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Gesundheit
Landkreis unterstützt Hebammen weiter finanziell

Eine Hebamme hört die Herztöne eines Babys ab. Archivfoto: Uli Deck/dpa
Eine Hebamme hört die Herztöne eines Babys ab. Foto: Uli Deck/dpa
Förderung hat ein Volumen von 300000 Euro – Kritik am bürokratischen Aufwand

KREIS LUDWIGSBURG. Die Förderung der Hebammen-Struktur im Landkreis Ludwigsburg stand auf der Tagesordnung der jüngsten Kreistagssitzung. Nach Angaben der Kreisverwaltung gibt es Engpässe in diesem Bereich der Grundversorgung, deshalb sollen Hebammenpraxen dezentral und möglichst flächendeckend gefördert werden. Eltern, so die Überlegung, können dann in ihrer näheren Umgebung eine Praxis aufsuchen. Für die Hebammen entfielen Wegstrecken, ihnen bliebe mehr Zeit für ihre eigentlichen Dienstleistungen.

Nachbesserungsbedarf zeichnet sich ab

Der Kreistag hatte das Förderkonzept bereits im Juli 2020 verabschiedet. Nun aber hat sich Nachbesserungsbedarf ergeben. Denn die Hebammen wünschen sich, dass die ursprünglich als Einmalzahlung geplante Subventionierung aus steuerlichen Gründen auf fünf Jahre gestreckt wird. Die nun von der Verwaltung eingebrachte Beschlussvorlage sah vor, künftig im ersten Förderjahr lediglich einen Einrichtungskostenzuschuss auszuzahlen und die Betriebskostenzuschüsse gleichmäßig auf fünf Jahre zu verteilen. Dafür stellt der Landkreis insgesamt rund 300000 Euro zur Verfügung.

Nur drei Praxen beantragten Zuschüsse

Im vergangenen Jahr haben drei Hebammenpraxen einen Förderantrag gestellt. Laut Kreisverwaltung ist nicht einzuschätzen, wie viele Neuanträge noch eingereicht werden. Über die Gesamtfördersumme hinaus sollen aber keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt werden. Die Zuschüsse laufen vorerst bis 2025, so dass Förderanträge nur noch im laufenden Jahr gestellt werden können.

Die Kreistagsfraktionen waren sich darin einig, dass die Hebammenpraxen finanziell unterstützt werden sollen. Allerdings wurde auch Kritik an den Fördermodalitäten laut. In den vergangenen Jahren seien die Defizite in der Hebammenversorgung im Landkreis deutlich geworden, sagte Christian Herbst (SPD). Deshalb sei es richtig, mit einem Förderkonzept gegenzusteuern. Allerdings, so der Sozialdemokrat weiter, sei die Nachfrage mit den drei von Hebammenpraxen in Ludwigsburg, Oberstenfeld und Besigheim gestellten Anträgen bislang gering.

„Der bürokratische Aufwand ist viel zu hoch“, kritisierte Herbst in der Kreistagssitzung. So müssten die Hebammen beispielsweise die Besuche ihrer Kundinnen detailliert dokumentieren. „Da würden auch Durchschnittswerte reichen“, sagte der SPD-Kreisrat. An die Förderbescheide seien zu viele Auflagen geknüpft. Grundsätzlich sei angedacht, dass die Hebammen etwa vier Siebtel ihrer Arbeitszeit für Mütter und Kinder, die restlichen drei Siebtel für den organisatorischen Aufwand einteilen könnten. „Derzeit stellt sich das aber anders dar“, monierte Herbst

FDP bezweifelt, „dass uns das Programm mehr Hebammen beschert“.

Sein Fazit: „Wir wollen mehr Hebammen, also müssen wir Bürokratie abbauen.“ Eben dieses Anliegen habe Landrat Dietmar Allgaier, als er sein Amt vor zwei Jahren antrat, ausdrücklich formuliert. „Jetzt können Sie Bürokratie abbauen, die Hebammen werden es Ihnen danken“, wandte sich Christian Herbst direkt an den Landrat.

In ihrer Fraktion sei umstritten, „ob uns diese Förderung mehr Hebammen beschert“, meinte Kreisrätin Viola Noack (FDP). Sie forderte die Kreisverwaltung dazu auf, in etwa einem Jahr über die erzielten Fortschritte zu berichten. „Wir wollen wissen, ob sich die Situation in der Hebammenversorgung bis dahin verbessert hat.“ Die Kreisverwaltung müsse zudem Kontakt mit den Krankenkassen aufnehmen und bei diesen auf höhere Zahlungen an die Hebammen drängen. „Das ist nicht Aufgabe der Kommunen“, so Noack.

Landrat Dietmar Allgaier sagte zu, dass die Kreisverwaltung das Gremium über den weiteren Verlauf des Förderprogramms auf dem Laufenden halten wird. Der Kreistag stimmte der Beschlussvorlage ohne Ausnahme zu.