1. Startseite
Logo

Bildung
Die Musikschule geht neue Wege

350_0900_9054_.jpg
Rein in die Kindertagesstätten und Schulen: Die Musikschule reagiert auf den Ausbau des Ganztags und kooperiert.Archivfoto: Holm Wolschendorf
Im Herbst startet der neue Musikkindergarten der Villa Sonnenschein, in Zusammenarbeit mit der Dreieinigkeitskirche wird zudem ein neuer Kinderchor aufgebaut: Angesichts des Ausbaus des Ganztags stellt sich die Jugendmusikschule neuen Herausforderungen – und blickt auch hinsichtlich ihrer Finanzen optimistisch in die Zukunft.

Ludwigsburg. Die musische Bildung in der Barockstadt dürfte in den kommenden Jahren noch mehr an Fahrt gewinnen. In der Jugendmusikschule und bei der Stadt hat man sich in den vergangenen Monaten so einige Gedanken gemacht, wie man die Musikausbildung in der Breite voranbringen kann. Im Ausschuss für Wirtschaft, Kultur und Verwaltung hatte Christiane Schützer, seit Jahresbeginn Leiterin der Jugendmusikschule, nun gleich mehrere frohe Botschaften zu verkünden. So wird etwa die städtische Kindertageseinrichtung Villa Sonnenschein im Oktober zum Musikkindergarten umfunktioniert. Bedeutet: Lehrkräfte der Jugendmusikschule kommen regelmäßig in den Kindergarten in der Oststadt, umgekehrt sind auch Besuche der Kinder in der Schule angedacht. Bundesweit gebe es nur wenige Kindergärten mit diesem Profil, betont Schützer. Vergleichbare Einrichtungen gibt es unter anderem in Karlsruhe, Berlin und Hamburg.

Gemeinschaftsschule will Kooperation

Dass derzeit neue Wege der Zusammenarbeit gesucht werden, liegt nicht zuletzt am Ausbau der Ganztagsbetreuung, der den Musikschulen bundesweit Kopfzerbrechen bereitet. „Die Frage ist: Wie erreichen wir Kinder, die erst um fünf aus der Schule kommen?“, erklärt Schützer das Problem. Auch mit der neuen Gemeinschaftsschule gebe es bereits Gespräche über eine Zusammenarbeit, die bei diesem Thema „sehr offen“ sei. Sowohl organisatorisch als auch finanziell müsse aber noch manches geklärt werden. „Wichtig ist, dass unser Angebot eine Ergänzung, kein Ersatz für den schulischen Musikunterricht sein soll“, betont Schützer.

Seit dem Schuljahr 2011/12 gibt es das Programm „Musikimpulse“. Das Ziel ist mittelfristig, jedem Kind unabhängig von seiner sozialen und finanziellen Lage eine vierjährige musisch-musikalische Frühförderung in der Kindertagesstätte und Grundschule zu ermöglichen. Dafür kooperieren die Jugendmusikschule und die Musikvereine mit den Einrichtungen.

Wie der Bericht im Ausschuss zeigte, sollen in diesem Schuljahr 76 Prozent der Kindertagesstätten und sämtliche Grundschulen am Programm beteiligt werden, also mindestens ein Projekt der Musikimpulse anbieten. Aktuell nehmen 1358 Kinder am Programm teil, was 42 Prozent der Jahrgangsstufen entspricht. Die meisten Angebote werden von der Jugendmusikschule betreut, acht Prozent über die Musikvereine Eglosheim und Oßweil Stadtkapelle Ludwigsburg.

Auch wenn der Zustand „wunderbar“ sei, in dem sie die Jugendmusikschule im Januar von ihrem Vorgänger Hans-Dieter Karsch übernommen habe: Christiane Schützer, die selbst Gesang studiert hat, möchte in Zukunft einige neue Akzente setzen – wobei auch die Vokalmusik eine wichtige Rolle spielen soll. So ist ab Herbst ein Kinderchorprojekt in Zusammenarbeit mit der Kantorin der katholischen Dreieinigkeitskirche, Susanne Obert, geplant.

Der Spagat zwischen Bildung in die Breite und gezielter Talentförderung wird für die Musikschule wohl die größte Herausforderung. Voll des Lobes waren die Stadträte im Ausschuss für die Entwicklung der letzten Jahre – auch angesichts der Schülerzahlen, die sich seit 2009 auf 2868 fast verdoppelt haben. Zumal das finanzielle Defizit derzeit wieder schrumpft (siehe unten). „Wir sind stolz auf die gute Arbeit und die Früchte, die sie trägt“, erklärte Elke Kreiser (CDU) mit Blick auf die Talentförderung. Und: „Die Jugendmusikschule hat mit den Kooperationen die Zeichen der Zeit erkannt.“ Er sehe die Jugendmusikschule auf einem guten Weg, erklärte auch Michael Vierling (Grüne). „Ich kann mich dem Lob nur anschließen.“ Jochen Eisele (FDP) stellte eine „sehr gute Qualität“ der musikalischen Ausbildung fest. „Der Kosten-Nutzen-Effekt ist wirklich sensationell.“