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LKZ-Podiumsdiskussion
Kontroversen um Schulen vor dem Bürgerentscheid in Freiberg

Stellen sich die Fragen von LKZ-Redakteur Frank Elsässer (Mitte): Freibergs Bürgermeister Dirk Schaible und René Coels, geschäftsführender Schulleiter, sowie Sibylle Schieck von der Elterninitiative pro zwei Standorte und Harald Schönbrodt, der es be
Stellen sich die Fragen von LKZ-Redakteur Frank Elsässer (Mitte): Freibergs Bürgermeister Dirk Schaible und René Coels, geschäftsführender Schulleiter, sowie Sibylle Schieck von der Elterninitiative pro zwei Standorte und Harald Schönbrodt, der es bei dreien belassen möchte. Foto: Holm Wolschendorf
Am nächsten Sonntag entscheiden die Freiberger in einem Bürgerentscheid über die Zukunft ihrer Grundschulen – am Mittwoch sind Vertreter der beiden Positionen, drei oder nur noch zwei Standorte, beim Online-Talk der LKZ aufeinandergetroffen.

Freiberg/Ludwigsburg. Vier engagierte Freiberger, zwei Moderatoren, rund ein Dutzend Zuschauer- und Leserfragen und gut 90 Minuten Debatte – und über allem die Frage: zwei oder drei? Soll künftig die Kasteneckschule im Stadtteil Heutingsheim die Flattichschule, heute in Beihingen, quasi integrieren und so eine größere Schule, mit entsprechendem Ganztagsangebot in Wahlform, gebildet werden? Oder soll es so bleiben, wie es aktuell ist, und mit der Grünlandschule in Geisingen dann nach wie vor drei Grundschulen geben, eine in jedem Stadtteil? Um diese Frage dreht sich der Bürgerentscheid am kommenden Sonntag – und auch der Online-Talk der LKZ am Mittwoch, moderiert von Kreisressortleiter Dr. Stephan Wolf und dem zuständigen Redakteur Frank Elsässer.

Es ist dabei nicht das erste Mal, dass die Freiberger über die Grundschulen abstimmen – schon 2016 waren sie dazu aufgerufen. Die Entscheidung damals war eindeutig, und zwar für Erhalt und Sanierung aller drei und gegen eine zentrale Grundschule, wie von der Verwaltung geplant. Doch mittlerweile gebe es viele neue Fakten, erläuterte Bürgermeister Dirk Schaible, warum man nun erneut abstimmen lässt. Zum einen gehe es um die Kosten für die nötige Sanierung aller drei Schulen, vor allem aber sei die Nachfrage nach Ganztagsbetreuung deutlich gestiegen – und das lasse sich an einem größeren Standort weitaus besser umsetzen, argumentierte auch René Coels, geschäftsführender Schulleiter aller Freiberger Einrichtungen, für eine Zusammenlegung.

Denn nur mit einer größeren Schülerzahl könnte man, bei Einführung der Ganztagsschule, den Eltern die Wahl lassen, ob sie für ihre Kinder in diesen Klassenzug schicken, oder in den Halbtag – und diese Freiheit sei ihnen wichtig, betonten die Befürworter von nur noch zwei Grundschulen. Sie favorisieren gleichzeitig ein Ganztagsangebot, das mehr Bildungsgerechtigkeit bedeute, weil bislang die Nachmittagsbetreuung nach dem klassischen Schulschluss am Mittag extra bezahlt werden muss. Und viele Eltern, vor allem Frauen, bräuchten eben diese Zusatzbetreuung, um weiter arbeiten zu können, entgegnete Sibylle Schieck (Elterninitiative pro zwei Standorte) einer Zuschauerfrage, warum man sein Kind denn acht Stunden quasi abschieben wolle. Sie widersprach zudem dem Argument von einer großen, unüberschaubaren Schule mit Schilderungen von einem Besuch jüngst bei der Theodor-Heuglin-Schule in Ditzingen, wo es ein gutes Baukonzept – auch Schaible sprach von Plänen mit vier Pavillons statt einem großen Klotz – und gerade deshalb mehr Räume, pädagogisch sinnvolle Trennungen von Klassen im Unterricht oder die nötigen Rückzugsmöglichkeiten für Inklusionskinder gebe.

Doch auch Harald Schönbrodt, der sich schon 2016 für drei Standorte eingesetzt hatte und Schaible vorwarf, nicht genug für die Umsetzung des damaligen Beschlusses getan zu haben, ist nicht gegen den Ganztag an sich. Er stellte aber Äußerungen von Coels und Schaible infrage, dass das nur an größeren Schulen funktioniere. Sein Credo: „Kurze Beine, kurze Wege“, kleinere Schulen seien auch familiärer. Jeder Stadtteil solle weiter seine Grundschule haben – auch ein Zuschauer wandte im Youtube-Livestream ein, dass es von der Marbacher Straße aus bis zur Kasteneckschule 2,3 Kilometer seien. Doch da entgegnete Schaible, dass man für die zehn Prozent der Kinder, für die die Wege zu Fuß sehr weit wären, ein Schulbuskonzept erarbeite, ebenso sei man im Dialog mit Anwohnern der Kasteneckschule, wo mit mehr Verkehr zu rechnen sei.

Der Bürgermeister warf Schönbrodt auch vor, „mit Halb- oder Unwahrheiten“ zu argumentieren. So sei etwa mit „nur“ 320 statt 400 Schülern in der Kasteneckschule zu rechnen, ebenso seien die in den Raum gestellten Zahlen jetzt noch gar nicht absehbar – Schönbrodt hatte angegeben, der Erhalt der drei Schulen koste im Monat 1250 Euro mehr als nur noch zwei Schulen („Das ist es mir wert“). Und schließlich gebe es weitaus mehr Eltern, die den Ganztag wünschen. Letztlich sei die Entscheidung am Sonntag eine Glaubensfrage. „Aber glauben Sie, dass der Bedarf nach Ganztagsbetreuung in zehn Jahren weniger sein wird?“, so Schaible.