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LKZ Online-Talk
Markgröninger Bürgermeister-Kandidaten bekennen sich zu Schäferlauf wie vor Corona und mehr Gewerbe

LKZ-Redakteur Philipp Schneider (ganz rechts) im Gespräch mit den Bürgermeisterkandidaten (v.li.) Jens Hübner, Stephan Reh, Matthias Röttgermann und Arndt Zwicker. Foto: Andreas Becker
LKZ-Redakteur Philipp Schneider (ganz rechts) im Gespräch mit den Bürgermeisterkandidaten (v.li.) Jens Hübner, Stephan Reh, Matthias Röttgermann und Arndt Zwicker. Foto: Andreas Becker
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Vor der Bürgermeisterwahl am Sonntag trafen vier Bewerber aufeinander – Finanzielle Lage der Stadt bereitet allen Sorge

Markgröningen/Ludwigsburg. Es war lange Zeit unvorstellbar, dass so eine Veranstaltung wie am Montag im LKZ-Verlagsgebäude stattfindet: Nach 32 Jahren wird bei der Bürgermeisterwahl in Markgröningen am kommenden Sonntag erstmals nicht mehr der Name Rudolf Kürner auf dem Zettel stehen, wie Steffen Pross, stellvertretender Redaktionsleiter, in den Abend einführte. Und die vier lokalen Kandidaten, die sich um seine Nachfolge bewerben, konnten sich den Zuschauern auch nicht hautnah präsentieren, sondern pandemiebedingt im Online-Format. Und so standen der Kämmerer von Oberriexingen Jens Hübner (36 Jahre alt), Fuhrparkleiter und Elternbeirat Stephan Reh (52), Bosch-Projektmanager Dr. Matthias Röttgermann (53) und Servicetechniker Arndt Zwicker (52) an je einem Stehtisch und mit viel Abstand LKZ-Redakteur Philipp Schneider Rede und Antwort.

Die Pandemie war es auch, die nach der kurzen Vorstellung die erste Fragerunde beherrschte. Einig waren sich dabei alle vier, dass der Schäferlauf nach zwei Absagen in diesem Jahr unbedingt wieder stattfinden müsse. Denn jeder weitere Ausfall werde es immer schwieriger machen, das Fest wiederzubeleben, so Hübner. Sowohl die ehrenamtlich Aktiven wie auch die Händler und Standbetreiber sowie die Bevölkerung bräuchten das Fest, und zwar über die üblichen vier Tage, sagte Röttgermann auf die Frage nach einer schon mal aufgebrachten möglichen Reduzierung. Unvorstellbar ist es auch, wie Ludwigsburg beim Pferdemarkt auf die Umzüge zu verzichten, so Zwicker, schließlich zählten diese zu den schönsten und historischsten im Kreis. Weil keiner aber derzeit wisse, wie die Coronalage im Sommer sein werde, benötige man entsprechende Konzepte in der Schublade, so der Tenor.

Großes Defizit nicht nur wegen Schäferlauf

Die sind eigentlich angesichts eines jährlichen Defizits im mittleren sechsstelligen Bereich auch pandemieunabhängig nötig, wollte Philipp Schneider Ideen hören, wie die Kandidaten den Schäferlauf auf gesündere finanzielle Beine stellen wollen. Doch damit taten sich alle schwer – auch die beiden GAL-Stadträte Röttgermann und Zwicker, die wie Hübner (SPD Schwieberdingen) ihr kommunalpolitisches Mandat in der Vorstellungsrunde unerwähnt ließen. Denn der Schäferlauf gehöre zur Stadt, sei Unesco-Kulturerbe, und ihn über das Geld zu definieren, sei „der völlig falsche Weg“, so Zwicker. Selbstverständlich müsse man auf die Finanzen achten, aber wenn man nur das tue, müsste eine Kommune vieles streichen, wie Kinderbetreuung, Sporthallen und mehr, spannte Hübner den Bogen. Bei genauer Prüfung finde man aber sicher Einsparpotenzial, jedes Jahr einen kleinen Prozentsatz, ergänzte Reh.

Ob es angesichts der Markgröninger Haushaltslage mit einem Schuldenstand in zweistelliger Millionenhöhe nicht ein Himmelfahrtskommando sei, nun Markgröninger Stadtchef werden zu wollen, schloss sich der nächste Themenbereich an. „Für meine Heimatstadt? Niemals!“, entgegnete Arndt Zwicker, der schon in der Vorstellungsrunde auf seine Verbundenheit verwiesen hatte und von sich sagte, er könne die Bedürfnisse der Stadt und der Bürger am besten einschätzen. Man dürfe angesichts der Finanzlage und gleichzeitig vielen Aufgaben – etwa im Bereich der Schulen – nicht in Schockstarre verfallen. „Es ist eine Herausforderung, aber die nehmen wir zusammen an, kämpfen und kriegen das zusammen hin“, sagte er. Ähnlich Hübner, der zuvor gesagt hatte, dass es schon immer sein Wunsch gewesen sei, Bürgermeister zu werden. „Einfach kann jeder.“ Ihm schwebt vor, mehr Zuschüsse zu generieren – ähnlich Röttgermann, der klar sagte, dass da zu wenig erreicht wurde – und über Spenden von privat und Kooperationen mit Unternehmen Entlastung zu bringen. Als Beispiel nannte Hübner den Bau eines dann an die Stadt vermieteten Kindergartens auf dem Dach eines Discounters in Bietigheim-Buch. Reh würde den Fokus darauf legen, umsatzstarke Unternehmen in die Stadt zu locken – und weniger, den Bürger stärker zu belasten.

Höhere Gewerbesteuereinnahmen als Ziel

Hoffnung setzen alle vier deshalb in das interkommunale Gewerbegebiet bei Schwieberdingen, das Hübner am liebsten gleich nach Norden, auf eigene Gemarkung, erweitern würde – auch wenn das noch mehr Fläche versiegele, was Reh kritisierte. Doch mehr Fläche bedeute mehr Mitspracherecht als bei der aktuell geplanten Rolle als Juniorpartner. Markgröningen müsse aber zwingend dabei sein, schließlich werde man vom Verkehr betroffen sein, sagte Hübner – ähnlich äußerten sich die anderen drei, wobei Reh und Röttgermann auch Ausstiegsszenarien nannten, vor allem, wenn bei der Verteilung und Vermarktung Markgröninger Firmen zu kurz kämen. Alternativen für die Ansiedlung von Gewerbe hatten Zwicker und Röttgermann – letzterer hatte das schon in seiner Vorstellung als Themenschwerpunkt genannt – ohnehin parat: das alte Ziegelei-Gelände, und Reh nannte Flächen an der Möglinger Straße, die man sinnvoller nutzen könne.

Welche Ideen die Kandidaten noch haben, lesen Sie in der Mittwochsausgabe.

Info: Der LKZ-Online-Talk ist weiterhin abrufbar unter www.lkz.de/impulse.