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Hausärzte
Hausärzte wünschen sich bei Impfungen mehr Planungssicherheit

Die Hausärzte sind froh, dass sie nun impfen dürfen, auch wenn Terminvergabe und Abstandsregeln viel Aufwand machen.Foto: Christoph Schmidt/dpa
Die Hausärzte sind froh, dass sie nun impfen dürfen, auch wenn Terminvergabe und Abstandsregeln viel Aufwand machen. Foto: Christoph Schmidt/dpa
Nach kurzer Verzögerung konnten alle Hausärzte im Kreis, die diese Woche mit dem Impfen starten wollten, auch tatsächlich loslegen. Zwar standen nur rund 18 Dosen pro Arzt zur Verfügung, doch in der Summe geht es dadurch voran. Wir haben Ärzte gefragt, wie sie die Woche erlebt haben und was sie sich für die Impfkampagne wünschen.

Kreis Ludwigsburg. Eigentlich hatte die Praxis von Dr. David Strodtbeck in Marbach diese Woche Urlaub. Doch da am Dienstag die bestellten Impfdosen eintrafen, wurde am Mittwoch trotzdem geimpft. „Ich könnte jeden Tag 100 Dosen verabreichen“, sagt der Arzt und bezeichnet die gelieferten 18 auch angesichts seiner rund 2000 Patienten im Quartal als „Tropfen auf den heißen Stein“. Auch deshalb könne er zunächst nur seine eigenen Patienten impfen und keine externen, von denen es auch Anfragen gab. Über die Impfzentren werde daher noch viel laufen müssen, auch wenn das für viele Ältere eine „halbe Weltreise“ bedeute.

Wie viele Hausärzte diese Woche geimpft haben, lässt sich laut Dr. Carola Maitra, der Vorsitzenden der Ärzteschaft Ludwigsburg, nicht genau sagen. Denn sie bestellten die Impfstoffe nicht zentral, sondern über Apotheken und Großhandel. Nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg hätten sich jedoch 140 Praxen aus dem Kreis dazu bereit erklärt. Im Corona-Dashboard des Landkreises werden bei den Impfzahlen der Ärzte derzeit nur die Pilotpraxen erfasst. „Die Zahlen der verimpften Dosen der Hausarztpraxen liegen uns nicht vor. Diese melden die Impfungen direkt ans Robert Koch-Institut und nicht an uns“, heißt es dazu aus dem Landratsamt.

Kurz nach Ostern war es teilweise zu Verzögerungen bei der Auslieferung der Impfstoffe gekommen. Nach dem Kenntnisstand von Dr. Carola Maitra konnten am Ende aber alle Hausarztpraxen, die das geplant hatten, mit dem Impfen beginnen. Pro Arzt seien im Schnitt etwas mehr als die zugesicherten 18 Dosen angekommen. In der Beteiligung der Hausärzte sieht sie den „Schlüssel, um rasch und mit vergleichsweise geringerem Aufwand eine hohe Impfrate zu erreichen“. Noch sei aber ein Miteinander mit den Impfzentren erforderlich. Auch wenn die Kosten bei der Pandemiebekämpfung nicht im Vordergrund stehen sollten, könne die niedergelassene Ärzteschaft die Impfungen zu einem Bruchteil der Kosten vornehmen – obwohl die Honorierung noch erhöht werden müsse, um die Kosten zu decken. Die Vorsitzende der Ärzteschaft dankt den gesamten Praxisteams für ihr Engagement und nennt es eine großartige Leistung, dass man weniger als eineinhalb Jahre nach Pandemiebeginn bereits impfen kann.

„Dafür, dass alles holterdiepolter begonnen hat, funktioniert es nun recht gut“, sagt Dr. Jürgen Herbers von der Hausarztpraxis Pleidelsheim. Dort sind für jeden der vier Ärzte 18 Dosen angekommen, die ab Mittwoch verimpft wurden. Das Hauptproblem sieht der Arzt in der fehlenden Planungssicherheit. Während für die kommende Woche knapp über 100 Dosen von Biontech/Pfizer zugesagt wurden, wisse man noch nicht, wie viel und welcher Impfstoff danach geliefert werde.

Die Praxis von Dr. Stefan Göpfert in Bietigheim-Bissingen hat seit Donnerstag zwölf Dosen verimpft. „Die Verzögerung war bekannt wegen der Feiertage und konnte bei der Einbestellung berücksichtigt werden, so dass den Patienten die zeitliche Verschiebung zum offiziellen Start nicht auffiel“, so der Mediziner. Die Nachfrage der Patienten sei riesig. Hinzu komme, dass sie dabei zum Teil auch gleich Untersuchungen vornehmen lassen wollten, die in der Coronazeit verschoben wurden. Er wünscht sich Verständnis, dass das nicht immer zeitnah möglich ist, und hofft insgesamt auf eine Verminderung der Bürokratie. Um die Aufklärungsgespräche zu verkürzen, rät er den Patienten zudem, vorab die Formulare auf den Homepages der Praxen oder des Robert Koch-Instituts zur Kenntnis zu nehmen und auszufüllen.

In der Hausärztlichen Praxis Pattonville, in der drei Ärzte arbeiten, wurden 48 Dosen verimpft. Auch Dr. Nicole Pakaki sieht die größte Aufgabe in der Terminvergabe bei derzeit schlechter Planbarkeit. Obwohl ihre Praxis sehr geräumig sei, verursache auch die 15-minütige Nachbeobachtung logistischen Aufwand, da Abstandsregeln eingehalten werden müssen. Sie wünscht sich eine generelle Aufhebung der Priorisierung, die jedoch am Anfang berechtigt gewesen sei. „So würde man die Leute viel schneller abdecken“, sagt die Ärztin. Ältere sowie chronisch Kranke kämen oft ohnehin zum Hausarzt und man könne dann wie bei der jährlichen Grippeimpfung einfach direkt eine Impfung anbieten.

INFO: In Baden-Württemberg sind weiterhin nur die erste und zweite Priorisierungsgruppe impfberechtigt. Auf www.impfen-bw.de wird genau erklärt, welche Menschen darunter fallen. Das gilt auch für die Impfungen bei den Hausärzten.