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Trotz Energiekrise
Hallenbad in Beilstein wird vorerst bis Weihnachten geöffnet

Ds Hallenbad wird für die Eröffnung im Oktober vorbereitet. Foto: Ramona Theiss
Ds Hallenbad wird für die Eröffnung im Oktober vorbereitet. Foto: Ramona Theiss
Das Heilbad in Ludwigsburg wird geschlossen, das Hallenbad in Beilstein wird dagegen vorerst bis Weihnachten geöffnet. Diesem Kompromiss ging im Gemeinderat eine kontroverse Diskussion voraus.

Beilstein. Soll das Mineralhallenbad angesichts der Energiekrise wieder öffnen dürfen? Kontrovers diskutierten die Stadträte diese Frage mit jeweils guten Gründen dafür und dagegen. Der Beschlussantrag der Verwaltung: Das Bad soll vom 15. Oktober bis 31. März 2023 geöffnet werden und damit einen Monat später und nicht so lang wie sonst. Die Wassertemperatur soll lediglich 24 Grad betragen. Das Saunieren wollte die Verwaltung den Besuchern ebenfalls ermöglichen, aber nur in einer der beiden Kabinen. Der Gemeinderat hat sich aber auf Abstriche an diesem Modell verständigt. Eine vollständige Schließung über den Winter wie beim Heilbad in Hoheneck soll es aber nicht geben.

„Ich finde es gut, dass das Bad nicht ganz zu sein wird“, bezog SPD-Stadträtin Silke Kiderlen-Polek Stellung. Schließlich müssten Kinder die Gelegenheit haben, schwimmen zu lernen. Zudem seien Bewegung im Wasser sowie Saunieren wichtig für die Gesundheit. Ihr Parteikollege Bernd Kircher sah dies völlig anders. Er tue sich sehr schwer damit, dass man überall in den Sparmodus gehe und sich gleichzeitig den „Luxus“ gönne, das Hallenbad aufzumachen. „Fit halten kann man sich auch mit Spazierengehen“, konterte Kircher. Die Stadt solle sich wegen des Gasmangels die Möglichkeit offenhalten, das Bad früher zu schließen. Über die Sommermonate ist die Einrichtung ohnehin zu, weil das Freibad im benachbarten Oberstenfeld eine Alternative ist.

Sorgen angesichts steigender Energiepreise

Stefan Kleinbach (FWV) ging das nicht weit genug. Er sprach sich dafür aus, das Bad entweder generell geschlossen zu lassen oder den Betrieb konkret zu begrenzen – und zwar bis Weihnachten. „Ich glaube nicht, dass wir es uns leisten können, so viel Geld auszugeben“, begründete er seine Position mit Blick auf die steigenden Energiepreise. Ins selbe Horn stieß sein Fraktionskollege Thomas Bauer, allerdings mit einem anderslautenden Vorschlag: Wenigstens bis Ende des Jahres solle das Bad zubleiben, bis absehbar sei, wie sich die Lage entwickle, meinte er. Im Januar könne man dann über eine eventuelle Öffnung beraten.

„Bad muss aus Gewissensgründen geschlossen bleiben“

Kinder müssten die Chance haben, schwimmen zu lernen, brach derweil Franziska Pfitzenmayer (FDP) eine Lanze für die Interessen der Jugend. „Das ist kein Spaßbad“, erinnerte auch ihre Fraktionskollegin Ursula Fein an die Bedeutung des Bades für die Beilsteiner Kinder. Nach den beiden Coronajahren gebe es „einen Riesenandrang an Kindern, die schwimmen lernen wollen und müssen“, gab Armin Maurer (Bürgerliste) zu bedenken: „Nach Heilbronn und Ludwigsburg kann man sie nicht weiterschicken, weil dort die Schwimmkurse rammelvoll sind.“ Somit helfe die Badöffnung, Leben zu retten – auch durch die Ausbildung von Rettungsschwimmern dort durch die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), wie Christine Schächer (FWV) ergänzte.

Ganz anderer Überzeugung war derweil ihr Fraktionsvorsitzender Oliver Muth, für den die Entscheidung, den Betrieb im Hallenbad aufzunehmen, nicht nur eine Geldfrage war. „Woanders werden die Menschen frieren und einen bitterbösen Winter erleben“, warnte er vor drohenden Gas-Engpässen. Daher müsse man das Bad „aus Gewissensgründen“ zulassen. „Das Ganze wird allmählich philosophisch“, kommentierte Thomas Bausch (Initiative) Muths Argumentation. So gesehen dürfe man auch nicht fernsehen, schon gar nicht die „böse WM in Katar“, und nichts aus China kaufen. „Wir entscheiden für Beilstein“, versuchte er die Diskussion auf die lokale Ebene zurückzuführen. Seine Position: „Solange Gas fließt, ist es eine Frage des Preises.“ Zumal man auch die Frage stellen könne, ob es nicht Luxus sei, in einer warmen Stadthalle zu sitzen. Mit Pragmatismus bewertete auch der Bürgerlisten-Fraktionssprecher Oliver Kämpf die Thematik – allerdings konträr. Höhere Preise habe man auch an anderer Stelle zu tragen, etwa in den Schulen. Sparen könne man indes vor allem am Bad.

Sauna bleibt komplett zu

Mit einem Antrag als Kompromisslösung beendete schließlich Dietmar Rupp die Debatte, indem er forderte, den Vorschlag seines Fraktionskollegen Bauer, nur bis Weihnachten zu öffnen, zur Abstimmung zu stellen. Mehrheitlich wurde dieser angenommen. Saisonkarten sollen dem Vorschlag entsprechend nicht verkauft werden, und die Sauna bleibt ganz geschlossen.