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Benzäcker
Kritiker sehen durch geplantes Gewerbegebiet in Mundelsheim Schaden für Region

Protest: Bei der Kunstaktion in den „Benzäckern“ hat sich eine Bürgerinitiative gegen das Gewerbegebiet gegründet. Foto: Ramona Theiss
Protest: Bei der Kunstaktion in den „Benzäckern“ hat sich eine Bürgerinitiative gegen das Gewerbegebiet gegründet. Foto: Ramona Theiss
Ende Mai findet in Mundelsheim der Bürgerentscheid über die Erschließung des Gewerbegebiets „Benzäcker“ statt. Eine Bürgerinitiative wirbt für den Erhalt der landwirtschaftlich genutzten Flächen an der Autobahn – mit deutlich geringeren Ressourcen als die Befürworter.

Mundelsheim. Die Bürgerinitiative gegen das Gewerbegebiet hatte sich unlängst bei einer Kunstaktion in den „Benzäckern“ gegründet. Etwa 30 Gegner des geplanten Gewerbegebiets markierten mit roten Holzstelen die Umrisse jener Fläche, auf der künftig der Gewerbe- und Innovationspark Mundelsheim entstehen könnte – falls am 29. Mai eine Mehrheit für die Erschließung des 20 Hektar großen Areals stimmt. Bis dahin wollen die Projektgegner alle Möglichkeiten ausschöpfen, um ihre Argumente gegen das Gewerbegebiet in den weiteren Meinungsbildungsprozess einzubringen. Etwa ihre Kritik an der Versiegelung hochwertiger Ackerböden, die aus ihrer Sicht im Widerspruch zu sämtlichen Bemühungen im Klimaschutz steht.

„Jeder Quadratmeter wird vermarktet“

Auch ein Landwirt, der in den „Benzäckern“ Weizen, Mais und Gerste anbaut, protestiert gegen das Vorhaben. Sollte das Gewerbegebiet erschlossen werden, habe er keine Möglichkeit, in der näheren Umgebung Ersatzflächen zu pachten. Der Platz in der Region sei schon jetzt knapp. „Jeder Quadratmeter wird vermarktet“, meint der Landwirt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Regional? Kein Problem: Drum lasst Wiesen und Äcker stehen“ hat er auf ein Schild an der Obsthalle geschrieben, mit dem er seinem Unmut Ausdruck verleiht.

Bürgerinitiative ist ehrenamtlich tätig

Auch zwei weitere Landwirte hätten sich der Bürgerinitiative angeschlossen, sagt Bernd Moritz, der den Widerstand ins Rollen gebracht hat. Moritz ist von der Attac-Ortsgruppe Ludwigsburg-Besigheim, die den Protest wie der BUND-Kreisverband, die Naturfreunde Ludwigsburg und die Zukunftswerkstatt Besigheim unterstützen. Doch dese Gruppierungen sind ehrenamtlich tätig. „Es ist ein Riesenaufwand, so eine Bürgerinitiative zu organisieren“, erzählt Moritz. „Zudem ist der Zeitrahmen bis zum Bürgerentscheid relativ eng gesteckt.“

Die Gemeinde Mundelsheim befürwortet die Erschließung des Gewerbegebiets und wirbt bei diversen Aktionen für ihre Position. Für 60000 bis 70000 Euro wurde ein externes Fachbüro beauftragt, das nun die Bürgerbeteiligung im Vorfeld des Bürgerentscheids organisiert. Bei der Kunstaktion in den „Benzäckern“ bezweifelten Gegner, dass die Informationen – wie im Gemeinderat zugesichert – neutral vermittelt werden. In einem bereits gedruckten Flyer etwa würden ausschließlich positive Argumente aufgeführt, bemängelte der frühere Gemeinderat Gerhard Burk.

Weitere Aktionen sollen geplant werden

Moritz zeigt sich nach dem Auftakt nicht unzufrieden. „Das mit der Bürgerinitiative scheint zu klappen, die Leute haben sich auf Listen eingetragen.“ Nun gehe es darum, weitere Aktionen zu planen. „Wir werden auch versuchen, bei den Infoveranstaltungen der Gemeinde Präsenz zu zeigen“, sagt Moritz. „Leider sind diese Angebote tagsüber, das ist nicht gerade arbeitnehmerfreundlich.“ Vieles hänge nun davon ab, welche personellen Kapazitäten die Bürgerinitiative mobilisieren könne. „Wir wollen den Dialog und werden auf jeden Fall versuchen, uns einzubringen“, betont Moritz. Er wolle auch Kontakt mit Bürgermeister Boris Seitz aufnehmen. Das sei bislang nicht gelungen. Allerdings nicht wegen mangelnder Bereitschaft vonseiten der Verwaltung – „die Terminabsprache hat einfach nicht funktioniert, wir haben aneinander vorbeitelefoniert“.

Die Bürgerinitiative werde jetzt versuchen, verstärkt Mundelsheimer Bürger von der Kritik an dem Großvorhaben, das die Gegner in einem eigenen Flyer als „für die Region schädliches Projekt“ bezeichnen, zu überzeugen. „Es ist wichtig, dass in Mundelsheim selbst Stimmen laut werden“, sagt Moritz. „Sonst entsteht der Eindruck, dass diese Bürgerinitiative von außen aufgepropft werden soll. Wir brauchen die Unterstützung von vielen, um kritische Stimmen einfließen zu lassen.“

Info: Kontakt zu der Bürgerinitiative per E-Mail an bernd.moritz@gmx.net