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Hockey
„Haben alle Bock auf Wettkampf“

Daniel Weißer steht heute wieder mit dem HCL auf dem Feld.Foto: Baumann
Daniel Weißer steht heute wieder mit dem HCL auf dem Feld. Foto: Baumann
Der HC Ludwigsburg kehrt nach langer Coronapause langsam zurück zur Normalität – Rückrundenauftakt im Feldhockey

Ludwigsburg. Knapp elf Monate nach dem letzten Spiel in der 2. Feldhockey-Bundesliga wird es heute für den Hockey-Club Ludwigsburg mit dem Auswärtsspiel beim SC Frankfurt 1880 (16.30 Uhr) wieder ernst. Bis Ende Oktober spielen die Teams basierend auf den Tabellenständen der Hinrunde 2019 nun die Rückrunde zu Ende. Dabei hat der HCL realistische Chancen auf die Teilnahme an der Aufstiegsrunde in die Bundesliga. Vor zehn Jahren, als Trainer und Clubmanager Daniel Weißer in Ludwigsburg als Sportlicher Leiter begann, schien das noch utopisch. Im Interview spricht Weißer über die Entwicklung des Vereins, die Wichtigkeit der Jugendarbeit und über die mögliche Erfahrung 1.Bundesliga.

Sie sind seit zehn Jahren im Verein. Was hat sich seit Ihrem ersten Arbeitstag beim HC Ludwigsburg getan?

Daniel Weißer: Verdammt viel! Das in einer Frage zu beantworten, ist schwer. Ich habe früher alleine in der alten Geschäftsstelle gesessen. Damals haben Helmut Schmidt und ich alle Teams im männlichen Bereich trainiert. Heute sind wir inklusive FSJlern zu sechst in der Geschäftsstelle und alle Mannschaften haben einen professionellen Trainer- und Betreuerstab.

Sie haben vor kurzem einen neuen Vertrag beim HCL unterschrieben. Nun sind Sie nicht mehr Sportlicher Leiter, sondern tragen den Titel Clubmanager. Wieso war eine Schärfung des Vertrags nötig?

Vor zehn Jahren ging es darum, Aufbauarbeit zu leisten und Kinder- und Jugendtrainings zu starten. Die Herrenmannschaft spielte in der Regionalliga. Auch dort galt es, das professionell auf die Füße zu stellen. Über die Jahre der Professionalisierung sind immer mehr Geschäftszweige dazugekommen wie das Auszeit Sport-Hostel, Ferienprogramme und Camps. Dem Begriff Sportlicher Leiter konnte ich immer weniger gerecht werden.

Welche Ziele hat der Verein für die Zukunft ausgegeben?

Erst mal geht es darum, dieses Niveau – die 2.Bundesliga im Feld und in der Halle immer wieder in der 1.Liga dabei zu sein – zu halten. Man darf nicht vergessen, dass Hockey ein Studentensport ist. Fast alle aus der Herren-Mannschaft studieren. Jedoch ist Ludwigsburg nicht unbedingt der Universitäts- oder Hochschulstandort, wir bekommen von außen kaum leistungsstarke Spieler dazu.

Wie steuern Sie dem entgegen?

Man ist gezwungen, über die eigene Jugendarbeit eine zweitligafähige Mannschaft zusammenzustellen. Das ist sehr außergewöhnlich. Nehmen wir als Kontrast den SC Frankfurt 1880: Das ist der einzige Verein im Rhein-Main-Gebiet, der leistungssportmäßig im Hockey unterwegs ist. Der zieht aus 50 Vereinen die Spieler heran. In unserer Region ist die Konkurrenzsituation viel größer.

Zuletzt stand auch im Hockey die Zeit während Corona praktisch still. Wie hat der Verein die Pandemie wirtschaftlich überstanden?

Wie in vielen anderen Vereinen gilt auch für uns: Viele unserer Einnahmequellen wie das Hostel oder Camps sind während der Coronazeit weggefallen. Da wird wirtschaftlich ein bisschen was auf uns zukommen. Aber da sehe ich unsere Mitgliedschaft stark genug. Eine tolle Haltung haben zudem unsere Sponsoren gezeigt. Sie standen treu zu uns und haben uns in dieser Zeit unterstützt. Das hat manches leichter gemacht. Kein Sponsorenvertrag wurde gekündigt. Wenn wir aber bedenken, dass eine Hallensaison ausfallen könnte und Einnahmen aus Heimspielen der Bundesliga fehlen werden, werde ich wahrscheinlich in einem halben Jahr sagen, dass es uns doch härter getroffen hat.

Am Samstag geht es für Sie mit dem Auswärtsspiel beim SC Frankfurt 1880 weiter mit der Feldsaison. Dort liegen Sie nach neun Spielen auf dem zweiten Platz hinter dem kommenden Gegner. Wie froh sind Sie, dass der Ball wieder rollt?

Letztendlich ist Hockey mein Beruf. Man kann für das, wofür man arbeitet, wieder Ergebnisse einholen. Die Meisterschaftsspiele sind meine Arbeitsbewertung und ich bin froh, dass es wieder losgeht. Auch für den Club und das Umfeld ist es wichtig, wieder einen Wettkampf zu haben. Da haben alle Bock drauf.

Was ist in dieser Saison noch möglich?

Wir haben bisher alle Teams, die oben standen, geschlagen. Für uns ist wichtig, zwischen Platz eins und fünf zu landen und uns so für die Aufstiegsrunde zu qualifizieren. Dann hätten wir im Frühjahr acht Spiele gegen Topmannschaften. Das ist für die Weiterentwicklung der Spieler und der Mannschaft wichtig.

Selbst ein Aufstieg scheint greifbar zu sein. Was hätte der Sprung in das Hockey-Oberhaus für Folgen für den HCL?

Das würde bedeuten, dass wir ein Jahr durch Deutschland fahren, wahrscheinlich hier und da hohe Niederlagen kassieren und das Jahr später wieder in der 2.Liga spielen.

Das klingt zunächst nicht sonderlich erstrebenswert.

Der durchschnittliche Etat der Erstligisten liegt zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Euro. Da sind wir von einigen Clubs gut eine Million Euro von entfernt. Die Teams fliegen, wenn sie samstags auswärts spielen, freitags hin und übernachten vor Ort. Das könnten wir uns nicht leisten. Aber man darf nicht das Erlebnis unterschätzen. Jeder Hockeyspieler hat Bock, bei einem Punktspiel beim HTC Uhlenhorst Mülheim oder Rot-Weiß Köln aufzuschlagen.

Inwiefern hat sich Ihre Mannschaft in der langen Coronapause verändert?

Vom Niveau des Kaders haben wir uns bestimmt nicht verschlechtert. Nils Scheu, ein HCL-Eigengewächs, ist nach seiner Ausbildung zurückgekommen. Wir haben in unserem neuen Sportkoordinator Philip Bleibaum auch gleichzeitig einen wahnsinnig guten Hockeyspieler dazubekommen. Aus der eigenen Jugend verstärkt uns Liam Seehaus und von den Stuttgarter Kickers hat der 20-jährige Leo Schramm zu uns gewechselt. Laurenz Bonner und Yannic Gruber haben uns allerdings wegen Beruf und Studium verlassen.