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Neue Heimat für Archepassagier

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Legen mit Hand an: der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer und der Grünen-Landtagsabgeordnete Markus Rösler.Foto: Alfred Drossel
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„Verarbeitet gibt der Luikenapfel wunderbaren Saft oder Wein oder gar Destillat.“ Matthias Braun, Pomologe

Vier Vereine pflanzen am Eulenberg in Hemmingen vier Luikenapfelbäume – Die Obstsorte hat sich mittlerweile rar gemacht

Ludwigsburg. Da die schwäbische Mostkultur zur Zeit eine kleine Renaissance erlebt, wird auch der Luikenapfel bei Erhaltungsprojekten von Kommunen und Obst- und Gartenbauvereinen wieder kultiviert und nachgepflanzt – auch am Hemminger Eulenberg. Dort haben jetzt vier Vereine vier Bäume der selten gewordenen Obstsorte gepflanzt.

Um den Luikenapfel vor dem Vergessen und Verschwinden zu bewahren, hat die Organisation Slow Food ihn gar in die „Arche des guten Geschmacks“ aufgenommen. Das internationale Projekt zum Schutz der biokulturellen Vielfalt regional wertvoller Nutztierarten und Kulturpflanzen hat in Deutschland insgesamt 62 Passagiere, die von den Speiseplänen zu verschwinden drohen.

Der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer hat die Initiative der vier Vereine – Nabu Hemmingen-Schwieberdingen, Obst- und Gartenbauverein, Verein der Gartenfreunde und Ortsgeschichtlicher Verein – jetzt begrüßt. Der Pomologe Matthias Braun war die treibende Kraft. Der Experte für alte Obst- und Rebsorten will den Luikenapfel wieder renaturieren und vielleicht auch ein gutes Schnäpsle aus ihm brennen.

Der Luikenapfel ist ein wesentlicher Bestandteil der schwäbischen Mostkulturgeschichte. Der Apfel hat diesbezüglich fast Kultstatus. In den Regionen mit sehr alten Streuobstwiesen, insbesondere rund um Stuttgart, war der Baum einst wegen seines kräftigen Wuchses und landschaftsprägenden Charakters bekannt. Das Früchtchen, auch Ludwigsapfel, Luyke und Alter Luiken genannt, stammt aus Württemberg und gehört zur Familie der Streiflinge. Er wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts in der Literatur erwähnt und 1831 erstmals beschrieben. „Die Nachfrage nach dieser Apfelsorte ist in allen Baumschulen des Landes fortwährend sehr bedeutend und man wird bald dahin kommen, dass ein Viertel aller angepflanzten Apfelbäume dieser Sorte angehört“, sagt der Hemminger Braun und zitiert den Pomologen Metzger: „Wer den Luiken nicht kennt, ist kein Württemberger.“

Das Problem, dass der Apfel hat: Es gibt nicht mehr viele Bäume, die meisten sind zudem sehr alt. In vergangener Zeit wurden zu wenige Neupflanzungen vorgenommen, so dass der Bestand nicht wieder bedeutend wachsen konnte.

Das Ziel der Hemminger Baumpflanzung ist auch die Erhaltung der schwäbischen Most- und Streuobsttradition. Braun: „Von den alten Luikenbäumen werden nämlich immer noch sehr gute Äpfel geerntet, aus denen Moste erzeugt werden.“