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Justizbeamte
Drogenschmuggel im Knast? Gewerkschaft sieht Imageschaden

Justizvollzugsanstalt
Die große Mehrheit der Justizvollzugsbeamten halte sich an die Regeln, meint der Landeschef des Bunds der Strafvollzugsbediensteten. (Symbolbild) Foto: Marijan Murat
Kokain, Medikamente, Waffen: Nach Durchsuchungen in mehreren Gefängnissen geraten auch drei Beamte ins Visier. Was bedeutet das für den Berufsstand? Der Gewerkschaftschef findet klare Worte.

Stuttgart. Sie sollen Drogen in Gefängnisse geschmuggelt oder dabei unterstützt haben: Die Polizei ermittelt nach einem Drogenskandal unter anderem gegen drei Justizvollzugbeamte. Ihren Kolleginnen und Kollegen schaden die drei Verdächtigen damit massiv, findet der Bund der Strafvollzugbeamten in Baden-Württemberg. «Der Imageschaden ist enorm», sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Michael Schwarz.

Man habe Jahrzehnte gebraucht, um den Beruf in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und das Bild des einfachen Gefängniswärters zu korrigieren, sagte Schwarz. Seine Kolleginnen und Kollegen leisteten jeden Tag qualitativ hochwertige Arbeit und müssten mit schwierigen Gefangenen umgehen. All das werde durch solche Vorkommnisse geschädigt, sagte Schwarz. 

Gewerkschafter: Bislang immer alles aufgeflogen

Die allermeisten seiner Kolleginnen und Kollegen seien rechtstreu und machten ihren Dienst genau nach Vorschrift. Wie in jedem Beruf gebe es aber auch im Strafvollzugsdienst schwarze Schafe. Wo Menschen arbeiteten, werde es immer Schwachstellen geben. Sich auf Geschäfte mit Gefangenen einzulassen sei aber das Dümmste, was ein Beamter oder Angestellter im Justizbereich tun könne, sagte Schwarz. «Es gab es noch nie, dass sowas nicht aufgeflogen ist.» Daran sehe man auch, dass die Sicherheitsmaßnahmen ausreichend seien.

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am vergangenen Montag mehrere Justizvollzugsanstalten (JVA) sowie zwölf Wohnobjekte durchsucht und Kokain, Arzneimittel sowie verschiedene Waffen und Bargeld sichergestellt. Angaben zur Zahl und den Standorten der durchsuchten Einrichtungen machte die Polizei nicht.

Insgesamt wird gegen 19 Personen ermittelt, darunter auch drei Justizvollzugsbeamte. Sie sollen Drogen geschmuggelt, gedealt oder den Handel der Insassen unterstützt haben. Gegen einen der Bediensteten wurde laut Staatsanwaltschaft Haftbefehl erlassen, der aber unter Auflagen außer Vollzug gesetzt wurde. Gegen die Bediensteten werden laut Justizministerium Disziplinarverfahren eingeleitet.

© dpa-infocom, dpa:251111-930-275634/1