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Konsequenzen aus dem Unwetter in Mundelsheim, Großbottwar und Oberstenfeld: „Regen verhindern, wird schwierig“

Der Starkregen in Oberstenfeld am 19. Mai ist allen noch eindrücklich in Erinnerung.Archivfoto: privat
Der Starkregen in Oberstenfeld am 19. Mai ist allen noch eindrücklich in Erinnerung. Foto: privat
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Vereinzelt liegen noch Grasbüschel und Dreckklumpen auf den Straßen in Oberstenfeld, sonst haben Bauhof, Freiwillige Feuerwehr und Bürger gemeinsam zu Schaufeln und Schiebern gegriffen und alles wieder gereinigt. Der nächste Starkregen kann aber schon bald kommen, das wissen die Bürgermeister.

Oberstenfeld/Großbottwar/Mundelsheim. Volle Container mit verdreckten Teppichen und kaputten Sachen aus den Kellern stehen auf Parkplätzen im Ort und können von den Anwohnern befüllt werden. „Die haben wir als Gemeinde zur Verfügung gestellt“, sagt Bürgermeister Markus Kleemann. Wie überhaupt die Gemeinde Oberstenfeld versuche, den Bürgern zu helfen, wo es nur gehe, sie organisierte zum Beispiel auch die Firma, die die Keller leer pumpt. 18 Zentimeter hoch sei der Schlamm gestanden, erzählt ein Mann an einem der Container. Vieles in den Kellern ist unbrauchbar geworden. Rund 70 Häuser seien betroffen gewesen, am Donnerstag habe man bis spät in die Nacht gegen halb drei Uhr gearbeitet, dann den ganzen Freitag und das Wochenende. Gestern reinigte der Bauhof noch Fußwege und macht sich daran, die Kanäle wieder frei zu bekommen.

Kritik von Naturschützern

Entsprechend bange Blicke richtete Kleemann am Montag gen schwarzen Himmel. „Man bekommt ja die Warnungen, bisher hatten wir immer Glück, aber jetzt halt großes Pech“, so Kleemann. So ein Ereignis habe es im Ort seit 100 Jahren nicht gegeben. An einem Starkregenkonzept sei die Gemeinde dran, auch einen runden Tisch mit Betroffnen, Landwirten und Fachingenieuren hielte Kleemann für sinnvoll. Das große Problem sei der Schlamm von den Äckern gewesen, die Bottwar sei wohl auch wegen der Hochwasserrückhaltebecken (siehe Zweittext) nicht über die Ufer getreten. Bei der Ausweisung künftiger Baugebiete müsse man sehr vorsichtig sein, nimmt er die Kritik von Naturschützern ernst. So hatte Naturelife-Präsident Claus-Peter Hutter deutliche Worte gefunden: „Das Ende der baulichen Fahnenstange im Bottwartal ist erreicht.“ Bei den Bottwarwiesen auf dem alten Werzalit-Gelände gehe man den richtigen Weg. Hier werde Fläche entsiegelt und „zwar mehr, als bebaut wird“, so Kleemann. Man dürfe aber auch nicht den enormen Bedarf an Wohnraum vergessen, alleine in Oberstenfeld gebe es 500 Interessenten.

Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz: „Wink des Schicksals“

Auch Boris Seitz, Bürgermeister von Mundelsheim, hat die mahnenden Worte durchaus gehört. Im Zuge der Erschließung der Benzäcker und in Zusammenhang mit der beauftragten Starkregengefahrenkarte wisse man, dass man die Situation durch den Bau neuer Rückhaltebecken verbessern könne. In den Planungen sei im südwestlichen Teil am tiefsten Punkt ein Regenrückhaltebecken, eventuell als Löschteich, vorgesehen. Aber auch ohne die Erschließung der Benzäcker müsse in diesem Bereich etwas passieren. „Eventuell ist es ein Wink des Schicksals, dass wir im Zusammenhang mit den Benzäckern hier die erforderliche Rückhaltung bauen, da wir sowieso ins Gelände eingreifen müssen“, sagt Seitz. Im Rahmen eines Forschungsprojektes des Verbands Region Stuttgart lägen zudem bereits erste Aussagen vor, die zeigen, dass man die Situation gerade mit einem zeitgemäß gestalteten Gewerbegebiet verbessern könne. „Zudem liegt Herr Hutter insofern falsch, als die Überflutungen in Mundelsheim und im Bottwartal ja alle ohne vorhandene Bebauung stattgefunden haben“, kontert Seitz.

So ähnlich sieht das auch der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann, wenn er betont, dass das Wasser im Teilort Sauserhof von den Ackerflächen her kam. Das größte Problem sei in solchen Fällen, dass der Schlamm Abflussmöglichkeiten verstopfe. Ob man deshalb aber etwa keinen Mais mehr anbauen solle? „Man kann natürlich alles reglementieren…“, so der Bürgermeister leicht ironisch. „In Winzerhausen und im Sauserhof müssen wir aber auf jeden Fall reagieren“, sagt er über die beiden Teilorte, die besonders betroffen waren. Wobei man beim Sauserhof gerade noch etwas ratlos sei.

Hochwasserrückhaltebecken im Bottwartal ein Teil des Konzepts

Das Konzept der Stadt, das bereits vor dem jüngsten Unwetter vorhanden war, umfasst bislang drei Bereiche. Bei den Hochwasserrückhaltebecken im Bottwartal ist man laut Ralf Zimmermann schon relativ weit. Zudem wurde im Rahmen der laufenden Sanierung der Abwasserkanäle deren Fassungsvermögen neu berechnet. Ein Starkregenkonzept hat Großbottwar dagegen noch nicht, laut dem Bürgermeister steht es aber zur Abrundung schon länger auf der Agenda.

Bei Neubaugebieten mache man sich in Sachen Entwässerung intensiv Gedanken. Unter anderem setze man inzwischen auf getrennte Systeme zur Ableitung von Abwasser und Oberflächenwasser, so etwa beim künftigen Gewerbegebiet Geißhälden. Im geplanten Wohngebiet Braunersberg IV sind auf den Grundstücken Zisternen vorgeschrieben, um Regenwasser zurückzuhalten. Zudem plant die Stadt am Rand einen großen unterirdischen Wasserspeicher. Einen Puffer stellt laut dem Bürgermeister auch die Begrünung von Flachdächern dar. „Es wird schwierig, Regen zu verhindern“, sagt er jedoch auch.