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Landrat
„Es war eine ehrenvolle Aufgabe“

„Standing ovations“ im Kreishaus für den scheidenden Landrat Dr. Rainer Haas.Fotos: Holm Wolschendorf
„Standing ovations“ im Kreishaus für den scheidenden Landrat Dr. Rainer Haas. Foto: Holm Wolschendorf
Sparkassenchef Heinz-Werner Schulte mit der Premium-Krawatte.
Sparkassenchef Heinz-Werner Schulte mit der Premium-Krawatte.
Deutsch-israelische Freundschaft: Der Landrat der Region Oberes Galiläa, Giora Salz, Haas, und Salz’ Vorgänger Aaron Valency (von links).
Deutsch-israelische Freundschaft: Der Landrat der Region Oberes Galiläa, Giora Salz, Haas, und Salz’ Vorgänger Aaron Valency (von links).
„Man muss seinen Landrat pflegen“, so Steffen Bühler (links).
„Man muss seinen Landrat pflegen“, so Steffen Bühler (links).
Mit „standing ovations“ haben gestern Abend rund 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur Landrat Dr. Rainer Haas im Kreishaus aus dem Amt verabschiedet. „Es war mir eine Freude und ehrenvolle Aufgabe, Landrat gewesen sein zu dürfen“, zeigte sich Haas bei seinem Abschied gerührt.

Kreis Ludwigsburg. „I did it my way“ gab Sänger Marc Gremm, begleitet vom Kreisjugendorchester und Musikern des Clore Centers for Music and Dance aus dem Oberen Galiläa das Motto des scheidenden Landrates vor. Haas wollte seine drei Amtszeiten, die ihn zum dienstältesten Landrat in Baden-Württemberg machten, als eine Ära verstanden wissen, in denen er „das beste für die Allgemeinheit gegeben“ habe. Er wünschte den Kreisräten, dass sie „den Mut für die richtigen Entscheidungen“ hätten und vor allem dem öffentlichen Wohl dienten. „Denn ich sehe die Gefahr, dass Einzelinteressen die Oberhand gewinnen“, mahnte der 63-Jährige. Seinem Nachfolger Dietmar Allgaier wünschte er „viel Fortune und vor allem eine gute Zusammenarbeit mit den Kreisräten.“ Er zeigte sich zuversichtlich, dass unter seinem Nachfolger „alles gut weitergeht“. Nach 24 Jahren sei es Zeit gewesen, „für ein neues Gesicht und neue Ideen“.

Zuvor hatten sechs Redner und Weggefährten die Arbeit des Landrates hervorgehoben. Der Erste Stellvertretende Vorsitzende des Kreistages, Rainer Gessler, lobte Haas als „kooperativ, zielstrebig und weltoffen“. Gessler erinnerte an die Anfänge vor 24 Jahren, die mit dem AVL-Skandal gleich die erste große Herausforderung bargen. „Er hat es durch seine Führungsstärke, starke Nerven und seinen kooperativen Stil gemeinsam mit dem Kreistag geschafft die Probleme abzuarbeiten“, lobte der Fraktionschef der Freien Wähler. Haas sei ein weltoffener Politiker mit Landkreishaftung gewesen: „Für Europa hat er sich stark engagiert in wichtigen Gremien, wie dem Rat der Gemeinden und Regionen Europas. In den Partnerschaften mit dem Komitat Pest in Ungarn, mit Bergamo in Italien und mit dem Landkreis Zwickau.“

Regierungspräsident Wolfgang Reimer sprach „vom Ende einer Ära“ im Landkreis Ludwigsburg. Er habe Haas aber auch als „widerspenstigen Landrat“ erlebt, der nicht nur in Personalfragen für seine Haltung gekämpft habe. Haas sei der „Europa-Landrat“ gewesen. Wie kein anderer Kreischef habe er den europäischen Gedanken forciert, indem er bereits vor über zehn Jahren einen Europaausschuss innerhalb des Schul- und Kulturausschusses errichtete. „Aufgrund Ihrer Verdienste auf europäischer Ebene wurden Ihnen die Auszeichnung als Ritter der Ehrenlegion durch den ehemaligen französischen Staatspräsident Nicolas Sarkozy verliehen“, erinnerte Reimer an die vielen internationalen Ehrungen.

„Sie waren immer ein Freund der engen Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und den beteiligten Kommunen, um ausgewogene Lösungen zu finden“, lobte Besigheims Bürgermeister Steffen Bühler als Vertreter der Schultes im Kreis. Die Kreisräte hätten immer gewusst, „dass man seinen Landrat ordentlich und fürsorglich behandelt“ und ihm keinen Wunsch abschlägt, „auch wenn er mit noch so viel zusätzlicher Kreisumlage verbunden war.“ Bühler hofft, dass Haas im Ruhestand vielleicht doch in den Kreis zieht: „Über einen wohlhabenden Neubürger im Landkreis würden wir uns freuen, der dann ordentlich Steuerkraft mitbrächte.“

„Die Zeit unter Landrat Haas hat dem Landkreis Ludwigsburg gutgetan“, sagte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch. „Haas war und ist ein Mann der Tat und des offenen Wortes. Ein Mann aber auch, der zuhören und vermitteln konnte.“ Der scheidende Landrat habe dem Landkreis aber auch einen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt – „als Landrat ebenso wie als Mensch.“

Dr. Heinz-Werner Schulte schaute aus Sicht der Unternehmen und der heimischen Wirtschaft auf die Ära Haas. Als der der Landrat vor 24 Jahren ins Amt kam, habe die Arbeitslosenquote bei 7,2 Prozent gelegen – „heute herrscht Vollbeschäftigung“. Er habe die duale Ausbildung und die Berufsschulen immer gefördert. Die Kreissparkasse, deren Aufsichtsratschef Haas war, sei ihm „ein Herzensanliegen“ gewesen. Schulte dankte augenzwinkernd mit einer Premium Sparkassenkrawatte, deren Chip den Tresor unter dem Schillerplatz öffne. „Dann können Sie wie Dagobert Duck in Geld baden – das hält jung“.

Sehr emotionale Worte über „Rainer, the man“ fand Giora Salz, Landrat der Region Oberes Galiläa in Israel. „Sie hatten Erfolg, weil Sie ein inspirierender Mensch sind. Sie inspirieren die Menschen um sich herum, um bessere Menschen zu sein.“ Haas mache die Welt damit zu einem besseren Ort. „Es ist seltsam für einen Juden, dies zu sagen: Aber ich habe einen sehr guten Freund in Deutschland“, schloss Giora Salz.