1. Startseite
Logo

Musik dringt bis in die letzte Ecke

350_0900_12464_.jpg
Im Obergeschoss des Alten Hauptbaus im Residenzschloss werden die Teilnehmer der Führung mit Klarinetten- und Fagottklängen von Wolfgang Amadeus Mozart empfangen.Foto: Holm Wolschendorf
Führung der Schlossfestspiele bietet Plattform für Talente der Jugendmusikschule

Ludwigsburg. Überraschend und auch ein wenig verwirrend fällt am Sonntagnachmittag der Auftakt einer Führung der Schlossfestspiele Ludwigsburg aus, die unter dem Motto „Musikalische Spurensuche im Schloss“ steht.

Etwa 30 Besucher haben sich unter dem mittleren Torbogen zum Schlosshof versammelt und warten auf den Beginn der Veranstaltung, als auf dem weitläufigen Platz unvermittelt eine Dame auftaucht und vorbeischlendernde Schlossbesucher anspricht. Ob sie Eberhard gesehen hätten, will die Dame von den Passanten wissen, er sei schon wieder weggelaufen. Die Reaktionen sind verhalten und verunsichert, schließlich weiß niemand, wer dieser Eberhard überhaupt sein soll.

Keine Spur von Eberhard

Wie sich herausstellt, handelt es sich bei der resoluten Dame um Johanna Elisabeth alias Brigitte Thönges. Sie ist Musikpädagogin, fungiert in diesem Fall aber als Clownin und Gruppenführerin. Die Suche nach ihrem verschollenen Hund Eberhard soll sich anschließend wie ein Leitfaden durch die gesamte Führung ziehen.

Einen ersten Hinweis auf den Verbleib von Eberhard findet sich auf der Schlossterrasse vor dem Alten Hauptbau: ein Hundehaufen aus Plastik. „Willst du den mitnehmen?“, fragt die Clownin einen Jungen. Der ist begeistert und lässt den Hundehaufen sofort in seiner Tasche verschwinden, als plötzlich klassische Musik aus dem Alten Hauptbau nach außen dringt.

Die Neugierde ist geweckt, gemeinsam begibt man sich ins Innere des Residenzschlosses. „Da finden wir bestimmt auch Eberhard“, glaubt die Clownin und stolpert los. Doch Eberhard bleibt spurlos verschwunden, als die Gruppe im Obergeschoss ankommt. Stattdessen warten dort drei Musiker der Jugendmusikschule Ludwigsburg, die das Adagio und das Rondo aus dem Divertimento KV 229 für zwei Klarinetten und Fagott von Wolfgang Amadeus Mozart zum Besten geben.

Mit der musikalischen Spurensuche bieten die Schlossfestspiele Talenten der Jugendmusikschule die Möglichkeit, ihr Können vor Publikum unter Beweis zu stellen und den Besuchern zugleich das Residenzschloss auf gänzlich ungewohnte Weise zugänglich zu machen. Die Musik dringt bis in die letzten Winkel und Ecken, die sonst bei öffentlichen Führungen nicht zugänglich sind. Ob Mozart, Joseph Haydn oder Henry Purcell: Die jungen Talente demonstrieren eindrucksvoll, dass sie im Musikunterricht gut aufgepasst haben.

Verlegene japanische Touristen

Derweil lässt Gruppenleiterin Johanna Elisabeth nicht locker und setzt alles daran, ihren geliebten Eberhard zu finden. „Das ist bestimmt der Hundeverein“, meint sie, als sie auf eine andere Schlossführung stößt. Doch weit gefehlt: Vielmehr handelt es sich um eine Gruppe japanischer Touristen, die sich ein wenig verlegen zur Seite dreht und mit schwäbischem Humor offensichtlich nicht viel anzufangen weiß.

Später erwartet die Truppe ein himmlisches Harfenintermezzo im Schlosstheater. Zum Abschluss fliegt ein Stofftier von den oberen Rängen aufs Parkett. Glücklich schließt Clownin Johanna Elisabeth ihren Eberhard in die Arme – Ende gut, alles gut.