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Vom Panthéon auf die Straße
Nationalhelden in Streetart-Version

Streetart-Kunst in Paris
Christian Guemy, Streetart-Künstler und bekannt unter dem Pseudonym C215, neben seinem Portrait von Victor Hugo. Foto: Sabine Glaubitz
Streetart-Kunst in Paris
Porträt von Emile Zola vom französischen Künstler C215. Foto: Sabine Glaubitz
Im Pariser Panthéon liegen die Ruhestätten Frankreichs berühmtester Männer und Frauen. Nun zieren ihre Porträts die Straßen der französischen Hauptstadt.

Paris (dpa) – Victor Hugo hat seine letzte Ruhestätte in der Krypta des Pariser Panthéons neben Émile Zola gefunden. Simone Veil, Holocaust-Überlebende und Frauenrechtlerin, wurde vor wenigen Wochen in dem Ruhmestempel beigesetzt. Über 70 Persönlichkeiten haben unter der Kuppelkirche ihre Grabstätte. Von 28 hat der französische Streetart-Künstler C215 Porträts auf Fassaden, Transformatorenboxen und Briefkästen gesprüht, unter ihnen die Schriftsteller Hugo und Zola.

Die Aktion ist einzigartig. Denn alles was mit dem Panthéon und seinen berühmten Männern und Frauen zu tun hat, ist der Nation heilig. Doch die Ausstellung «Illustres» (etwa: Die Berühmten) geht über den rein künstlerischen Aspekt hinaus. Man wolle damit ein Kulturgut und dessen Werte wieder in Erinnerung bringen, erklärte David Madec, der Verwalter des Panthéons. Gewissermaßen sollen die zum Teil in Vergessenheit geratenen Persönlichkeiten wieder zum Leben erweckt werden, meinte er.

Aimé Césaire, afrokaribisch-französischer Schriftsteller und Mitbegründer der Négritude, Antoine de Saint-Exupéry, Pilot und Autor von «Der kleine Prinz», Jean Moulin, bedeutender Widerstandskämpfer während des Zweiten Weltkriegs, André Malraux, Schriftsteller und Kulturminister, und Jean Jaures, Historiker und Politiker: Sie alle hat Christian Guémy alias C215 in Paris mit der Spraydose porträtiert.

Der 46-Jährige gehört zu Frankreichs bekanntesten Streetart-Künstlern. Er wird in Galerien und Museen ausgestellt und ist ein Meister der Schablonen-Technik. Seine detailreichen Vorlagen fertigt er in seinem Atelier bei Paris an, bevor er darauf die Farben sprüht. Die Ausstellung dauert bis zum 8. Oktober. «Wenn die Werke nicht vorher schon entfernt oder übermalt werden», räumte Guémy gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Paris ein.

«Die hier beigesetzten Persönlichkeiten haben stark Frankreichs Geschichte mitgestaltet. Ihnen wieder ein Gesicht zu geben, das hat mir auf Anhieb zugesagt», sagte Guémy. Die Ausstellung reiht sich aber auch perfekt in seine Arbeit ein. Guémys Markenzeichen sind seit Jahren schon Porträts.

Die Bildnisse sind im 5. Arrondissement unweit des Panthéons zu entdecken. In der Straße, die vom Jardin Luxemburg zum Ehrentempel führt, hat Guémy das Porträt von Hugo auf einen Transformatorenkasten gesprüht – mit grauen Haaren und Vollbart. Von einem Transformatorenkasten nur einige Straßenzüge weiter blickt auch Zola auf die Passanten.

In der Ruhmeshalle liegen nur fünf Frauen begraben, unter ihnen die Physikerin und Chemikerin Marie Curie. Die Forscherin, die erste Frau, die gleich zwei Nobelpreise erhalten hat, dominiert eine Hausfassade in der rue d’Ulm, wo das Institut Curie liegt. Dort erforschte das Paar Marie und Pierre Curie das Radium und die Radiotherapie zur Behandlung krebskranker Menschen.

Veil, die das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überlebte und als Gesundheitsministerin die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs einsetzte, ist nirgendwo zu finden. Als man mit dem Projekt begonnen habe, habe Veil noch gelebt, erzählte Guémy. Veil starb am 30. Juni 2017 im Alter von 89 Jahren.

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