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„Discovery Truck“ am Sachsenheimer Schulzentrum
Ein Lastwagen voller Technik gegen den Fachkräftemangel

Junge Menschen hautnah an Technik heranführen – das will der Lern-Truck „Discover Industry“ erreichen. Fotos: Alfred Drossel
Junge Menschen hautnah an Technik heranführen – das will der Lern-Truck „Discover Industry“ erreichen. Foto: Alfred Drossel
Zwischenstopp auf dem Parkplatz am Sachsenheimer Schulzentrum.
Zwischenstopp auf dem Parkplatz am Sachsenheimer Schulzentrum.
Die Digitalisierung ist in vollem Gange. Ein echtes Problem beim weiteren Ausbau: der Fachkräftemangel. Mit dem Lern-Truck „Discover Industry“, der jetzt in Sachsenheim Station machte, wollen die Arbeitgeber junge Leute für technische Berufe begeistern.

Sachsenheim. Junge Menschen sind im Umgang mit digitalen Endgeräten geübt. Irgendjemand aber wird auch in Zukunft Mobiltelefone, Laptops, Tablets und andere digitale Helferlein entwickeln und produzieren müssen. Die sogenannte Industrie 4.0 wird zwar einerseits zum Abbau von Arbeitsplätzen führen. Doch Roboter wollen programmiert und gewartet werden.

Dafür braucht es qualifizierte Fachkräfte. Und diese sind in einer alternden Gesellschaft wie der Bundesrepublik Mangelware – und der bevorstehende Eintritt der „Baby-Boomer“-Generation ins Rentenalter wird den schon jetzt spürbaren Fachkräftemangel in den kommenden Jahren noch massiv verschärfen.

Vollgepackt mit Displays und Monitoren

Um gegenzusteuern, hat die Baden-Württemberg-Stiftung gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall und der Bundesagentur für Arbeit das Projekt „Discovery Truck“ ins Leben gerufen.

Als das Vehikel einen Zwischenstopp auf dem Parkplatz am Sachsenheimer Schulzentrum einlegt, wartet die Klasse 9c der Eichwald-Realschule auf Einlass. Schließlich gibt Domenic Kratzer – er arbeitet für die Heroldsberger Projektagentur Flad und Flad, die den „Discovery Truck“ betreut – grünes Licht, die etwa zwölf Schüler kraxeln über eine Metalltreppe auf die untere Ebene des zweigeschossigen Fahrzeugs.

Die über 100 Quadratmeter große Ausstellungsfläche im Erdgeschoss ist vollgepackt mit Displays, Monitoren und technischen Gerätschaften. Alles ist bunt und futuristisch, fast wie im Cockpit der Enterprise. Nach der Begrüßung skizziert Florian Fischer, ein Kollege von Kratzer, in einer kurzen Einführung die industrielle Entwicklung von der Erfindung der Dampfmaschine bis zur digitalen Gegenwart.

Anpassbar an Schularten

Vieles ist neu für die jungen Leute, doch die Neuntklässler sind aufmerksam und wissbegierig. Das sei bei anderen Stippvisiten, etwa in einem Mannheimer Brennpunktviertel, mitunter ganz anders, erzählt Domenic Kratzer.

Der Truck lasse sich unkompliziert an das Leistungsniveau verschiedener Schularten anpassen. Bei einem Besuch an einem Gymnasium könnten ausführlichere Schrifttafeln ausgefahren werden. Auch Vorträge und Workshops zu Robotik oder CAD-Technologie – der Seminarraum im Obergeschoss bietet Platz für bis zu 30 Personen – werden auf die verschiedenen Schulformen zugeschnitten. Nach der Einführung lernen die Schüler in Zweier- und Dreiergruppen an fünf Stationen die Entwicklung eines Produkts von der Planung bis zur Herstellung kennen, wobei sie selbstverständlich nicht mehr mit Papier und Bleistift, sondern mit 3D-Scannern, Touchscreens und Miniatur-Fertigungsrobotern arbeiten.

Ein drittes Tätigkeitsfeld neben dem 90-minütigen Basismodul und den Workshops ist die Berufsorientierung. Schulen können frei wählen, welche Elemente des „Discovery Trucks“ sie buchen.

Die jungen Leute sind in einer beneidenswerten Situation. Denn der Megatrend Digitalisierung bedeutet auch, dass sie ihre eigene Zukunft mitgestalten können. „Die Industrie 4.0 ist der Bereich, den Ihr formen könnt, in dem Ihr mitmachen könnt“, legt Fischer den Schülern denn auch ans Herz.

Ziel: Interesse wecken

Welchen Beitrag aber können Initiativen wie der „Discovery Truck“, der sich an Schüler ab der siebten Klasse richtet, im Kampf gegen den Fachkräftemangel leisten? Er könne nicht sagen, wie viele Besucher sich nach dem Besuch für ein naturwissenschaftliches Studium entschieden hätten, räumt Kratzer ein. „Es muss zunächst einmal darum gehen, Interesse zu wecken.“

Die jungen Leute müssten in ihrer eigenen Lebenswelt abgeholt und so an technologische Zusammenhänge herangeführt werden, ist der studierte Chemiker überzeugt und verdeutlicht dies an einem Beispiel aus dem Sport: „Wenn jemand gerne Ski fährt, wird er sich irgendwann auch fragen, was er mit den Skiern machen muss, um schneller zu werden. Genauso kann man es mir Robotern machen, indem man den Schülern ihre Bedeutung für den Alltag vor Augen führt.“