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Kunstverein
Eine Ausstellung unter Hochdruck

Vielfalt im Kunstverein: Die Kuratorin Petra Lanfermann präsentiert „Going nowhere“ von Gabriela Jolowicz (oben). Zu sehen sind auch von Philipp Magers „Die Maschine“ (links) und von Marcelo Aguirre Belgrano „Die Nacht der Hunde“.Fotos: Ramona Theiss
Vielfalt im Kunstverein: Die Kuratorin Petra Lanfermann präsentiert „Going nowhere“ von Gabriela Jolowicz (oben). Zu sehen sind auch von Philipp Magers „Die Maschine“ (links) und von Marcelo Aguirre Belgrano „Die Nacht der Hunde“. Foto: Ramona Theiss
Vielfalt im Kunstverein: Die Kuratorin Petra Lanfermann präsentiert „Going nowhere“ von Gabriela Jolowicz (oben). Zu sehen sind auch von Philipp Magers „Die Maschine“ (links) und von Marcelo Aguirre Belgrano „Die Nacht der Hunde“.Fotos: Ramona Theiss
Vielfalt im Kunstverein: Die Kuratorin Petra Lanfermann präsentiert „Going nowhere“ von Gabriela Jolowicz (oben). Zu sehen sind auch von Philipp Magers „Die Maschine“ (links) und von Marcelo Aguirre Belgrano „Die Nacht der Hunde“. Foto: Ramona Theiss
Vielfalt im Kunstverein: Die Kuratorin Petra Lanfermann präsentiert „Going nowhere“ von Gabriela Jolowicz (oben). Zu sehen sind auch von Philipp Magers „Die Maschine“ (links) und von Marcelo Aguirre Belgrano „Die Nacht der Hunde“.Fotos: Ramona Theiss
Vielfalt im Kunstverein: Die Kuratorin Petra Lanfermann präsentiert „Going nowhere“ von Gabriela Jolowicz (oben). Zu sehen sind auch von Philipp Magers „Die Maschine“ (links) und von Marcelo Aguirre Belgrano „Die Nacht der Hunde“. Foto: Ramona Theiss
Mit 150 Holzschnitten verfügt die Kreissparkasse Ludwigsburg über eine beachtliche Sammlung in diesem Bereich. Die Kunsthistorikerin Petra Lanfermann hat für den Kunstverein Ludwigsburg daraus eine Ausstellung kuratiert – dafür plünderte sie mehrere Büroräume.

Ludwigsburg. Wenn statt der Werke eines einzelnen Künstlers eine Sammlung präsentiert wird, geht es – das liegt in der Natur der Sache – in der Regel ganz besonders vielfältig zu. Das gilt für die neue Ausstellung „Faszination Holzschnitt heute“ im Kunstverein Ludwigsburg im MIK in besonderem Maße. Hier reiht sich Farbiges und Schwarz-Weißes, Abstraktes und Figürliches aneinander – kaum eine Spielart der Technik, die nicht gezeigt würde. Die Qual der Wahl unter rund 150 Holzschnitten hatte die Bietigheimer Kunsthistorikerin und Vize-Chefin der dortigen Städtischen Galerie Petra Lanfermann. Als Kuratorin der neuen Ausstellung sichtete sie die Werke der Sammlung, die auf dem Wettbewerb „Holzschnitt heute“ basiert, welchen die die Kreissparkasse seit 1991 und zuletzt 2016 in unregelmäßigen Abständen auslobte. Die meisten interessanteren Werke hingen zuletzt in Büros des Geldinstituts. „Die habe ich jetzt fast alle leer gemacht“, erklärt Lanfermann und lächelt zufrieden. Eine „muntere Auswahl“ sei das geworden. Ein Großteil sind Preisträgerarbeiten, nur wenige wurden im Kunstdepot aufgrund ihrer künstlerischen Qualität zusätzlich frei ausgewählt.

Lanfermann kann ohne Umschweife als Expertin im Bereich Drucktechniken bezeichnet werden, ist doch die Bietigheimer Galerie ihrerseits ein Zentrum für den eng verwandten Linolschnitt, mit einem eigenen Preis und entsprechender Sammlung. Die umsichtig kuratierte Schau im Kunstverein zeigt nun fast das ganze Spektrum dessen, was als Holzschnitt bezeichnet wird. Dieser entsteht als sogenannter Hochdruck, bei dem also die am Ende unbedruckt bleibenden Flächen oder Linien aus dem Holzbrett entfernt werden. Für mehrfarbige Arbeiten sind mehrere Schritte notwendig. Die Ergebnisse sind freilich völlig unterschiedlich: Sämtliche 27 Arbeiten der in zeitlicher Hinsicht ebenfalls gewissermaßen unter Hochdruck entstandenen Schau laden zum Verweilen ein – entweder wegen des Detailreichtums oder gerade angesichts des Gegenteils.

Das Werk „Land und Leute II“ (2005) von Eberhard Freudenreich etwa, so abstrakt es daher kommt, zeigt, so Lanfermann, „was Holzschnitt alles sein kann“. Klare, homogene Farbflächen treffen wie in einem Puzzle aufeinander, getrennt durch breite, unbedruckte Linien, die wie gesplittert erscheinen und damit bewusst auf das Ursprungsmaterial verweisen. Ein absolutes Mammutwerk hat Gabriela Jolowicz mit „Going nowhere“ (2011) zur Sammlung beigetragen. Gezeigt wird hier eine gegenständliche Szene, eine Frau, die in einer Wohnung auf einem Sessel kniet, diverse Alltagsgegenstände um sich herum. Jeder Bereich des Bildes hat sein eigenes Muster, wodurch dieses zwar höchst unruhig erscheint, aber gerade deshalb zum längeren Betrachten einlädt.

Landschaften und Schriftzeichen

Zu sehen ist auch Marcelo Aguirre Belgranos „Die Nacht der Hunde“ (2002), das „drastisch und expressiv“ daherkommt, wie Lanfermann schwärmt – mit einer menschlichen Figur, die sich vor den wilden Tieren entfernt, die auf ihn zuzurasen, ja fast zu fliegen scheinen. Das in seinem Ausdruck hingegen völlig auf seinen Kern reduzierte, titellose Werk von Cees Andriessen weckt Assoziationen an japanische Schriftzeichen, aber auch Landschaftliches. „Wirkt einfach, ist aber hoch komplex“, freut sich die Kuratorin. Beeindruckend auch Philipp Magers farbkräftiges „Die Maschine“, das eine Szene über den Großstadtdächern zeigt, wo ein Mann mit einer Totenkopffahne in der Hand steht, während ein Flugzeug derweil etwas surreal fast direkt über seinem Kopf fliegt. „Linolschnitt und Holzschnitt bleiben immer zeitlos – weil die Technik an sich so reizvoll ist“, erklärt Petra Lanfermann. Das beweist die neue Ausstellung im Kunstverein Ludwigsburg eindrucksvoll.

Info: Die Ausstellung „Faszination Holzschnitt heute“ wird heute um 19 Uhr eröffnet und ist bis 23. Januar zu sehen.