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Sogar der Botschafter kommt zum Konzert

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Das Kreisjugendorchester auf dem Parlamentsbalkon in Bukarest. Foto: privat
Kreisjugendorchester ist auf Konzertreise in Rumänien – Bei keinem Auftritt darf der Radetzky-Marsch fehlen

Ludwigsburg. Man stelle sich vor: Ein rumänisches Orchester gibt an einem Mittwochnachmittag, 16 Uhr, ein Konzert in der Besigheimer Stadthalle. „Wie viele Zuschauer würden wohl kommen?“, fragt der Dirigent des Kreisjugendorchesters, Roland Haug, und beantwortet die Frage gleich selbst: „Wohl nicht allzu viele.“ Ganz anders beim Auftritt des Kreisjugendorchesters in der rumänischen Stadt Agnetheln: „Der Saal des Kulturhauses war brechend voll“, erzählt Haug. Beim Konzert in der Hauptstadt Bukarest war sogar der deutsche Botschafter zu Gast – obwohl gleichzeitig ein Musikfestival stattgefunden hat. „Das war eine große Ehre für uns und eine tolle Wertschätzung.“

Das waren sicher zwei Höhepunkte der Reise des Kreisjugendorchesters nach Rumänien. Fast zwei Wochen haben die 55 Nachwuchsmusiker aus dem ganzen Landkreis mit ihren acht Betreuern das osteuropäische Land bereist – und es auf musikalische und kulturelle Weise kennengelernt. Doch warum gerade Rumänien? „Ein Musikerehepaar aus dem Steinhausorchester stammt gebürtig aus Siebenbürgen. So ist der Kontakt zustande gekommen“, erzählt Haug, der mit dem Steinhausorchester unter anderem bereits in Chile, Südafrika und Südkorea war.

Vor der Reise nach Rumänien hat sich der Dirigent akribisch auf das Land vorbereitet, sich Bildbände angeschaut und Bücher gelesen. Einen Rat konnte er den jungen Musikern deshalb schon vor der Ankunft geben: „In Rumänien sollte man sich niemals über den Tisch laut zuprosten, denn übersetzt heißt das: Du bist ja dumm.“ Ein wichtiger Tipp, an den sich die 14 bis 21 Jahre alten Musiker sicher gehalten haben.

Sechs Konzerte hat das Kreisjugendorchester in Rumänien gegeben und dort vor allem einen Querschnitt aus dem aktuellen Programm gespielt – und natürlich den Radetzky-Marsch, denn der darf bei keinem Konzert im Ausland fehlen. Speziell für diese Reise hatten die Musiker aber ein neues Stück mit dem Titel „Rumänien singt“ einstudiert – ein Medley von rumänischen Volksliedern. Die Gastgeber waren begeistert: Es gab Ovationen und ein ganzer Saal habe laut „Danke“ gerufen, erzählt Haug.

Doch bei den Reisen des Kreisjugendorchesters geht es nicht nur um Musik; auch Land und Leute wollen die Deutschen kennenlernen. Viele Ausflüge zu Burgen und Schlössern standen deshalb in Rumänien an und natürlich ein Bad im Schwarzen Meer. Beeindruckt war die Gruppe auch vom 20 000 Quadratmeter großen Parlamentspalast in Bukarest: Nach drei Stunden Führung hatten die Musiker gerade einmal fünf Prozent der Räume gesehen.

Auf der Rückreise wurde das Kreisjugendorchester schließlich noch von der Weltpolitik eingeholt: Über Ungarn sollte die Busfahrt eigentlich zurück nach Österreich gehen – doch die Grenze war aufgrund der Flüchtlingskrise geschlossen. Die Musiker mussten deshalb über die Slowakei nach Österreich einreisen, erst dann ging es weiter nach Deutschland.