1. Startseite
  2. Ticker Test
Logo

IHK befürchtet schwerwiegende Folgen

Die Mitgliedsfirmen der IHK Ludwigsburg erwarten einen strukturellen Wandel der Wirtschaft. Foto: Ramona Theiss
Die Mitgliedsfirmen der IHK Ludwigsburg erwarten einen strukturellen Wandel der Wirtschaft. Foto: Ramona Theiss
Für die Geschäftsbeziehungen der 40 IHK-Mitgliedsbetriebe im Landkreis Ludwigsburg nach Russland ist die Prognose derzeit düster.

Ludwigsburg/Stuttgart. Schwere Sorgen macht man sich bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ludwigsburg wegen der möglichen Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine mit Blick auf die Unternehmen im Landkreis Ludwigsburg. „Wir sind fassungslos, entsetzt und verunsichert. Unsere Gedanken sind bei den Menschen vor Ort“, erklärt Thomas Wiesbauer, der Präsident der IHK-Bezirkskammer Ludwigsburg, am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung, und seine Prognose ist düster. „Das genaue Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen dieser Invasion ist noch nicht überschaubar. Es gibt aber keinen Zweifel, dass sie sehr schwerwiegend sein werden“, sagt Wiesbauer, der auch Chef und Inhaber des Bietigheim-Bissinger Schwerlastunternehmens Wiesbauer ist.

Die IHK geht davon aus, dass knapp 40 Mitgliedsunternehmen im Landkreis Ludwigsburg Lieferbeziehungen mit Russland haben. „Allerdings in sehr unterschiedlichem Umfang, von regelmäßig bis sporadisch“, heißt es in einer Mitteilung. Größere Exporteure seien meist mit Vertriebsbüros in Russland vertreten.

Direkt und auf Sicht sei praktisch jedes Export- und Importgeschäft mit Russland-Bezug von dem Krieg gegen die Ukraine betroffen, sagt Wiesbauer. „Bei den bereits hohen Rohstoff- und Energiepreisen sowie den Lieferengpässen kommen nun große Unwägbarkeiten hinzu.“ Im Wirtschaftslagebericht der IHK-Bezirkskammer zum Jahresbeginn 2022, also kurz vor der russischen Invasion in der Ukraine, hatte der Ludwigsburger IHK-Präsident bereits gesagt, dass derzeit rund zwei von drei Unternehmen in den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen ein Risiko für ihre weitere Geschäftsentwicklung sehen würden, in der Industrie seien es sogar rund neun von zehn. Zudem behinderten Lieferengpässe nicht nur die Produktion, sondern wirkten ebenfalls preistreibend, beschreibt Wiesbauer die sich verschärfende wirtschaftliche Situation als Folge des Krieges.

Die IHK Region Stuttgart, zu der die Ludwigsburger Bezirkskammer gehört, bangt um die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland. Ihre Präsidentin Marjoke Breuning sagt: „Wir müssen davon ausgehen, dass der Handel mit Russland sukzessive zum Erliegen kommt. Das wird einige Betriebe hart treffen.“ Sie verweist auf Daten des Statistischen Landesamtes, wonach aus Baden-Württemberg im vergangenen Jahr Waren im Wert von 3,8 Milliarden Euro nach Russland exportiert wurden. Das waren 32 Prozent mehr als 2020. Gut 1,1 Milliarden Euro davon beziehen sich auf Waren aus den Bereichen Maschinenbau, Kraftwagen und Kraftwagenteile. Damit belegte Russland den 16. Platz in der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner des Landes. Beim Import belegte Russland den 22. Rang. Importiert wurden laut Statistischem Landesamt Güter im Wert von zwei Milliarden Euro. Die Importe bestehen weitgehend aus Erdöl und Erdgas sowie Metallen und Kohle.

Auch der Handel mit der Ukraine wird laut IHK durch die kriegerischen Handlungen weiter eingeschränkt. Die Auswertungen des Statistischen Landesamts zeigen, dass die Ukraine mit einem Anteil von 0,3 Prozent an den baden-württembergischen Exporten auf Platz 45 der wichtigsten Handelspartner rangiert. Wichtigste Waren sind auch hier Maschinen sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile. Unter den Importpartnern liegt die Ukraine auf Rang 55 mit einem Anteil von 0,1 Prozent an den Importen.

Die IHK reagiert auf den steigenden Beratungsbedarf der Betriebe zum Thema Russland-Geschäft. Die bisherigen Gespräche hätte gezeigt, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer trotz der schwerwiegenden Konsequenzen großes Verständnis für die Sanktionen haben, betont Breuning.

„Seit Beginn des Konflikts haben wir eine Taskforce gebildet mit dem Ziel, die Mitgliedsbetriebe bestmöglich zu unterstützen, zu informieren und zu begleiten, berichtet Breuning. Unter der Telefonnummer (0711) 2005-1407 beantworteten Experten der IHK Fragen zum Warenverkehr, den Sanktionen, Personalthemen und zum Zahlungsverkehr in den Krisengebieten. Die Unternehmensfragen beziehen sich laut Breuning bisher im Wesentlichen auf konkrete Fragen zu Gehaltszahlungen in die Ukraine und nach Russland, zum Einreiseverfahren, Umgang mit laufenden Vorgängen, Fortsetzung von Geschäftsbeziehungen oder ausstehenden Forderungen.

Unter der Hotline zum Warenverkehr der IHK Region Stuttgart (0711) 2005-1466 sind auch Mitarbeitende aus Ludwigsburg dabei. In ihrem Ludwigsburger Tagesgeschäft verzeichnen die IHK seit Donnerstag letzter Woche – also seit Beginn des Ukraine-Krieges – viele Anfragen zu den Russland-Sanktionen. Ziel der IHK ist, den Betrieben Orientierungshilfe im Sanktionsdschungel zu geben.

Info: Neben der IHK-Hotline plant die IHK Region Stuttgart mit einigen baden-württembergischen Kammern im Verbund weitere Informationsveranstaltungen. Die erste virtuelle Veranstaltung findet am Mittwoch, 9. März, um 10 Uhr statt. Interessierte Unternehmen können sich unter www.stuttgart.ihk.de, Nr. 5444024, anmelden.