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Verkehr
Markgröninger Bürgermeisterkandidaten lehnen Nordumfahrung ab

LKZ-Redakteur Philipp Schneider (ganz rechts) im Gespräch mit den Bürgermeisterkandidaten (v.li.) Jens Hübner, Stephan Reh, Matthias Röttgermann und Arndt Zwicker. Foto: Andreas Becker
LKZ-Redakteur Philipp Schneider (ganz rechts) im Gespräch mit den Bürgermeisterkandidaten (v.li.) Jens Hübner, Stephan Reh, Matthias Röttgermann und Arndt Zwicker. Foto: Andreas Becker
Wie viele Kommunen im Landkreis ist Markgröningen staugeplagt. Die Verkehrssituation stand am Montagabend auch beim LKZ-Online-Talk zur Bürgermeisterwahl am kommenden Sonntag im Fokus. In einem Punkt waren sich die Kandidaten einig: Eine Nordumfahrung kann die Probleme nicht lösen.

Markgröningen. Er werde sich bei einem Wahlerfolg gegen die Vollendung der Nordumfahrung einsetzen, versicherte Matthias Röttgermann, als er von LKZ-Redakteur Philipp Schneider auf das Thema angesprochen wurde. „Neue Straßen ziehen mehr Verkehr an, das ist ein Fakt“, sagte der 53-jährige Bosch-Projektmanager während des Online-Talks. „Die Nordumfahrung würde nah am Naturschutzgebiet Leudelsbach verlaufen und eine finanzielle Belastung darstellen.“

Kurzfristig könne das Projekt die Verkehrsbelastung in Unterriexinger Straße und Schillerstraße zwar von derzeit 10000 auf 5000 Fahrzeuge reduzieren. Auf der Nordumfahrung seien dann aber weitere 7000 Fahrzeuge unterwegs. „Das wären 20 Prozent mehr Verkehr, der in Unterriexingen ankommt. Man muss die Probleme anders lösen.“

Etwa durch flächendeckende Tempo-30-Limits und den Ausbau von Radwegen wie der Schnellverbindung zwischen Vaihingen und Stuttgart, die laut Prognose künftig von 2000 Radlern am Tag genutzt werde. Röttgermann: „Wir können es schaffen, ein Drittel des Verkehrs vom Auto wegzubekommen.“

Neue Straßen nicht mehr zeitgemäß?

Eine fertige Nordumfahrung brauche es nicht, sagte auch Arndt Zwicker. „Es ist nicht mehr zeitgemäß, neue Straßen zu bauen.“ Der Verkehr sei da, sagte der 52-jährige Servicetechniker. „Das Problem ist selbstgeschaffen, eine Geißel unseres Luxus.“ Deshalb müssten sämtliche Lösungsvorschläge auf den Prüfstand gestellt werden. Als Bürgermeister werde er sich für intensivere Verkehrskontrollen einsetzen, insbesondere in Unterriexingen. Für die Umsetzung auf der Durchfahrtsstraße ist das Ludwigsburger Landratsamt zuständig. „Denen muss man als Bürgermeister auf die Füße treten“, so Zwicker. „Da muss täglich kontrolliert werden, nicht nur einmal im Vierteljahr.“

Eine Erweiterung der Stadtbahntrasse vom Bahnhof in die Innenstadt sieht Zwicker kritisch. „Das wird technisch schwierig, ich kann mir das in der engen Altstadt nicht richtig vorstellen. Wichtiger wäre erst mal, die Bewohner von Unterriexingen, Talhausen und Hardt- und Schönbühlhof zum Bahnhof zu bringen.“

Auch Stephan Reh, 52, sprach sich für „restriktivere Kontrollen“ aus. Zudem könnten an manchen Stellen bauliche Projekte wie eine Einengung der Straßenbreite die angespannte Verkehrssituation entschärfen. Auch Tempo 30 sei ein geeignetes Werkzeug, funktioniere in Markgröningen aber nicht überall. Auf bestimmten Abschnitten von Hauptverkehrsstraßen wie der Möglinger Straße sei eine Reduzierung auf 40 Stundenkilometer der richtige Weg, um die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.

Entlastung durch vierspurige B10?

„Wir müssen den Verkehr in der Stadt drastisch reduzieren“, betonte Reh, der den Fuhrpark eines Sanitärunternehmens leitet. Die Nordumfahrung sei aber keine Lösung, „so verlagern sich die Probleme nur von Unterriexingen nach Markgröningen“. Um die Verkehrsströme am Gewerbepark Eichwald bei Sachsenheim zu kanalisieren, sei ein Ausbau der B10 erforderlich.

Dieser Ansicht ist auch Jens Hübner, Stadtkämmerer von Oberriexingen. Der Verkehr im Eichwald werde in den kommenden Jahren weiter zunehmen und müsse über Bietigheim-Bissingen und die vierspurig ausgebaute B10 abfließen. Zudem will der 36-Jährige, auch mit Blick auf das geplante interkommunale Gewerbegebiet in Schwieberdingen, die künftige Stadtbahntrasse für den Güterverkehr öffnen. „Die Strecke gibt das her, wir müssen den Verkehr vom Lkw auf die Schiene bringen.“

Radwege und öffentlicher Nahverkehr müssten attraktiver werden, denn der Autoverkehr werde auf lange Sicht nicht weniger. „Viele benötigen das Auto“, so Hübner. „Mit Carsharing und einer vernünftigen öffentlichen Ladeinfrastruktur kann man von der hohen Anzahl der Autos runterkommen.“

Info: Der gesamte Online-Talk zur Bürgermeisterwahl ist auf lkz.de/impulse, LKZ-Youtube-Kanal und Instagram zu sehen.