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Trügerische Harmonie

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Das Schlosstheater wird zum Sehnsuchtsort: Lesung mit Musik.Foto: Holm Wolschendorf
Konzert der Haake-Stiftung im Schlosstheater als Auftakt einer Reihe zum Thema Paradies

Ludwigsburg. Die Panflötenklänge aus den historischen Kulissen machten das Schlosstheater zum Sehnsuchtsort. Wo ist das Paradies? Ist es eine Projektion oder bloß Utopie? Bei der Auftaktveranstaltung zur diesjährigen Reihe der Stuttgarter Haake-Stiftung lag es bei Worten und Musik, die die Seele berührten.

Die Panflöte übt eine magische Kraft aus. Wenn ein Künstler dieses Instrument so perfekt beherrscht wie Ulrich Herkenhoff, dann gelingt dieses Eintauchen in das innere Paradies. Der Echo-Klassik-Preisträger hat sich zum Ziel gesetzt, die Panflöte als seriöses Instrument zu etablieren und das schafft er auf erstaunliche Weise, wie der Konzertabend zeigte. Mit Koloraturen wie bei Mozart und folkloristischen Elementen wie bei Belá Bartók. Und mit sphärischen Improvisationen, die auch in ungewohnte Klangwelten entführten und immer wieder mit erstaunlicher Virtuosität bestachen. Neben Herkenhoff überzeugte mit dem Pianisten Felix Romankiewicz ein weiterer von der Haake-Stiftung geförderter Künstler. Er setzte den lyrischen Flötenklängen eine flirrende Leichtigkeit entgegen, die vor allem bei Maurice Ravels „Jeux d’Eau“ zum Ausdruck kam. Man glaubte, die Wasserspiele im Park als Kraft der Vergänglichkeit und perfekte Illusion vor sich zu sehen.

Der Pianist beherrschte außerdem eine weitere Facette: Dumpf, düster und intensiv erklang der ekstatische Gesang in einer traurigen Landschaft von Olivier Messiaen. Mit dem selbst geschriebenen Stück „Sakura“ über die japanische Kirschblüte überzeugte er außerdem mit fernöstlich- experimenteller Attitüde. Er griff selbst in die Saiten seines Flügels, um die Zartheit der Blüte zum Ausdruck zu bringen. Im Zusammenspiel mit dem Flötisten setzte der Pianist behutsame Akzente und ließ so der Panflöte ihren Raum.

Zwischen den Musikstücken rezitierte die ebenfalls von der Stiftung geförderte Sprecherin Sarah Stuckenbrock Gedichte von Goethe über Hölderlin bis zu Heinrich Heine. Sie sprach das Publikum direkt an, sie ließ Sehnsucht aber auch feinen Spott spüren. Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen? Vielleicht handelt es sich hier um das Paradies. Oder es liegt im Park Monceau in Paris, dessen Harmonie laut Kurt Tucholsky aber trügerisch ist. Das Schlaraffenland, wie es Hans Sachs beschreibt, ist es ebenfalls nicht, denn wo alles im Überfluss vorhanden ist, regiert bald die Faulheit. Sorglos und immer voller Musik soll das Leben sein, wie im Gedicht „Reklame“ von Ingeborg Bachmann. Hier arbeitete die Sprecherin die Botschaft auf feinsinnige Weise aus. Was geschieht wenn Totenstille eintritt und die oberflächliche Welt keine Antworten mehr findet? Emotional wurde es bei der von dem Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch entwickelten Utopie von einem Sehnsuchtsort, den er nicht mehr erlebt hat.

Der Mensch brauche Utopien und Hoffnungsorte zum Träumen, so das Fazit von Reinhard Schmidt-Rost in seinen Reflexionen zum Paradies. Der Abend mit Literatur und Musik regte jedenfalls auf wohltuende Weise zum Eintauchen in den Garten Eden an.

Info: Die nächsten Veranstaltungen der Haake-Stiftung im Residenzschloss finden von Donnerstag, 11. bis Samstag, 13. September täglich ab 20 Uhr statt. Operette, ein Liederabend und Klavierquartette stehen dann im Mittelpunkt. Das Abschlusskonzert findet am Sonntag, 14. September um 11 Uhr statt. Karten gibt es an der Abendkasse.