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SpVgg 07 Ludwigsburg
Am Fuchshof brennt es lichterloh

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Foto: Baumann
Bei der SpVgg 07 Ludwigsburg steht wieder einmal die Stunde Null bevor. Nach dem Rücktritt aller Vorstände soll nun eine außerordentliche Mitgliederversammlung einen weiteren Neuanfang bringen. Machtkämpfe und persönliche Eitelkeiten führten zum Bruch im Vorstand.

Ludwigsburg. Auf Neuwahlen warten nach den Rücktritten der Vorstände Thomas Rettig (1. Vorsitzender Gesamtverein), Jürgen Friedrich (Vorstand Fußball und Organisation) und Klaus Zürn (Vorstand Fußball Aktive) seit Sonntag nun alle Mitglieder beim krisengeschüttelten Traditionsverein SpVgg 07 Ludwigsburg.

„Diese einzuberufen und dazu einzuladen, ist Sache unserer Geschäftsstelle, die ab nächster Woche wieder geöffnet ist, schließlich haben wir dort Leute angestellt“, erklärt Thomas Rettig, bis vorgestern noch erster Vorsitzender des Clubs und auch Geschäftsführer des Trikotsponsors Balzer. Die Geschäftsstelle wird geleitet von Renate Martincic.

Seinen Rücktritt begründet Retttig wie folgt: „Einen Verein mit 1000 Mitgliedern kannst du nicht mit nur noch drei Leuten im Vorstand führen. Da ich keine Nachfolger für die Anfang August ausgeschiedenen Vorstände berufen kann, ging es mir darum, den Weg für diese Neuwahlen freizumachen.“

Vor zehn Tagen hatten neben Jugendleiter Marijo Martincic bereits Silvester Apro (2. Vorsitzender) und Wolfgang Metzger (Vorstand Infrastruktur) ihre Ämter aufgegeben.

Wie gestern bekannt wurde, waren Ende Mai schon Thorsten Majer (Vorstand Recht) und Phillip Maier (Marketing) von ihren Ämtern zurückgetreten. „Es gab im Vorstand zwei Parteien, die dauernd in Streit gerieten. Da sahen wir keine Basis, weiterhin ehrenamtlich tätig zu sein“, erklärt Maier. Offenbar stehen sich zum einen die langjährigen Vereinsleute Martincic, Metzger und Apro, auf der anderen Seite die Unternehmer Zürn, Rettig und Friedrich gegenüber.

Maier kann sich dennoch vorstellen, dem Verein weiter zu helfen. „Ich bin offen, meine Tätigkeiten im Marketingbereich weiterzuführen, wenn ein entsprechender Vorstand gewählt wird“, betont er. „Erstmal aber nur als Beirat, nicht im Vorstand. Der Verein hat immer noch großes Potenzial. Aber was wir jetzt brauchen, ist ein richtiger Vorstand und Zusammenhalt.“

Die Stadt Ludwigsburg blickt mit Sorge Richtung Fuchshof. „07 Ludwigsburg ist ein großer Name im Fußballsport. Da ist es schade, dass der Neustart nicht geklappt hat“, sagt Raphael Dahler, der den Fachbereich Sport und Gesundheit leitet. „Wenn es Hilfe bedarf, versuchen wir zu helfen“. Gemeinsam mit dem Stadtverband für Sport könne man versuchen, Lösungen zu finden.

Kursierende Gerüchte, Finanzamt und Steuerfahndung stünden vor der Tür, weist unterdessen Rettig zurück: „Das kann ich dementieren“, sagt er. „Wir haben einfach keine Ruhe in den Verein bringen können, da gab es zu viele unterschiedliche Positionen“, urteilt der mit Rettig und dem sportlichen Leiter Klaus Zürn zurückgetretene Fußballvorstand Jürgen Friedrich. „Zu viele Anfeindungen, und zwar angefangen von der Geschäftsstelle“, beklagt er das seit langem gärende Zerwürfnis und ergänzt: „Im Fanclub wurde von Anfang an gegen Zürn und mich gearbeitet“.

Bei einer gemeinsamen Sitzung mit dem Beirat Ende Juli habe es noch gut ausgesehen. „Einige hatten zugesagt, Geld zu geben. Kurz darauf kamen die unerwarteten Rücktritte der anderen drei Vorstände. Nur noch zu dritt kannst du aber den Verein nicht stemmen. So ist kein Weiterarbeiten möglich“, erzählt Friedrich und sieht als Konsequenz: „Jetzt sollen halt andere zeigen, was sie können.“ In ein ähnliches Horn stößt auch Rettig: „Es gibt meines Wissens Personen, die einspringen und helfen wollen. Ross und Reiter kann ich nicht nennen, aber die sind jetzt am Zug“.

Marijo Martincic, der mit seinem Rücktritt zwar als Vereinsjugendleiter ausschied, aber nach wie vor Jugendleiter der Fußballabteilung ist, kann dies aber nicht bestätigen: „Wir sind nicht am Basteln einer Vorstandsmannschaft“, sagt er und führt aus: „Weitergehen kann es nur mit Investoren, Sponsoren und kompetenten Leuten in Schlüsselpositionen. Aber die Frage ist, wer sich das jetzt antut. Man kann doch keinem erklären, dass 07 ein topgesunder Verein ist“.

Kleinere Brötchen backen, mehr die Basis einbeziehen und sich stärker auf die Jugendarbeit fokussieren, lautet sein pragmatischer Vorschlag, der bei den anstehenden Neuwahlen durchaus mehrheitsfähig sein könnte. Ob dies allerdings reichen wird, um sich wenigstens dauerhaft in der Landesliga zu halten und auch bestehende „finanzielle Altlasten zu bereinigen“ (Martincic) scheint mehr als fraglich.

Friedrich sieht die Gefahr auch: „Die Befürchtung, dass der Verein den selben Weg geht, den die TSF Ditzingen genommen haben, ist schon da“. Wie 07 spielten die Turn- und Sportfreunde Ditzingen einst in der Regionalliga. Nun pendelt der Club zwischen Kreisliga A und B, steht jedoch in der Jugend bei weitem besser da als Ludwigsburg.