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Analyse
Ambitionierte Steelers in einer äußerst heiklen Situation

Bietigheim-Bissingen. Wohin geht die Reise der Bietigheim Steelers? Der Eishockey-Zweitligist, der in den vergangenen Jahren den Erfolg quasi gepachtet hatte, seit 2009 vier Meisterschaften, drei Vizemeisterschaften und zwei Pokalsiege anhäufte und dennoch den ersehnten Aufstieg in die Deutsche Eishockey-Liga bislang nicht realisieren konnte, befindet sich in einer äußerst heiklen Situation.

Ein kurzer Rückblick: Zunächst fehlte ein DEL-taugliches Stadion (mit der Ege Trans-Arena ist das Problem längst gelöst), dann verhinderten die Strukturen im deutschen Eishockey einen sportlichen Aufstieg von Liga zwei in Liga eins, zudem schnappten 2013 die Schwenninger Wild Wings den Steelers die freigewordene DEL-Lizenz der Hannover Scorpions vor der Nase weg.

Aber jetzt, das heißt genauer gesagt in der nächsten Saison, wird es endlich wieder einen sportlichen Aufsteiger geben – aber in Bietigheim herrscht (noch) keine Aufbruchstimmung.

Das liegt zum einen an einer bislang ziemlich verkorksten Saison und an Nachwehen aus der jüngsten Vergangenheit. Von Trainer Kevin Gaudet, der dreimal den Titel holte, trennte man sich vor zwei Jahren aus finanziellen Gründen, wie der Club wissen ließ.

Das Experiment mit Nachfolger Hugo Boisvert, als Chefcoach noch unerfahren, ging schief. Der Umbau des Teams verläuft holprig. Der Abgang von mehreren Routiniers, die Meisterschaften gewonnen haben, fällt mehr ins Gewicht, als vielleicht zu vermuten war. Junge, schnelle Spieler wurden verpflichtet mit Blick auch auf die nächste Saison. Eine Investition, die sich auszahlen sollte. Doch momentan haben die Steelers Probleme, sich sicher in den Play-off-Rängen zu behaupten.

Bei 11 ausstehenden Spielen in der Hauptrunde sind es derzeit zwar noch neun Punkte Vorsprung auf die Play-down-Plätze. Doch die Partie am Dienstagabend in Bad Nauheim, als in 65 Minuten kein Tor gelang und man schließlich im Penaltyschießen unterlag, offenbarte einmal mehr die Probleme der Schwaben. Ohne Verteidiger Tim Schüle, für den die Saison nach seiner Schulterverletzung vermutlich schon zu Ende sein dürfte, blieb das Powerplay erneut harmlos. Zudem läuft Topscorer Matt McKnight seiner Form der vergangenen Jahre weit hinterher, auch wenn der Kanadier immer noch bester Bietigheimer Punktesammler ist.

Spannung verheißt der Ausblick auf die Spielzeit 2020/21. Im Rennen um den Aufstieg wollen sich neben Frankfurt, Kassel und Dresden auch die Steelers positionieren, die bei der Suche nach einem neuen Cheftrainer nach Möglichkeit einen Volltreffer landen sollten. Und ohne einen Hauptsponsor, wie es Porsche einmal war, dürfte es schwierig werden, den DEL-Traum zu verwirklichen. Das stellte der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Kaufmann in der vergangenen Woche klar.