Berlin. Mit Hilfe einer 21-Tage-Challenge soll eine neue App Jugendliche und ihre Eltern dabei unterstützen, einen bewussten Umgang mit digitalen Medien wie Tiktok oder Instagram zu entwickeln. Das Präventionsprogramm mit dem Namen freii wurde am Mittwoch in einer Berliner Schule vorgestellt.
Entwickelt wurde die App von Expertinnen und Experten der Villa Schöpflin in Lörrach, einem Zentrum für Suchtprävention. Das Angebot wird von der Schöpflin Stiftung und der Beisheim Stiftung finanziert und ist für Nutzerinnen und Nutzer kostenlos. Es richtet sich an Kinder und Jugendliche im
Alter von 11 bis 15 Jahren.
Die Jugendlichen bekommen jeden Tag kurze Aufgaben gestellt, die mal gemeinsam, mal zusammen mit den Eltern gelöst werden. Digital begleiten vier junge Menschen die Jugendlichen täglich mit Videos, Quizfragen und Challenges durch das Programm. Die Aufgaben dauern zwischen drei und vier Minuten. Der Kabarettist und Mediziner Eckart von Hirschhausen unterstützt das Projekt. Auch von ihm gibt es kleine Erklärvideos speziell für Eltern.
15-Jährige verbringen täglich sieben Stunden am Bildschirm
Es gehe nicht darum, digitale Medien zu verteufeln, sagte Daniel Ott, stellvertretender Leiter der Villa Schöpflin, während einer Pressekonferenz in Berlin. «Wir möchten die Mediennutzung, die Bildschirmzeit und die Freizeit in Einklang bringen.»
Deutsche Jugendliche verbringen im internationalen Vergleich besonders viel Zeit mit Tiktok, Computerspielen und anderen digitalen Anwendungen, wie aus einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Im Schnitt verbringen 15-Jährige in Deutschland laut OECD 48 Stunden wöchentlich an ihren diversen Bildschirmen, was fast sieben Stunden täglich entspricht.
Angebote für Schulen geplant
Den Angaben der freii-Entwickler zufolge sollen Jugendliche und ihre Eltern mit Hilfe der App Risikofaktoren erkennen - zum Beispiel eine mangelnde Freizeitstruktur. Außerdem sollen Nutzerinnen und Nutzer lernen, wie Jugendliche davor geschützt werden können, zu viel Zeit am Handy zu verbringen, etwa durch klare Regeln oder eine offene Kommunikation in der Familie.
Das Angebot richtet sich konkret auch an Schulen. Die Stiftung plant bundesweit Fachkräfte in einer zweitägigen Schulung auszubilden, die die Durchführung des Programms an den Schulen begleiten
Die App wurde wissenschaftlich begleitet und der Effekt im Rahmen einer Studie bewertet, die vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wurde. Ab dem 22. September ist die Betaversion der App öffentlich verfügbar. In dieser Version sei das Angebot bereits voll nutzbar, Programmierer könnten aber bei Störungen oder ähnlichem noch nachjustieren, erklärte Ott.
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