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Meckes zieht beim SHV die Fäden

Kreisläufer und Publikumsliebling: Ingo Meckes 2006 im Trikot der TSG Oßweil im Spiel gegen die SG Leutershausen. Foto: Baumann
Kreisläufer und Publikumsliebling: Ingo Meckes 2006 im Trikot der TSG Oßweil im Spiel gegen die SG Leutershausen. Foto: Baumann
Sechs Jahre lang spielte Ingo Meckes für die TSG Oßweil. Mit den „Blauen“ klopfte er an die Tür zur 1..Liga. Nach dem Ende seiner Karriere blieb er dem Handball treu und ist seit 2011 Leistungssportchef des Schweizerischen Handball-Verbandes (SHV).

Ludwigsburg. „Das war eine tolle Zeit“, erinnert sich der von 1999 bis 2006 für die Handballer der TSG Oßweil auf Torjagd gehende Kreisläufer, „schade, dass wir den Sprung ins Oberhaus nicht geschafft haben.“ Als Kapitän und Publikumsliebling führte der gebürtige Heilbronner sein Team 2004 sensationell in die Bundesliga-Aufstiegsrunde. Gegen Post Schwerin fehlten der von Oliver Hess trainierten Mannschaft aber zwei Treffer. Seinen Bundesligatraum erfüllte sich Meckes mit dem Wechsel zu Bayer Dormagen, eine Verbindung nach Oßweil ist aber dennoch geblieben: „Mit Oli tausche ich mich hin und wieder aus.“

Zeit für private Kontakte bleibt dem heute 43-Jährigen nicht viel. „Als Leistungssportchef des Schweizerischen Handball-Verbandes bin ich für alle Nationalmannschaften zuständig“, umreißt der Schwabe sein Hauptaufgabengebiet. Das schließt die Planung von Spielen und Lehrgängen genauso ein wie personelle Themen. „Wenn wir zum Beispiel neue Trainer suchen, verhandle ich mit den Kandidaten“, führt Meckes aus, der unter anderem schon den früheren Bundesligatrainer Rolf Brack als Nationaltrainer verpflichtete. Genau wie aktuell Martin Albertsen, der als Trainer des Frauen-Handball-Bundesligisten SG BBM Bietigheim in die Schweiz wechselt, um die neue Akademie für den weiblichen Nachwuchs zu leiten.

Als diplomierter Betriebswirt leitete Meckes ein Logistikprojekt mit 130 Mitarbeitern. Der Handball ließ ihn aber nie los. Als er 2011 erfuhr, dass der Schweizerische Handball-Verband (SHV) einen neuen Leistungssportchef suchte, bewarb er sich und erhielt die Stelle. „Der Zeitpunkt war günstig“, meint er rückblickend, „man wollte einen Ausländer, um neue Anreize zu setzen. Die Aufgabe motiviert mich jeden Tag neu. Kaum zu glauben, dass ich am 1. Juli schon neun Jahre im Amt bin“, sagt er.

Auf seine Fähigkeiten baut inzwischen nicht nur der SHV. Meckes ist gefragt: „In der Schweiz fungiere ich unter anderem auch als Ansprechpartner des Olympischen Komitees und des Bundesamtes für Sport. Als Mitglied des Nations Board der Europäischen Handball-Föderation bin ich in Projekte auf dem ganzen Kontinent eingebunden und entsprechend viel unterwegs.“

In seiner eidgenössischen Wahlheimat fühlt sich der Hobby-Golfer wohl. „Die Schweiz ist ein tolles Land und das Schwyzerdütsch verstehe ich inzwischen problemlos.“ Über den Erwerb der begehrten Staatsbürgerschaft hat er sich noch keine Gedanken gemacht. „Das ist ein langwieriger Prozess. Für mich stehen aber die aktuellen Themen im Vordergrund und damit das Ziel, den Handball hier weiter nach vorn zu bringen.“

Auch in unserem Nachbarland definiert sich der Stellenwert der Sportart über internationale Top-Athleten und Erfolge der Nationalmannschaft. Da gab und gibt es viel Nachholbedarf. Beispiel Andy Schmid. Der Eidgenosse spielt seit 2010 bei den Rhein-Neckar Löwen, wurde in der Bundesliga insgesamt fünfmal zum besten „Spieler der Saison“ gekürt. „Dennoch war Schmid in seiner Heimat lange Zeit weniger populär als in Deutschland“, staunt Meckes. Inzwischen kennen auch die meisten Schweizer den Ausnahmehandballer, mit dem er engen Kontakt pflegt und bereits die Zukunft plant: „Nach seiner Karriere wird er beim Verband eine Aufgabe übernehmen.“

Mit der Ausrichtung der Männer-EM 2024, für die man sich gemeinsam mit Dänemark bewarb, wollte Meckes für weiteren Aufwind sorgen. Ausgerechnet sein Heimatland vermasselte das. „Am Ende fehlten uns bei der Abstimmung einige Stimmen und das Turnier wurde an Deutschland vergeben.“

Mehr Freude macht ihm dagegen die Entwicklung der A-Nationalmannschaft. „Im Januar waren wir erstmals seit vielen Jahren wieder bei einer EM dabei. Die mit Trainer Michael Suter vorgenommene Professionalisierung trägt Früchte. Wir wollen uns in der internationalen Spitze etablieren.“ Assistenztrainer der Schweizer „Nati“ ist übrigens Matthias Gysin (44) aus Tamm – ebenfalls ein ehemaliger Oßweiler Spieler.