geschätzt, die abgespeckte Sanierungsvariante auf noch 8,5 Millionen Euro. Wobei Bürgermeisterin Gabriele Nießen klarstellte, dass das Projekt nicht einfach günstiger wurde. „Wir haben das Raumprogramm und den Leistungsumfang massiv zurückgefahren, weil wir uns die ursprüngliche Variante momentan nicht leisten können.“

Die Stadträte reagierten teils irritiert, hatten sie das Projekt wohl schon aus dem Gedächtnis gestrichen. „Die Variante 1 mit Brandschutz und abwarten“, formulierte es Dieter Juranek (SPD) pointiert. Es gebe noch viele Fragen dazu, auch mache „man mit der Oberen Marktstraße dann noch ein Fass auf“, warnte er. „Wir tun uns sehr schwer“, so auch FDP-Stadtrat Jochen Eisele, für den die Sporthallen in Oßweil und Poppenweiler vorgehen. Es gebe schließlich nicht nur dieses Projekt.

„Wir wollen die Strukturkommission abwarten“, stellte Maik Stefan Braumann für die CDU fest und stimmt hier mit den Grünen überein. In dieser Klausur soll, so hatte es der neue Oberbürgermeister Matthias Knecht angekündigt, über die Finanzlage beraten werden. Zumal es in der Haushaltsdebatte auch heftige Kritik gab, weil einige Kitas aktuell keine Zuschüsse erhalten sollten, mit denen sie gerechnet hatten.

Deutliche Signale dann von Grünen und Freien Wählern zur ursprünglich ganz großen Lösung: „Wir können uns die teure Variante nicht leisten“, stellte Christine Knoß (Grüne) fest. Wohl einer der wenigen Sätze, die Andreas Rothacker (Freie Wähler) mit ihr teilen kann: „Geld für die ursprüngliche Sanierung haben wir auch in zehn Jahren nicht“, bemerkte er trocken.

Wenn also saniert werden soll, wären Freie Wähler und Grüne bereit, den Umbau mit 8,5 Millionen Euro in Erwägung ziehen. „Vielleicht können wir uns das irgendwie aus den Rippen schnitzen“, sagte Knoß. Reinhardt Weiss (Freie Wähler) resümierte: „Es ist ein Kulturdenkmal, da müssen wir was tun.“