Freiberg. Stefan Kegreiß, Erster Beigeordneter der Stadt Freiberg, enthüllt die Tafel gemeinsam mit Christian Bollacher, dem jüngsten Enkel des Archäologen Oscar Paret. Dieser war 1892 als Sohn einer Pfarrersfamilie in den heutigen Stadtteil Heutingsheim gezogen und entwickelte bereits in jungen Jahren ein ausgeprägtes Interesse für die Altertumsforschung. Im Alter von etwa 14 Jahren gründete Paret, tief beeindruckt von archäologischen Ausgrabungen im benachbarten Benningen, einen Altertumsverein und begab sich auch selbst auf die Suche nach antiken Fundstücken. Später wirkte er als Archäologe am württembergischen Landesmuseum und am Landesamt für Denkmalpflege.
Als sein Großvater in die Schule ging, seien Schüler zu treuen Untertanen des wilhelminischen Kaiserreiches erzogen worden, erzählt Bollacher, der wie einst sein Vorfahr als Archäologe arbeitet. Heute gehe es darum, junge Menschen auf das Leben in einer komplexen Welt vorzubereiten, „ohne dass sie dabei in irgendeiner Echokammer landen“. Wenn das gelinge, sähe sein 1972 gestorbener Großvater ganz sicher mit Wohlwollen auf den modernen Bildungsbetrieb.
Das teuerste Bauwerk in Freiberg
Der Neubau bietet hierfür beste Voraussetzungen. Die Stadt Freiberg investiert massiv in das Schulzentrum, laut Kegreiß liegt das gesamte Bauvolumen bei 75 Millionen Euro. 22,5 Millionen Euro schießt das Land Baden-Württemberg zu, weitere 7,5 Millionen Euro steuern die umliegenden Kommunen bei. Laut Kegreiß ist die neue OPS das größte und teuerste Bauwerk in Freiberg.
Dass dieses Geld gut angelegt ist, zeigt sich anschließend bei Rundgängen durch das im Innenbereich bereits fertiggestellte Schulgebäude. Dass er einmal einen solchen Bildungstempel leiten würde, hätte Rektor René Coels wohl selbst nicht gedacht. „Es ist traumhaft“, schwärmt der Pädagoge, als er Neugierige, die keinen Platz mehr für eine der komplett ausgebuchten Führungen durch die Fachklassentrakte ergattern konnten, spontan zu einer Erkundungstour durch das weitläufige Schulareal einlädt.
CNC-Fräsen im Physikbereich und eigener Biologie-Hof
Die Fachräume sind optimal ausgestattet. Im Physikbereich beispielsweise stehen CNC-Fräsen, an denen die Schüler Holz, Plastik und sogar Metall bearbeiten können. „Solche Maschinen gibt es sonst eigentlich nur in großen Berufsschulzentren“, sagt Coels. Die einzelnen Fachbereiche sind jeweils um einen eigenen Innenhof gruppiert. Auf dem Physik-Hof können nun unter freiem Himmel Versuche und Experimente stattfinden, auf dem Biologie-Hof Pflanzen angebaut werden.
Die Klassenzimmer sind so angeordnet, dass einzelne Jahrgänge – unabhängig von der Schulart – in separaten, jeweils in eigenen Farben gehaltenen Bereichen unterrichtet werden. „Jeder Jahrgang hat sein eigenes Reich“, erläutert Coels. Sogenannte Marktplätze sind für Präsentationen vorgesehen, bei denen sich die Schüler mit Gleichaltrigen aus anderen Klassen austauschen können. Dass jedes Klassenzimmer über eine digitale Tafel verfügt, ist fast schon selbstverständlich. Und die zur Autobahn gelegenen Außenflächen erinnern eher an einen Park als an einen traditionellen Schulhof.
Verglaste Türen für weniger Lärm
Auf den Außenstehenden wirkt die neue OPS wie aus einem Guss. Offensichtlich haben pädagogische Überlegungen das Raumkonzept in vielen Details beeinflusst. Rektor Coels verdeutlicht diesen Zusammenhang an der bewusst transparent gehaltenen Gestaltung der Klassenzimmer. Die Türen sind verglast. In skandinavischen Ländern sei das schon lange üblich und habe dazu beigetragen, den Unterricht spürbar zu beruhigen. Dass dieses Konzept aufgeht, hat Coels seit Beginn des Schuljahres bereits festgestellt. „Manchmal wundert man sich selbst bei Vollbetrieb, ob überhaupt jemand im Haus ist“, sagt der Schulleiter schmunzelnd. „Es ist viel ruhiger geworden, wir haben nur noch etwa ein Viertel des Lärms im Gebäude.“