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Lust am Feiern, Frust bei Anwohnern

Sie kommen so nett und freundlich daher, die Comicfiguren aus der Serie „My little Pony“. Als die Fans am vergangenen Wochenende in Ludwigsburg zusammenkamen, fanden vor allem die Anwohner am Marktplatz ihr Auftreten allerdings alles andere als nett.

Ludwigsburg. Die Event- und Festkultur hat ihre Schattenseiten: Während einige Menschen feiern und Spaß haben, werden ihre Mitmenschen um ihre Nachtruhe gebracht. Gleich an drei aufeinanderfolgenden Tagen fühlten sich Anwohner des Marktplatzes am vergangenen Wochenende gestört: Bis tief in die Nacht, so berichtete eine Anwohnerin gegenüber unserer Zeitung, sei der Marktplatz am Freitag-, Samstag- und auch Sonntagabend von Hunderten Menschen quasi belagert worden.

An Schlaf sei nicht zu denken gewesen. Dabei soll es sich vor allem um die Teilnehmer der Galacon im Forum am Schlosspark, eines Fantreffens für Anhänger der Animationsfilmserie „My little Pony“, gehandelt haben. Der irische Pub auf dem Marktplatz ist während der Veranstaltung, die zum fünften Mal in Ludwigsburg stattgefunden hat, zum inoffiziellen Treffpunkt der meistens kostümierten Anhänger geworden. Wolfgang Müller, der stellvertretende Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung bei der Ludwigsburger Stadtverwaltung, kann den Ärger der Marktplatzanwohner gut nachvollziehen. Wenn sich Menschen laut unterhalten, werde das zu späterer Stunde als weitaus störender empfunden als tagsüber. „Bei geöffnetem Fenster und tropischen Temperaturen wacht man schnell auf“, zeigte er im Gespräch mit unserer Zeitung durchaus Verständnis.

Kommunaler Ordnungsdienst sah keinen Grund zum Einschreiten

Aus Sicht des kommunalen Ordnungsdienstes ist das Wochenende jedoch unauffällig verlaufen. Ob es sich um die erwähnten Bronies, so nennen sich die Fans von „My little Pony“, gehandelt hat oder nicht: Auf jeden Fall trafen die Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsdienstes am Samstagabend gegen 22 Uhr eine Ansammlung von rund 80 bis 100 kostümierte Personen auf dem Marktplatz an. „Die Mitarbeiter sahen keinen Grund zum Einschreiten“, zitierte Müller aus dem Protokoll, das die Ordnungskräfte anfertigen.

Es sei zwar voll, aber absolut verträglich gewesen, so die Einschätzung. Um 1.35 Uhr habe sich ein Anwohner telefonisch beschwert, so dass die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes gegen zwei Uhr nachts erneut zum Marktplatz gefahren seien. Bei ihrer Kontrolle hätten sie noch 14 Personen angetroffen. „Es gibt zahlreiche Veranstaltungen, die in der Stadt stattfinden, aber auch viele Menschen, die hier wohnen“, beschreibt Wolfgang Müller die Krux. Seiner Meinung nach besteht eine Aufgabe der Stadtverwaltung darin, sich grundsätzlich Gedanken darüber zu machen, wie man die unterschiedlichen Interessen in Einklang bringen kann.

„Es gibt viel mehr Veranstaltungen als vor 20 Jahren“, so Müller. Im gleichen Maß wie die Lust am Feiern gestiegen ist, scheint die Rücksichtnahme gesunken zu sein. Als Folge des vergangenen Wochenendes soll nun überprüft werden, ob der irische Pub, den die Bronies zu ihrem Stammlokal erkoren hatten, gegen die Sperrstunde verstoßen hat.

„Wir können eventuelle Beschwerden von Anwohnern sehr gut nachvollziehen“, antwortet Christoph Friedrich, einer der Organisatoren des Fantreffens. „Allerdings möchten wir als Organisatoren der Veranstaltung zu bedenken geben, dass wir nicht steuern können, was über dieses Wochenende abseits unserer Convention alles vorfallen könnte“, fügte er hinzu.

Treffen nach der Veranstaltung gehören nicht zum Programm

Dem Fanclub Bronies aus Stuttgart sei durchaus bekannt, dass viele Besucher oft den Pub am Marktplatz aufsuchen, um sich vor oder nach den Veranstaltungen zu treffen. „Solche Treffen gehören allerdings nicht zum Programmablauf unserer Veranstaltung und sind somit nicht offiziell mit dieser in Verbindung zu bringen. Weder auf dem Marktplatz noch in anderen Teilen der Stadt“, so Friedrich. Zumal es sich bei den Gästen im irischen Pub nur um einen Bruchteil der circa 1200 Galacon-Teilnehmer gehandelt haben könne..

„Wir haben uns in der Vergangenheit öfter mit dem Pub-Inhaber in Verbindung gesetzt, und es wurde uns nichts Negatives berichtet. Über das vergangene Wochenende fanden in Ludwigsburg darüber hinaus noch andere Großveranstaltungen wie beispielsweise ein Rockkonzert statt“, heißt es weiter in der Stellungnahme. Friedrich spielt auf das Konzert von Dieter Thomas Kuhn an, das am Samstagabend im Schlosshof stattgefunden hat.

Christian Neutelings ist Inhaber des irischen Pubs und kann die Diskussion nicht nachvollziehen. „Es gibt Feste auf dem Marktplatz, bei dem mehr Leute da sind und es mehr Lärm gibt“, so der Pub-Besitzer. „Die treffen sich alle hier, weil es ein Pub ist, das ist gut für das internationale Publikum“, sagte er über die Gäste am Wochenende. Im Laufe der Jahre seien immer mehr Teilnehmer der Galacon nach der Veranstaltung im Forum zu ihm in den Pub gekommen. Seinen Mitarbeitern und auch ihm sei allerdings nicht aufgefallen, dass Anwohner sich am Wochenende beschwert hätten. Obwohl er seinen Pub eigentlich länger öffnen dürfe, werde dieser um halb zwei geschlossen, er soll kein Treffpunkt für alkoholisierte Nachtschwärmer sein. „Die Weinlaube ist viel lauter“, argumentiert er. Allerdings findet diese am Rathausplatz statt, wo es weniger Anwohner gibt, die direkt betroffen sind.