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Altenpflege
Ein Covid-19-Toter im Pflegeheim

Das Gebäude der Evangelischen Heimstiftung in Sersheim. Foto: Andreas Becker
Das Gebäude der Evangelischen Heimstiftung in Sersheim. Foto: Andreas Becker
Ausnahmesituation im Pflegeheim am Schlösslesbrunnen in Sersheim: Aktuell gibt es dort vier Corona-Infizierte. Zwei Mitarbeiter und zwei Bewohner, darunter ein 88-Jähriger, wurden positiv getestet. Dieser ist jetzt im Ludwigsburger Klinikum gestorben.

Sersheim. Neun weitere Bewohner und fünf Mitarbeiter haben seit Mittwoch Symptome, die eventuell auch auf das Virus hinweisen, sagte Alexandra Heizereder, Pressesprecherin der Evangelischen Heimstiftung mit Sitz in Stuttgart. In der Sersheimer Einrichtung leben 37 Bewohner, die von insgesamt 44 Mitarbeitern betreut werden. Die Heimstiftung betreibt insgesamt 86 Pflegeheime, von denen inzwischen sechs Einrichtungen von Corona-Infektionen betroffen sind. Im Laufe des Donnerstags seien die betroffenen Senioren getestet worden, das Gesundheitsamt habe der Pflegeeinrichtung Teströhrchen zur Verfügung gestellt. Mit Ergebnissen rechnet Heizereder in den kommenden Tagen. Die Heimleitung stehe im engen Kontakt mit dem Gesundheitsamt, jetzt gehe es darum, den Pandemieplan „Schritt für Schritt umzusetzen“, so die Pressesprecherin.

Dazu gehöre neben regelmäßigen Temperaturmessungen auch, Verdachtsfälle (nicht nur bei Erkrankten) in Einzelzimmern des Heims zu isolieren. Es werde streng darauf geachtet, dass sich die Wege von Mitarbeiterteams nicht kreuzten, um mögliche Übertragungswege zu unterbrechen.

Eine große Herausforderung sei die fehlende Schutzausrüstung. Die Evangelische Heimstiftung habe den Vorteil, dass sie intern die Schutzausrüstung verteilen könne, so Heizereder. „Aber insgesamt ist die Situation schlecht. Die Schutzausrüstung wird einmal getragen und muss dann entsorgt werden“, sagte die Pressesprecherin.

Auch sonst arbeiten die Mitarbeiter nur noch mit Mund-Nasen-Schutz und Handschuhen. Dass die Corona-Infektionen ausgebrochen sind, obwohl es in allen Heimen der Heimstiftung seit 13. März, also seit genau drei Wochen, ein generelles Besuchsverbot gebe, zeige, wie tückisch das Coronavirus sei.

Im Sersheimer Rathaus versucht man, den Überblick zu behalten. „Wir wollen offen mit dem Thema umgehen, daher haben wir sofort nach Bekanntwerden die Sache öffentlich gemacht. Wenn einmal Fake News über solch ein Thema im Umlauf sind, dann ist es schwer, das alles wieder zurückzuholen“, sagt Bürgermeister Jürgen Scholz.

So wurden sofort über Facebook die Öffentlichkeit und auch der Gemeinderat informiert. Außerdem sei natürlich das Ludwigsburger Gesundheitsamt in die Angelegenheit einbezogen. Die Polizei sei zudem angewiesen, öfter vor dem Seniorenheim vorbeizuschauen.

Zum eigenen Schutz sind alle Bewohner in Einzelzimmer verlegt worden. Deswegen wurde aber kein Bewohner entlassen, das ist einzig dem fehlenden Pflegepersonal geschuldet. Die jetzt anstehenden Ergebnisse der Untersuchung würden darüber entscheiden, ob zukünftig das ganze Haus unter Quarantäne gestellt werden müsse. Andere Seniorenheime haben ähnliche Probleme.

Scholz hatte bisher großes Glück. Aktuell gibt es in der Gemeinde nicht mal eine Handvoll Infizierter in häuslicher Quarantäne, berichtet der Sersheimer Bürgermeister. Wenn die zusätzlichen Resultate nun bald vorliegen, wisse man, wie es weitergehen soll.

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„Wir wollen offen mit der Sache umgehen.“

Jürgen Scholz
Bürgermeister Sersheim