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Republikanische Abgeordnete
«Durchgeknallt»: Trump bricht mit rechter Hardlinerin Greene

Wahlkampf in den USA - Trump in Georgia
Vergangenes Jahr machte die Hardlinerin noch eifrig Wahlkampf für Trump. (Archivbild) Foto: Evan Vucci
Marjorie Taylor Greene streute krude Verschwörungstheorien, hetzte gegen Migranten und nannte Erdbeben eine Mahnung Gottes. Doch erst nach ihrer Kritik in der Epstein-Affäre lässt Trump sie fallen.

Washington. US-Präsident Donald Trump hat der ultrarechten Republikanerin Marjorie Taylor Greene die Unterstützung entzogen, nachdem seine langjährige Anhängerin dessen Umgang mit der Affäre um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein kritisiert hatte. In einem Post auf der Plattform Truth Social sagte sich Trump demonstrativ von der «durchgeknallten» Kongressabgeordneten los, die «trotz meiner rekordartigen Erfolge für unser Land» immer nur mit Beschwerden von sich hören lasse.

«Ich kann nicht jeden Tag die Anrufe einer pöbelnden Wahnsinnigen entgegennehmen», schrieb Trump. Auch andere Konservative hätten inzwischen «die Nase voll von ihr und ihren Eskapaden». Sollte sich ein geeigneter Kandidat finden, der Greene bei den Vorwahlen im Bundesstaat Georgia schlagen könne, werde er denjenigen mit aller Kraft unterstützen.

Vom glühenden Trump-Fan zur Kritikerin

Greene erlangte nach ihrem Einzug ins Parlament 2021 schnell landesweit Bekanntheit als eine der führenden Hardlinerinnen des rechten Flügels ihrer Partei. Über Jahre hinweg tat sie sich als glühende Unterstützerin Trumps und erzkonservativer Positionen hervor - etwa im Abtreibungs- und Waffenrecht sowie in der Einwanderungspolitik, wobei sie wiederholt gewaltverherrlichende und rassistische Äußerungen von sich gab. 

Marjorie Taylor Greene und Donald Trump
Bild aus glücklicheren Zeiten: «Die Partei gehört ihm», sagte Greene einst über Trump. (Archivbild) Foto: Brynn Anderson

Zuletzt aber ging sie auf Konfrontationskurs zum Präsidenten und verlangte zusammen mit einer kleinen Gruppe Republikaner die vollständige Veröffentlichung aller Akten zum Fall Epstein - eine Forderung, die auch die Demokraten im Kongress vehement vertreten. Nächste Woche soll im Repräsentantenhaus darüber abgestimmt werden.

Der in einflussreichen Kreisen bestens vernetzte Multimillionär Epstein hatte vor seinem Tod im Jahr 2019 einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Mädchen zum Opfer fielen - auch Trump verbrachte Zeit mit ihm, wie mehrere Party-Videos belegen.

Epstein-Skandal - Freigabe weiterer Dokumente gefordert
Greene wirft Trump eine «schwere Fehleinschätzung» in der Epstein-Affäre vor. Foto: Jose Luis Magana

In einem Interview am Freitag bezeichnete Greene die Weigerung Trumps, sein Wahlkampfversprechen einzulösen und sämtliche Epstein-Akten zu veröffentlichen, als «schwere Fehleinschätzung». Sie könne sein Verhalten nicht nachvollziehen, sagte sie dem Sender CBS.

Nach Trumps öffentlicher Schelte warf Greene ihm nun auf der Online-Plattform X vor, er habe gelogen. Sie habe nicht versucht, ihn anzurufen, beide hätten sich am selben Tag aber noch Textnachrichten zur Causa Epstein geschickt. «Anscheinend hat ihm das den Rest gegeben.» 

Offensichtlich wolle Trump «ein Exempel statuieren, um andere Republikaner abzuschrecken», damit sie nächste Woche nicht für eine Veröffentlichung der Epstein-Akten stimmen, schrieb Greene. Sollten die Demokraten geschlossen für eine Offenlegung der Akten sein, bräuchte es nur die Stimmen weniger Republikaner, um den Antrag durchzusetzen.

«Christliche Nationalistin» mit steilen Thesen

Greene gehört zu den umstrittensten Figuren am rechten Rand ihrer Partei und polarisiert wie kaum jemand sonst im US-Kongress. Die selbsternannte «christliche Nationalistin» hat eine große Fangemeinde in sozialen Medien, obwohl - oder gerade weil - sie krude Verschwörungstheorien verbreitet und immer wieder mit Hetze gegen Minderheiten auf sich aufmerksam macht. So behauptete sie, die Regierung manipuliere das Wetter und Erdbeben seien eine Mahnung an die Menschen, Abbitte zu leisten für ihre Sünden.

Zudem stützte Greene die mehrfach widerlegte Behauptung Trumps, er sei mit verbotenen Mitteln um den Sieg bei der Präsidentenwahl 2020 betrogen worden. Als der Republikaner im Jahr darauf das Weiße Haus für den Demokraten Joe Biden räumen musste, huldigte sie Trump weiter und sagte: «Die Partei gehört ihm. Sie gehört niemandem sonst.»

© dpa-infocom, dpa:251115-930-296053/1