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Längeres Lehrer-Referendariat? Grüne sind noch skeptisch

Susanne Eisenmann
Susanne Eisenmann (CDU), Ministerin für Kultus, Jugend und Sport von Baden-Württemberg. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild
Kommt die praktische Ausbildung der Lehrer zu kurz? Kultusministerin Susanne Eisenmann will eine Verlängerung des Referendariats prüfen. Sie bekommt Zuspruch von Verbänden - die Grünen sind zurückhaltend.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - Bildungsverbände unterstützen den Vorschlag von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), eine Verlängerung des Lehrer-Referendariats zu prüfen. Entsprechende Signale kamen am Donnerstag vom Philologenverband und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Der grüne Regierungspartner zeigte sich hingegen skeptisch. Eine Fraktionssprecherin sagte: «Wie sie das inhaltlich-konzeptionell gestalten will, lässt Frau Eisenmann offen.» Eisenmann hatte erklärt, eine Verlängerung des Referendariats auf zwei Jahre prüfen zu wollen. Im Jahr 2004 war der Praxisteil der Ausbildung in Baden-Württemberg von 24 auf 18 Monate verkürzt worden.

Der Landesvorsitzende des Philologenverbands, Ralf Scholl, sagte, eine Verlängerung des Referendariats würde den Referendaren endlich genug Zeit geben, das praktische Lehrer-Handwerk - erfolgreiche Klassenführung und motivierende Themenvermittlung - solide zu lernen. GEW-Landeschefin Doro Moritz erinnerte daran, ihr Verband habe schon die Verkürzung im Jahr 2004 kritisiert. «Deshalb begrüßen wir den Vorschlag, das Referendariat wieder zu verlängern.»

Allerdings sei Eisenmanns Vorstoß offenkundig spontan und mit niemandem abgestimmt, sagte Moritz. «Die Lehrerbildung muss als Ganzes gesehen werden.» Beim neuen Qualitätskonzept des Ministeriums sei das Lehramtsstudium bislang komplett unberücksichtigt. Die wissenschaftliche Qualifizierung der Lehrer an der Hochschule dürfe bei einer Verlängerung des Referendariats nicht verwässert werden.

Die Fraktionssprecherin der Grünen sagte, eine pauschale Verlängerung bringe keinen Mehrwert - man müsse dann auch weitere Stellschrauben der Lehrerausbildung in den Blick nehmen. Zudem stelle sich die Frage, welche Auswirkungen ein längeres Referendariat für die Lehrerversorgung bedeute. «Immerhin warten wir dann ein Jahr länger auf die voll ausgebildeten Lehrer», sagte sie. Eisenmann solle einmal erklären, ob sich da nicht eine neue Lücke auftue.

Der schulpolitische Sprecher der SPD im Landtag, Gerhard Kleinböck, begrüßte Eisenmanns Vorschlag. «Ein solcher Vorstoß muss genutzt werden, um kritische Rückmeldungen zu fehlender Praxis der angehenden Lehrkräfte aufzugreifen», teilte er mit. Auch FDP-Bildungsexperte Timm Kern bezeichnete Eisenmanns Vorstoß als vielversprechend.

Eisenmann hatte gesagt, Schulleitungen, Lehrer und Referendare berichteten, dass 18 Monate zu wenig seien, um für die vielfältigen Herausforderungen an den Schulen gewappnet zu sein.