Kirchheim. Zwischen Sonnenschein und Regenschauern fanden sich am Sonntagnachmittag fast 500 Atomgegner mit Fahnen und Transparenten ein, um einen Tag vor dem achten Jahrestag der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima den sofortigen Atomausstieg zu fordern. Ursprünglich wollten die Demonstranten vom Kirchheimer Bahnhof aus nach Neckarwestheim zum GKN laufen. Doch die Unwetterwarnung machte hier einen Strich durch die Rechnung, also versammelten sich die Atomgegner nach einem kleinen Demonstrationszug durch Kirchheim am dortigen Bahnhof.
Herbert Würth vom Trägerverein Neckarwestheim-Fukushima beklagte in einem Redebeitrag, dass trotz Fukushima in Deutschland noch immer sieben Atomreaktoren in Betrieb seien – „und sie sollen bis 2023 weiteren Atomstrom und Atommüll produzieren“. Erneuerbare Energien könnten, so Würth, den Atomstrom längst ersetzen.
Der beim Rückbau von Atomkraftwerken anfallende gering radioaktive Abrissmüll solle durch „Freimessen“ wie normaler Bauschutt wiederverwendet oder als Hausmüll deponiert werden, kritisierte Würth. Castor-Zwischenlager würden zu unsicheren Langzeitlagern. In Karlsruhe werde in aller Stille an der nächsten Generation von Kraftwerken gearbeitet. „Atomausstieg sieht anders aus“, sagte Würth. Die Japanerin Mika Kumazaki, die in Freiburg lebt, berichtete aus ihrer Heimat.
Ein Thema gestern war der Fortschritt der Solartechnologie. Beim Neckarwestheimer Kraftwerk war dazu eigentlich ein Demonstrationsobjekt geplant, das aber wegen des Sturmes nicht aufgebaut wurde. Solarspezialist Daniel Bannasch berichtete über Möglichkeiten, die Sonnenenergie zu nutzen. Über das Klimaengagement der Fridays For Future-Gruppe sprach Nelson Leichsnering (Stuttgart).
Auf Transparenten und Flugblättern wurden Meinungen kundgetan: Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke verseuchten die Umwelt; der umweltschädliche „Dreckstrom“ verstopfe die Leitungen und verhindere die weitere rasche Energiewende. Statt einer weiteren erfolgreichen Energiewende in der Bürgerhand werde wieder massiv eine Politik der Interessenwahrung für die bisherigen Energiekonzerne und ihre Atom- und Kohlekraftwerke betrieben.
Polizeistreifen aus Bietigheim-Bissingen und Lauffen sicherten den Prostetzug. Zwischenfälle wurden nicht bekannt.