1. Startseite
  2. Lokales
Logo

Stromautobahn
Baustart für Suedlink-Abschnitt – Kretschmann: Das ist ein Durchbruch

Tunnelvortriebsrohre auf einer Baustelle für die geplante Stromautobahn Suedlink. Foto: Marijan Murat/dpa
Tunnelvortriebsrohre auf einer Baustelle für die geplante Stromautobahn Suedlink. Foto: Marijan Murat/dpa
Der Stromnetzausbau spielt eine zentrale Rolle bei der Energiewende. Neue Höchstspannungsleitungen sollen klimaneutral erzeugten Strom blitzschnell dorthin bringen, wo er gebraucht wird. Doch der Ausbau dauert immer länger. Nun gibt es endlich ein erstes grünes Licht.

Stuttgart. Seit Jahren ziehen sich Planung und Bau der wichtigen Stromtrassen vom Norden in den Süden in die Länge. Nun hat der Netzbetreiber TransnetBW erstmals grünes Licht bekommen für den Baustart eines Suedlink-Abschnitts. Nach Angaben des Unternehmens erstreckt sich die nun genehmigte 17 Kilometer lange Trasse von Bad Friedrichshall bis nach Leingarten bei Heilbronn, also bis kurz vor den Landkreis Ludwigsburg. Die Bundesnetzagentur hat nach eigenen Angaben ein entsprechendes Planfeststellungsverfahren abgeschlossen.

Die insgesamt rund 700 Kilometer lange Trasse, die vom schleswig-holsteinischen Brunsbüttel nach Leingarten-Großgartach bei Heilbronn führt, sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr fertiggestellt sein. Dann wurde zunächst auf 2026 verzögert, zuletzt war 2028 im Gespräch. Suedlink ist eine von mehreren geplanten Stromautobahnen, die das Rückgrat der Energiewende in Deutschland werden sollen. Sie soll im windreichen Norden Deutschlands produzierten grünen Strom in den Süden transportieren.

TransnetBW will auf dem nun genehmigten Abschnitt in Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Südwestdeutschen Salzwerke AG Kabel in rund 200 Meter Tiefe durch ein Bergwerk ziehen und in diesem Jahr mit dem Bau beginnen. Mitte nächsten Jahres sollen die beiden Schächte im Bad Friedrichshaller Ortsteil Kochendorf und in Leingarten gegraben werden, teilte TransnetBW am Donnerstag mit.

Durch eine unterirdische Verlegung hoffen Land und Betreiberin auch, die Akzeptanz im Ballungsraum Heilbronn zu steigern. „Die Trasse durch ein Bergwerk zu legen, vermeidet Konflikte in einer dicht besiedelten Region“, sagte Umweltministerin Thekla Walker (Grüne). Es müssten nun möglichst schnell Genehmigungen für die weiteren Abschnitte von Suedlink folgen.

Länderchef fordert mehr Tempo bei Ausbau

Denn die Zeit drängt. Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) fordert mehr Tempo beim Ausbau der Stromtrassen. Für den Umbau zum führenden klimaneutralen Industrieland brauche der Südwesten mehr Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, aber auch Trassen, die Strom von Nord nach Süd transportierten, hatte der Regierungschef vor wenigen Wochen betont. Er forderte die Bundesnetzagentur auf, die Planungs- und Genehmigungsverfahren radikal zu beschleunigen. Das Zeichen für den Baustart sei „ein echter Durchbruch“, sagte er nach der Entscheidung dem Badischen Tagblatt. „Wir liefern eine Blaupause für andere.“. Außerdem komme man „weg vom Bedenkenwälzen, hin zum Machen“.

Nach früheren Angaben des Staatsministeriums sind von den mehr als 14000 Höchstspannungsleitungen, die in Deutschland benötigt werden, gerade einmal 2300 Kilometer fertig gebaut. Nach dem aktuellen Entwurf des neuen Netzentwicklungsplans braucht Baden-Württemberg zudem nicht nur zwei große Stromautobahnen, sondern vier. Neben Suedlink, das dem Zeitplan mächtig hinterherhinkt, wird es auch die Trasse Ultranet geben. Diese 340 Kilometer lange Strecke führt nach den Planungen von Osterath bei Düsseldorf bis Philippsburg bei Karlsruhe. Sie sollte ursprünglich schon 2019 in Betrieb gehen. Zuletzt war davon die Rede, 2026 könnte es klappen.

EnBW verkauft Teile seiner Tochter TransnetBW

Der Energiekonzern EnBW und ein Konsortium unter Führung der SV Sparkassenversicherung haben sich derweil wie erwartet auf die Übernahme von fast einem Viertel des Netzbetreibers TransnetBW geeinigt. Die Genehmigung der Kartellbehörden werde im Lauf des dritten Quartals erwartet, teilten die Beteiligten gestern in Stuttgart mit. Zum Preis gab es keine Angaben. Mit dem Geld will EnBW die Energiewende vorantreiben.

Der Karlsruher Versorger hatte vergangenes Jahr angekündigt, zwei Tranchen zu je 24,95 Prozent seiner 100-prozentigen Tochter zu verkaufen. EnBW bleibt so Mehrheitsgesellschafter des Unternehmens, das für ein Stromnetz auf rund 34 600 Quadratkilometern zuständig ist. Die Teilprivatisierung war politisch umstritten. Die EnBW gehört zum größten Teil der öffentlichen Hand.

In dem Käufer-Konsortium sind mehr als 30 Sparkassen, Banken, Versicherungen und Körperschaften aus Baden-Württemberg vertreten. Für die zweite Tranche hat die staatliche Förderbank KfW ein Vorkaufsrecht. Dieses kann sie laut Mitteilung in den nächsten Wochen zu „im Verkaufsprozess ermittelten Marktkonditionen“ ausüben. Das Höchstspannungsnetz von TransnetBW umfasst mehr als 3000 Kilometer. Am Standort Pulverdingen im Landkreis Ludwigsburg betreiben TransnetBW und Netze BW ein Umspannwerk.