1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Ludwigsburg
Logo

Aktion
„Gaffen tötet“: Pilotprojekt der Johanniter

Nicht nur mit einem neuen Design wurde der erste Rettungswagen der Johanniter-Unfallhilfe im Land beklebt, sondern gleichzeitig mit einem digitalen QR-Code. Dieser leitet die Nutzer zum Warnhinweis „Gaffen tötet“ – wenn man ihn einscannt.Foto: Alfred
Nicht nur mit einem neuen Design wurde der erste Rettungswagen der Johanniter-Unfallhilfe im Land beklebt, sondern gleichzeitig mit einem digitalen QR-Code. Dieser leitet die Nutzer zum Warnhinweis „Gaffen tötet“ – wenn man ihn einscannt. Foto: Alfred Drossel
Erster Rettungswagen im Land mit neuem Design im Kreis unterwegs – Helfer berichten von aggressivem Verhalten von Schaulustigen bei Einsätzen

Kreis Ludwigsburg. Die Johanniter-Unfallhilfe hat ihr Pilotprojekt „Gaffen tötet“ am Mittwoch gestartet. Im Landkreis Ludwigsburg fährt der erste Rettungswagen mit einem auffallenden Design, das gleichzeitig als QR-Code auf die Aktion hinweist.

Der Ludwigsburger Rettungswachenleiter Tim Bramigk sagt, dass es ein großes Anliegen sei, über dieses Thema zu informieren und die Bevölkerung zu sensibilisieren. „Denn: Gaffen ist kein Kavaliersdelikt“, meint er. Seit Anfang des Jahres gilt laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches, dass das Fotografieren oder Filmen eines Unfalls mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden kann.

Immer wieder wird bei einem Unfall auf der Autobahn die Rettungsgasse nicht richtig gebildet, weil es Autofahrer gibt, die einen Blick auf den Unfall erhaschen wollen. Feuerwehr, Polizei, medizinische Rettungsdienste und Pannenhelfer leisten einen wichtigen Job. Bei einem Einsatz zählt jede Sekunde – deshalb ist es im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig, dass die Rettungsdienste ungestört arbeiten können. Sollten sie durch anhaltende Fahrzeuge oder Menschentrauben rund um den Unfallort nicht schnell genug zu den Verletzten kommen, kann das tödliche Folgen haben. Abgesehen davon, dass die Gaffer das Rettungspersonal und auch sich selbst in Gefahr bringen können.

Immer wieder berichten Helfer auch von aggressivem Verhalten, wenn sie Schaulustige auffordern, den Unfallort zu verlassen oder das Smartphone wegzustecken. Dabei darf niemand vergessen, dass Notarzt, Polizist oder Hubschrauber-Pilot vor Ort sind, um zum Teil Schwerstverletzten zu helfen.

Immer wieder würden die Rettungskräfte der Johanniter erleben, dass ihre Arbeit durch Schaulustige behindert werde, betont Bramigk. Die Verbreitung von Smartphones und die Veröffentlichungsmöglichkeiten in den sozialen Medien hätten die Problematik dabei noch verschärft. „Das muss sich ändern, denn oft entscheiden schon wenige Minuten über Leben oder Tod“, so Yves-Patrick Wörner, Regionalvorstand der Stuttgarter Johanniter.

Die Johanniter greifen eine Idee der Agentur Scholz & Friends auf und setzen diese in einem Pilot-Projekt um. Ziel ist es, Aufmerksamkeit für das brisante Thema „Gaffen am Unfallort“ zu schaffen und diesem durch eine innovative Design-Idee ganz neu zu begegnen. Mit einem digitalen Design auf Basis der QR-Code-Technologie, das an Rettungsfahrzeugen oder an der Ausrüstung der Retter angebracht werden kann, sollen Schaulustige, die mit ihrem Smartphone das Geschehen festhalten wollen, davon abgehalten werden.

Der QR-Code löst auf dem Handy der Fotografierenden den automatischen Warnhinweis „Gaffen tötet!“ aus. So soll Schaulustigen ihre Tat bewusst gemacht werden. „Die innovative Idee hat das Potenzial, eine sehr breite Öffentlichkeit zu erreichen und viele Menschen zum Umdenken zu bewegen“, ist Wörner überzeugt.

„Das muss sich ändern, denn oft entscheiden schon wenige Minuten über Leben oder Tod.“

Yves-Patrick Wörner
Regionalvorstand der Stuttgarter Johanniter