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Porträt
Friedemann Meyer (AfD) im Porträt: „Ich stehe für individuelle Freiheit“

„Kultur ist sehr wichtig“: Der AfD-Kandidat Friedemann Meyer hat für den Treffpunkt mit unserer Zeitung das Ludwigsburger Forum ausgewählt. Foto: Holm Wolschendorf
„Kultur ist sehr wichtig“: Der AfD-Kandidat Friedemann Meyer hat für den Treffpunkt mit unserer Zeitung das Ludwigsburger Forum ausgewählt. Foto: Holm Wolschendorf
Eine Kandidatur war eigentlich nicht sein Ziel, aber die Partei habe ihn gerufen: Nun tritt Friedemann Meyer als AfD-Kandidat in den Wahlkreisen Ludwigsburg und Vaihingen an. Große Themen sind für ihn die individuelle Freiheit und das Klima.

Ludwigsburg/Vaihingen. Der Treffpunkt, den Friedemann Meyer für das Gespräch ausgewählt hat, überrascht zunächst. Die AfD ist nicht gerade bekannt dafür, viel Verständnis für den in ihren Augen sehr linkslastigen Bühnenbetrieb in Deutschland zu haben. Doch für Friedemann Meyer ist klar: „Kultur ist sehr wichtig und das Forum ist die wichtigste Kultureinrichtung in Ludwigsburg.“ Zwar bemängelt auch Meyer, die oftmals linke Moral, die auf den Bühnen Einzug gehalten habe, sowie die Ausgrenzung von Andersdenkenden im Kulturbetrieb, alles in allem sei das Theater aber eine wichtige Institution für die Identität und den Zusammenhalt der Bevölkerung. „Von daher ist das Forum ein guter Platz.“

In die Politik zu gehen war nicht unbedingt der Plan des 55-Jährigen. Seit Ende 2018 arbeitet er als persönlicher Referent des AfD-Landtagsabgeordneten Hans Peter Stauch, der zum rechten Lager der Fraktion gehört. „Davor war ich in keiner Partei aktiv.“ Als der ursprüngliche AfD-Kandidat für die Wahlkreise Ludwigsburg und Vaihingen absprang, warf kurzfristig Friedemann Meyer seinen Hut in den Ring, nachdem er von der AfD-Landtagsfraktion darauf angesprochen worden war.

Geboren ist er in Pforzheim, nach seiner Zeit bei der Bundeswehr studierte er in München Paläontologie und Geologie. Da er nach der Geburt seines ersten Sohnes schnell Geld verdienen wollte, baute er in München eine Sicherheitsfirma auf. Mittlerweile ist der Vater von zwei Söhnen geschieden und wohnt in Remchingen, zwischen Karlsruhe und Pforzheim, wo er sich auch um seine pflegebedürftige Mutter kümmert.

Lesen Sie hier unser Gespräch mit Friedemann Meyer zum Thema Verkehr

Friedemann Meyer beschreibt sich selbst als freiheitlich-konservativ. Ursprünglich hat er sich der CDU nahe gefühlt. „Spätestens ab 2010 habe ich mir aber meine Gedanken gemacht.“ Vor allem die Klimapolitik und dann ab 2015 auch die Migrationspolitik hätten ihn von der CDU entfremdet. Anstatt die vielen Flüchtlinge in Deutschland unterzubringen, hätte er es besser gefunden, die Situation in ihren Heimatländern zu verändern. „Es ist besser, das Elend zu bekämpfen anstatt immer neue Orte für Elende bereitzustellen“, sagt Meyer.

Geschichte und die Gedanken der antiken Philosophen sind seine großen Interessensgebiete. Diesem Hintergrund entspringe auch seine Vorstellung von Entwicklung. „Ich bin nicht dafür, ewig auf etwas zu beharren, aber dafür, etwas Bewährtes weiterzuentwickeln.“

Unter Klima versteht Meyer ein dynamisches, multikausales System. Nur auf einzelne Aspekte, etwa den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid zu schauen, sei nicht wissenschaftlich. Für den AfD-Politiker ist auch nach wie vor nicht erwiesen, wie groß der Anteil ist, den der Mensch am Klimawandel hat. Durch sein Studium der Paläontologie habe er zudem gelernt, große Zeiträume zu überblicken. Und in den vergangenen Jahrmillionen habe sich das Klima immer verändert. Mal war es wesentlich heißer, dann wieder viel kälter, etwa in den Eiszeiten.

Beim Thema Einwanderung sieht er vor allem die unterschiedliche Sozialisation und die Religion als Probleme. Nach der Kindheit sei die Sozialisation weitestgehend abgeschlossen, wer danach in ein anderes Land einwandere, bleibe im Prinzip fremd, weil er sich nicht mehr auf die neue Gesellschaft einstelle, ist Friedemann Meyer überzeugt. Zudem sei der Mensch ein Herdentier, der sich gerne mit seinesgleichen umgebe. „Da hat sich in den letzten 40000 Jahren der Evolution nichts verändert.“ Für den gesellschaftlichen Frieden sei das aber nicht förderlich.

Die individuelle Freiheit sieht Friedemann Meyer zunehmend in Gefahr. Das hat für ihn auch die Coronakrise nochmals gezeigt, in der die Idee einer großen Transformation der gesamten Gesellschaft wieder öfter diskutiert werde. Von einem „moralischen Kollektivismus“ hält der 55-Jährige allerdings nicht viel. „Ich stehe für individuelle Freiheit.“

Zu seinen Hobbys zählt neben dem Lesen von Sachbüchern und der Suche nach Seelenruhe mit Hilfe der antiken Philosophen auch die Musik. „Ich spiele mehrere Instrumente“, sagt Meyer, darunter Klavier, Posaune. Gitarre und Kirchenorgel. „Musik entspannt mich.“

Er ist gespannt, wie dieser ungewöhnliche Wahlkampf weiter verläuft. Einige negative Erfahrungen habe er leider auch schon gemacht. Seit seine Kandidatur bekannt ist, bekommt er nachts Anrufe von Unbekannten, die für mehrere Sekunden ins Telefon hauchen. Aber: „Da muss man eben durch. Das halte ich aus.“

Info: Weitere Informationen zur Landtagswahl bieten wir Ihnen auf www.lkz.de/landtagswahl-2021. Auf unserem Instagram-Kanal (@ludwigsburgerkreiszeitung) unter dem Highlight „Landtagswahl“ finden Sie zudem kurze Porträts der Kandidaten in Videoform.