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Elektroantrieb wird Kerngeschäft

Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, setzt auf Elektromobilität und Wasserstoff. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, setzt auf Elektromobilität und Wasserstoff. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Bosch-Konzern setzt neben der Elektrifizierung auch auf die Brennstoffzellentechnologie und die Vernetzung der Dinge

Gerlingen. „Die Elektromobilität ist längst keine Wette mehr auf die Zukunft, wir verdienen die Vorleistungen zurück.“ Bei der Online-Pressekonferenz am Donnerstag ließ Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung, keinen Zweifel daran, wohin die Reise geht: Richtung Elektrifizierung. Und das nicht nur beim Auto. Denner: „Elektrifizierung erfordert nicht nur Lösungen fürs elektrische Fahren im Auto, vielmehr auch fürs elektrische Heizen in Gebäuden.“

Doch das starke Umsatzwachstum von 17 Prozent auf 20,4 Milliarden Euro in den ersten drei Monaten verdankt Bosch vor allem dem Geschäft mit den Autozulieferern und da eben bei der elektrischen Antriebstechnik, weshalb sich die Elektromobilität bei Bosch als Kerngeschäft etabliert. Dafür erbringt das Unternehmen laut Denner hohe Vorleistungen, allein 700 Millionen Euro in diesem Jahr. Insgesamt habe Bosch bereits fünf Milliarden Euro an Vorleistungen für die Elektromobilität aufgewendet. Derzeit wächst der Umsatz für elektrische Antriebskomponenten von Bosch mit nahezu 40 Prozent doppelt so stark wie der Markt. Und bis 2025 soll sich der jährliche Umsatz auf fünf Milliarden Euro verfünffachen, die Gewinnschwelle soll ein Jahr zuvor erreicht werden.

Allerdings will der Technologiekonzern auch künftig noch an der Diesel- und Benzintechnik festhalten. „Wir werden mindestens noch 20 oder 30 Jahre in Verbrennertechnologie investieren müssen als Unternehmen, weil unsere Kunden Verbrenner einsetzen werden und einsetzen müssen“, begründete der für den Automobilbereich zuständige Geschäftsführer, Stefan Hartung, das Festhalten an dieser Strategie. „Für den Klimaschutz kommt es nicht auf das Ende des Verbrenners an, sondern auf das Ende des fossilen Treibstoffs“, ergänzte Denner seine Sicht. Er plädierte dafür, alternative Pfade zum Klimaschutz nicht abzuschneiden. Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen könnten bald genauso klimaneutral unterwegs sein wie Batteriefahrzeuge, sagte Denner mit Blick auf die EU-Pläne für eine neue Abgasnorm Euro7 mit strikteren Vorgaben für Stickoxide und andere Schadstoffe.

Neue Geschäftschancen sieht Denner auch beim Milliardenmarkt für Brennstoffzellen. Für die Brennstoffzelle, die Wasserstoff in Strom umwandelt, entwickelt Bosch stationäre und mobile Lösungen. Von 2021 bis 2024 will der Konzern eine Milliarde Euro in die Brennstoffzellentechnologie investieren. Schon für 2021 sei der Betrieb von 100 Anlagen mit stationären Brennstoffzellen vorgesehen, etwa um Rechenzentren, Industriebetriebe und Wohnquartiere mit Strom zu versorgen. Einen Milliardenumsatz erwartet Bosch in den nächsten Jahren auch in der Vernetzung von Geräten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI). So soll sich der Absatz vernetzbarer Geräte für den Wohnbereich 2021 gegenüber dem Vorjahr von vier Millionen auf acht Millionen verdoppeln. Zudem will Bosch Daten zur Nutzung seiner Produkte mittels KI auswerten und über Software-Updates neue Funktionen und Dienstleistungen für die Kunden schaffen.

Während Bosch im Coronajahr 2020 ein Umsatzminus von 6,4 Prozent auf 71,5 Milliarden Euro verbuchte, wird für 2021 wieder ein Plus von etwa sechs Prozent gegenüber 2020 erwartet – auch wegen des zu erwartenden Wachstums bei der Industrietechnik sowie der Hausgeräte- und Elektrowerkzeugsparte. Das Plus sei aber abhängig von den schwer abschätzbaren Auswirkungen der Halbleiter-Engpässe, sagte Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer. Der Gewinn vor Zinsen und Steuer lag 2020 bei zwei Milliarden Euro (Vorjahr: 3,3 Milliarden Euro).