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MHP Riesen-Youngster Lukas Herzog wird gegen Gießen zum Erfolgsgaranten

Lukas Herzog steuert gegen Gießen 15 Punkte bei – Karriere-Höchstwert. Foto: Baumann
Lukas Herzog steuert gegen Gießen 15 Punkte bei – Karriere-Höchstwert. Foto: Baumann
Das Eigengewächs der Riesen wird gegen Gießen zum Erfolgsgaranten und erntet dafür reichlich Lob. Ganz zufrieden ist Coach Patrick mit der Teamleistung aber nicht.

Ludwigsburg. Marc Salzer wollte ganz nah dran sein, wenn sein früherer Schützling vor die Kameras des TV-Senders Magentasport treten sollte. Von der Tribüne aus – so sah es zumindest aus – gab der Schul- und Vereinskoordinator der MHP-Riesen Ludwigsburg seinem langjährigen Weggefährten Lukas Herzog noch den Tipp, sich einmal durchs Haar zu fahren, ehe dieser auf den Fernsehbildschirmen zu sehen sein sollte. Dass ausgerechnet Herzog nach dem 99:85-Heimsieg gegen die Gießen 46ers am Samstagabend interviewt wurde, war keineswegs ein Zufall. Das 19-jährige Eigengewächs der Riesen hatte kurz zuvor nicht nur das beste Spiel seiner noch jungen BBL-Karriere abgeliefert, sondern mit zwei entscheidenden Drei-Punkte-Würfen kurz vor Schluss den Ludwigsburger Spitzenreiter vor einer Blamage gegen den Tabellenletzten der Basketball-Bundesliga bewahrt.

„Er war mit Abstand heute der Spieler des Spiels“, sagte Riesen-Trainer John Patrick nach der Partie über Herzog. Von all der Euphorie über den zwölften BBL-Sieg in Serie und die verteidigte Tabellenführung ließ sich Patrick aber nicht täuschen: „Ich bin zufrieden, weil wir gewonnen haben, aber unzufrieden, weil wir viel besser hätten spielen können.“

Denn nach dem ersten Viertel lag tatsächlich die Sensation in der Luft. Angeführt vom 2,11 Meter großen und 123 Kilogramm schweren US-Riesen John Bryant führte Gießen 28:22. Aus der Distanz trafen die Hessen fünf von neun Versuchen. Unter dem Korb machte Koloss Bryant den Ludwigsburgern das Leben schwer. Riesen-Coach Patrick hatte den wenigen Liga-Neulingen in seinem Team in der Vorbereitung auf das Gießen-Spiel Videos von Bryant gezeigt. „Wir haben versucht, ihnen so zu erklären, wie gut er ist – jetzt wissen sie es.“

Der 33-jährige Bryant, der Zeit seiner Karriere immer wieder wegen vermeintlicher Fitnessprobleme Schlagzeilen gemacht hat, bestach auch am Samstag keineswegs mit spritzigen Bewegungen. Doch so schwerfällig der US-Amerikaner auf dem Parkett wirkte, so effektiv spielte er. Zehn Punkte im ersten Viertel, 20 in der gesamten Partie sowie sieben Rebounds. „Er hat sich nicht geändert“, sagte Patrick nach Bryants 336. BBL-Spiel.

Dahin war die mühsam erarbeitete 46ers-Führung nach 75 Sekunden im zweiten Viertel trotzdem. Yorman Polas Bartolo und Jaleen Smith hatten die Riesen herangebracht, ehe Herzog das Momentum endgültig zugunsten der Riesen kippen ließ. Energisch zog der Jungspund zum Korb und ließ sich auch vom harten Kontakt seines 20 Kilogramm schwereren Gegenspielers Brandon Thomas nicht beirren. Artistisch schloss Herzog ab und verwandelte den Extra-Freiwurf zum 29:28. Da nun auch die Dreier bei Ludwigsburg fielen, erhöhte Herzog auf 32:28. Die 46ers hingegen setzten aus der Ferne jeden ihrer Versuche im zweiten Viertel daneben. Nach Dunk von Jonas Wohlfarth-Bottermann führten die Riesen erstmals zweistellig (42:32).

„Im zweiten Viertel haben wir die Stopps nicht hingekriegt“, monierte Gießens Alen Pjanic bei Magentasport. Außerdem habe man die Schützen Jordan Hulls und Herzog nicht in den Griff bekommen. Nach einem 50:44 zur Halbzeit zogen die Riesen weiter davon. Sieben Punkte von Hulls in Serie zu Beginn des dritten Viertels blieben unbeantwortet.

Dass man Trainer Patrick dennoch hadernd an der Seitenlinie sah, lag in der Folge vor allem an Bryant, der auch aus der Distanz traf und dem der Riesen-Coach später ein „süßes Händchen“ bescheinigte. Bis zum 56:66 aus Gießener Sicht blieben die Gäste auf Tuchfühlung. Doch die Riesen provozierten etliche Ballverluste des Tabellenletzten. „Ludwigsburg hat uns zu 15 Turnovern gezwungen, das war spielentscheidend“, bemerkte Gießen-Trainer Rolf Scholz. Nach einem Ballgewinn von Desi Rodriguez wurde der Ludwigsburger beim Versuch, aus der eigenen Hälfte zu werfen, gefoult. Diese Nachlässigkeit bestrafte Rodriguez mit seinen Punkten zum 78:59 von der Freiwurflinie.

Entschieden war die Partie dennoch nicht, weil Gießen mit einer kleineren Aufstellung – ohne Bryant – aufs Parkett zurückkehrte. „Das hat gut geklappt, so sind wir herangekommen“, sagte Scholz.

Pjanics Punkte zum 80:86 bei über drei Minuten auf der Uhr ließen die Riesen zittern. In der Offensive spielten die Gelb-Schwarzen kaum noch strukturierte Angriffe. So erschien es wie ein glücklicher Zufall, dass der Ball in den Händen von Herzog landete. Der Youngster versenkte zwei Dreier zum 92:82 und kam auf seinen BBL-Karriere-Bestwert von 15 Punkten. „Es fühlt sich sehr gut an, wenn man mit den zwei Dreiern das Spiel zumacht“, lächelte er kurz danach bei Magentasport in die Kamera.